Tierarzt überlegt

Hitze: Ventilator für Fiakerpferde könnte helfen

Salzburg
17.08.2024 07:00

Der Standplatz an der Domfassade ist schattig, die Kutschpferde brauchen an heißen Sommertagen besonders viel Wasser: Fiaker wie Martina achten auf das Tierwohl. Doch es gibt seit Jahren auch viel Kritik. Soll hitzefrei gesetzlich verpflichtend verordnet werden? Ein „Krone“-Besuch am Standplatz beim Dom.

Im August wirft der Dom lange Schatten über den Fiakerplatz: „Ihr Fell ist trocken“, macht Kutscherin Martina von der Fiakerei Süß bei Dori und Speedy den Hitzetest. Sie achtet darauf, dass es ihren Pferden gut geht: An heißen Tagen werden sie noch öfter aus Kübeln getränkt. Bis zu 40 Liter sind es pro Tag und Pferd. Wer rasch ermüdet, wird nicht auf Tour geschickt. „Eines unserer Pferde bleibt im Sommer generell daheim“, erzählt sie, dass die Tiere auf Temperaturen individuell reagieren. Ein anderes Pferd sei „eine richtige Frostnase“ und habe im Winter Pause.

Thema „Hitzfrei“ spaltet die Gemüter
„Ich bin keine Tierquälerin“, meint Martina, dass Beschimpfungen schon auch nahe gehen. Sie hört aber oft auch das Gegenteil von Fans, wie jenen Schweizern, die gerade zusteigen: „Es ist Nostalgie.“ Kutscherin und Tier sind eingespielt: „Die Pferde kommunizieren ja auch“, bemerkt Martina sofort, wenn etwas nicht stimmt. Auch das Veterinäramt des Magistrats ist laufend am Stand zu Gast und führt Temperaturmessungen durch. „Wir überprüfen das regelmäßig“, so Leiterin Constanze Antosch. Beanstandungen gab es bisher nicht. 

Wasser gibt es genug: Kutscherin Martina mit Speedy und Dori (Bild: ANDREAS TROESTER)
Wasser gibt es genug: Kutscherin Martina mit Speedy und Dori

Fiakertouren im Schritttempo seien keine große Anstrengung für die Pferde, meint Tierarzt Christof Katzlberger. Auch höhere Temperaturen stuft er nicht als gefährlich ein. Der kleine Rundkurs in der Stadt beinhaltet keine kräfteraubenden Steigungen. Bester Beweis dafür sei, dass auch Tiere in hohem Alter noch fit und gesund ihre Runden drehen. Mit Turnieren sei der Stress nicht zu vergleichen. Mögliche Kühlung könnten Ventilatoren am Residenzplatz bringen. „Das wäre nicht mal schwierig umzusetzen“, denkt Katzlberger laut darüber nach.

Lauter ist die Forderung nach einem Gesetz, denn nach intensiven Diskussionen und mehreren Vorstößen der Tierschützer gilt in Salzburg seit der Vertragsverlängerung mit der Stadt vor einem Jahr keine Temperatur-Grenze. Die Fiaker entscheiden sich derzeit freiwillig, ob sie bei Hitze zu Hause bleiben. In diesem Sommer war das erst einmal der Fall.

Bernhard Carl (Grüne) will Temperaturmessungen direkt am Platz. Außerdem fordert er genauso wie Tierschützer Georg Prinz (Verein gegen Tierfabriken) hitzefrei schon ab 30 Grad. Salzburg sei österreichweit die Stadt mit der aus Tierschutzperspektive schlechtesten Fiaker-Regelung, kritisiert Prinz. 

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