„Rasche Impfkampagnen“

Mpox-Fälle in Europa: Rendi-Wagner schlägt Alarm

Ausland
16.08.2024 16:09

Das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) rechnet nun auch in Europa mit einem Anstieg der Fälle von Mpox (Affenpocken). Das betonte die Ex-SPÖ-Chefin und nunmehrige ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner. Das Risiko einer Situation wie bei Corona bestehe derzeit nicht, Afrika brauche aber Unterstützung.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch wegen einer neuen Variante der Mpox-Viren (Affenpocken) in Afrika ihre höchste Alarmstufe aktiviert und eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC) ausgerufen.

„Wir beobachten gemeinsam mit der WHO die Situation natürlich in Afrika und sind auch hier in engem Kontakt mit dem afrikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle“, erläuterte Rendi-Wagner am Freitag im Ö1-„Mittagsjournal“.

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Was derzeit aufgrund der Datenlage nicht gegeben ist, ist die Gefahr, dass es zu einem großen europäischen Ausbruch wie in Afrika kommt.

Pamela Rendi-Wagner, Epidemiologin und ehemalige SPÖ-Gesundheitsministerin

Reiserückkehrer mit Symptomen rasch identifizieren
Menschen aus Europa hätten erst dann „ein hohes Risiko“ einer Ansteckung, wenn sie eine Reise in die betroffenen Gebiete in Afrika planen und „engen Kontakt mit der dort heimischen Bevölkerung haben oder häufige sexuelle Kontakte pflegen“. Reiserückkehrer mit Mpox-Symptomatik müssten rasch identifiziert werden.

Elektronenmikroskopische und eingefärbte Aufnahme des Affenpocken-Erregers (Bild: NIAID)
Elektronenmikroskopische und eingefärbte Aufnahme des Affenpocken-Erregers

Mehr als 500 Todesfälle im Kongo
„In Afrika schaut die Situation ganz anders aus. Im Kongo alleine gibt es 16.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle. Das ist ein Anstieg von 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und die Dunkelziffer, die liegt vermutlich noch viel höher“, berichtete Rendi-Wagner.

Impfkampagnen
Der Ausbruch in Afrika sei „alles andere als unter Kontrolle“. Es gelte, die Testkapazitäten extrem zu erhöhen und „breite, rasche Impfkampagnen in Afrika zu platzieren“. Dazu brauche es die Hilfe und Unterstützung Europas und der USA, die bereits angelaufen sei.

Affenpocken-Impfstoff (Bild: APA/KLAUS TITZER)
Affenpocken-Impfstoff

Bisher 348 Fälle in Österreich gemeldet
In Österreich sind Mpox-Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle seit der Häufung von Fällen in Europa im Jahr 2022 meldepflichtig und „das Infektionsgeschehen wird genau beobachtet“, hieß es am Freitag aus dem Büro von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Seit Beginn des weltweiten Ausbruchs vor zwei Jahren wurden in Österreich 348 Mpox-Fälle gemeldet. Davon wurden elf Fälle im Jahr 2023 und bisher zehn Fälle im Jahr 2024 registriert.

Mpox

  • Mpox hießen früher Affenpocken, weil sie zufällig erstmals bei Affen nachgewiesen worden waren.
  • Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus verwandt.
  • Der Erreger löst vor allem Hautausschlag aus, aber auch Fieber und Muskelschmerzen.
  • Es gibt zwei Impfstoffe, aber bei Weitem nicht genügend Dosen in Afrika.

Die diagnostischen Möglichkeiten in Österreich erlauben die Typisierung jeder Mpox-Infektion, eine Infektion mit Viren der neuen Variante Klade-Ib wäre daher nachweisbar, wurde betont. Eine Anpassung der seit 2022 mehrfach aktualisierten Standardverfahrensanleitung zum behördlichen Vorgehen bei Mpox-(Verdachts-)Fällen, die den Umgang mit Infizierten sowie Kontaktpersonen regelt, werde „im Moment nicht als notwendig erachtet“.

In Österreich noch 34.000 Mpox-Impfdosen lagernd
Derzeit stehen noch rund 34.000 Mpox-Impfdosen in Österreich zur Verfügung. Der Großteil davon lagert bei minus 80 Grad und sei daher noch viele Jahre haltbar. Bisher wurden etwa 6.900 Mpox-Impfungen im E-Impfpass eingetragen. „Der überwältigende Anteil davon wurde im Rahmen des letzten großen Ausbruchsgeschehens im Jahr 2022 verabreicht. Seither war die Nachfrage sehr gering“, teilte das Gesundheitsministerium mit.

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