Am letzten der vier Frequency-Tage kannte das Wetter endlich doch noch ein Erbarmen – dreieinhalb Tage Gluthitze endeten mit erfrischendem Regen, einem bestens gelaunten Peter Fox und einem fokussierten Money Boy. Die 2025er-Edition steht auch schon: Sie findet von 14. bis 16. August statt.
Spät, aber doch – in der Endphase des diesjährigen Frequency Festivals öffnet der Himmel doch noch seine Schleusen und sorgt für erlösendes Nass, allerdings nicht wirklich für eine erlösende Abkühlung. Während der Wiener Rapper Money Boy seine letzten Töne der Zugabe spielt, brechen die Wolken und setzen den Green Park für eine gute halbe Stunde ordentlich unter Wasser. Nach dreieinhalb Tagen Gluthitze und nur temporärer Bewölkung ist der Wetterumschwung eine wohlige Abwechslung, die in den Besuchern ein letztes Mal ungeahnte Energien freisetzt. Zum Abschluss fahren die Veranstalter mit Rap-Acts aus allen Generationen auf und mischen dabei ein bisschen EDM und Singer/Songwritertum darunter. Der Terminus „querbeet“ trifft wohl am akkuratesten auf das Frequency zu.
Besser in der Norm bleiben
Vor den nassen Tropfen galt es aber noch einige Hitzestunden zu überstehen. Das wiederum ist gleichbedeutend mit einer verschwindend geringen Anzahl an Fans, die sich etwa auf der Space Stage vom britischen TikTok-Hype Beth McCarthy verzaubern lässt. Die Mischung aus bekömmlichem Pop und glatter Punk-Attitüde fügt sich passgenau in das Festival ein. Ein bisschen frech darf es zwischendurch sein, aber bitteschön keine Grenzen sprengen und schön in der Norm bleiben. Ein sogenannter „Normie“ ist McCarthys Landsmann Sam Tompkins, der stellvertretend für die gefühlt 282.491 Singer/Songwriter seine lebensschweren Preziosen im möglichst akustischen Korsett vor die Bühne wirft – allerdings mit dem Unterschied, dass Tompkins auch das nötige Charisma hat, um sich aus dem Gros des Mitbewerbs herauszuschälen.
Während DJ Southstar die Space Stage mit austauschbaren Beats beschallt, fährt auf der Green Stage der Trash-Faktor hoch. Der frisch rehabilitierte Holländer Joost Klein (er wurde im Mai in Malmö nach einem Vorfall mit einer Kamerafrau vom Song-Contest ausgeschlossen, vor wenigen Tagen aber von allen Vorwürfen freigesprochen), der mit Ski Aggu und dem Quasi-Remix des Otto-Stücks „Friesenjung“ zu größerer Bekanntheit kam, schickt seine an die 90er-Jahre angelehnten Eurodance-Techno-Stücke möglichst ungefiltert über das steinige Gelände und bekommt dabei viel Zuspruch von der Sonnenbrillen- und Fun-T-Shirts-tragenden Partymeute. Ein ums andere Mal feiert er in seinen Zwischenansagen Money Boy und versucht währenddessen, mit möglichst wenig Anspruch und Niveau über die Runden zu kommen. Resümee: Es gelang erfolgreich.
Fokus richtig ausgerichtet
Money Boy lässt vorab noch dem deutschen Rapper Souly den Vortritt und konzentriert sich selbst auf eine basischere, Old-School-angelehnte Setlist, bei der neben Klassikern wie „Monte Carlo“ und neueren Hits wie „Lackfarbe ist Mango“ auch auf die alten Klassiker „Gucci und Prada“ und natürlich „Dreh den Swag auf“ setzt. Seine aus mehreren Personen bestehende Crew unterstützt ihn auf der Bühne mit Beats, Tanz und Gesang, der „Boi“ selbst zeigt sich mit dicker Kette, gelbem Hemd und viel Bewegungsfreude begeistert von der ihm zujubelnden Crowd. Wie schon vor etwa einem Monat beim Rolling Loud in Ebreichsdorf, zeigt sich der Wiener auch beim Frequency in guter Verfassung. Der Fokus auf Sound und Karriere tut Money Boy jedenfalls sehr gut.
Dass die Menschen während seines Auftritts zunehmend gen Space Stage abwandern, liegt an RIN. Der Deutsche gehört zu einer jüngeren Charge an Rappern, die bei der Generation Z einen besonders dicken Stein im Brett haben. So füllt sich der Flächenbereich auch das erste Mal amtlich und die Fans kommen trotz des stellenweise wild-tobenden Regens voll auf ihre Kosten. Auch Jazeek und Makko gehören den „jungen Wilden“ an, die sich auf der Green Stage um das Publikum von Money Boy bemühen und dabei durchaus ihre Erfolge und Zusprüche dafür einräumen. Dass aber auch alte Besen gut kehren, beweist Sido auf der Space Stage. Während Bushido unlängst sein musikalisches Karriereende bekanntgab, ist der 43-jährige Sido noch voll im Saft und liefert eine überraschend energetische Show mit frecher Schnauze und allen großen Hits von „Bilder im Kopf“ über „Mit dir“ bis hin zu „Mein Block“. Dazu erinnert er, dass er „Dominic Heinzl richtig auf die Fresse“ gegeben habe. Jeder internationale Künstler hat so seine eigenen Erinnerungen an Österreich.
Gelungener Headliner-Kontrast
Das Headliner-Duell ist indes doch wieder ungleich. Auf der einen Seite gibt „Stadtaffe“ Peter Fox einen Dancehall-durchtränkten Headliner-Auftritt par excellence und vermittelt genau das, was vielen anderen Headlinern an den Vortagen fehlte: Lockerheit, Charisma, ein lässiges Auftreten und eine originäre, mitreißende Musik. Neben Songs wie „Alles neu“ oder „Haus am See“ bleibt auch noch genug Raum für ein paar Seeed-Cover – ein Triumphzug, der am 15. September in der Wiener Stadthalle schon bald seine Indoor-Fortsetzung findet. Indes beschließt Donaustadts bekanntester Rap-Sohn Yung Hurn das Festival auf der Green Stage. Die ganz dicken Jahre sind vorbei, aber beim Quasi-Heimspiel kann er noch immer auf eine begeisterte Anzahl an Fans bauen, die ihn und seine durchaus provokanten Texte feiern.
Auf der Space Stage sollte eigentlich Gigi D’Agostino für hohe Stimmung zum Festivalabschluss sorgen, nach seiner Absage dürfen sich dafür die Lokalmatadore Camo & Krooked beweisen, bevor das große Abschlussfeuerwerk gleichzeitig auch die kurze, aber üppige Festival-Saison 2024 beendet. Bevor es in einen in puncto Großereignisse deutlich geruhsameren Herbst geht, ist natürlich schon längst alles für die nächste Sause vorgeplant. Das Frequency Festival 2025 findet von 14. bis 16. August statt – ein eventueller Zusatztag ist je nach Künstlerangebot immer möglich. Karten gibt es übrigens schon ab heute, Sonntag, unter www.frequency.at. Zur Überbrückung kann man schon mal überlegen und diskutieren, wer nächstes Jahr aller die Green-Park-Bühnen betreten wird.
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