Die MotoGP feierte am Wochenende in Spielberg ein Spektakel. Aus Fahrersicht ohne österreichische Beteiligung – aber warum eigentlich?
Im Rahmen der Motorrad-Weltmeisterschaft in Spielberg haben am Wochenende zwei österreichische Nachwuchshoffnungen ihr Potenzial gezeigt. Der 18-jährige Jakob Rosenthaler debütierte in der drittklassigen Moto3-WM nach einem soliden Rennen mit einem 22. Platz, der 20-jährige Leo Rammerstorfer fuhr im Red Bull Rookies Cup zweimal in die Top Ten. Ihre Karrieren starteten die beiden Oberösterreicher allerdings mit einem klaren Nachteil gegenüber der internationalen Konkurrenz.
„Wenn man nichts sät, kann man nicht ernten“
Denn Rosenthaler und Rammerstorfer entschieden sich erst im Alter von etwa 14 Jahren, definitiv eine Motorrad-Laufbahn einzuschlagen. „Wie soll ein Österreicher in dem Alter so stark sein, wenn er gegen Länder fährt, wo die Jungs seit dem achten Lebensjahr auf Topniveau fahren?“, fragte die rot-weiß-rote Motorrad-Legende August „Gustl“ Auinger im APA-Gespräch. Viele Jahre habe er auf die Frage, wo denn der nächste Österreicher in der Motorrad-WM sei, geantwortet: „Wenn man nichts sät, kann man nicht ernten.“
Der 69-Jährige gewann zwischen 1985 und 1986 fünf WM-Läufe in der Klasse bis 125 ccm und ist damit der bis dato letzte heimische GP-Sieger. Der bisher letzte Österreicher in der MotoGP war Martin Bauer, der 2013 dank einer Wildcard aber nur zwei Rennen bestritt. In der Moto3 war zuletzt Maximilian Kofler in den Saisonen 2020 und 2021 aktiv. Selten schaffen es heimische Talente in die Weltspitze des Motorrad-Straßenrennsports, was unter anderem an der internationalen Konkurrenz, aber auch an der heimischen Infrastruktur liegt. Rosenthaler muss oft im Ausland trainieren. „Wir fahren relativ viel, müssen aber in die Slowakei oder nach Ungarn ausweichen. Auch Kartbahnen gibt es wenige und im Winter stationieren wir uns mit einem Wohnmobil in Spanien“, erklärte der Linzer. Im Sommer seien die Wetterbedingungen sogar besser als in Spanien, „aber uns fehlt die Strecke“, beklagte er. „In Spanien und Italien ist es mehr Volkssport als in Österreich“, betonte Rammerstorfer.
Auch die finanziellen Hürden sind im Motorsport traditionell hoch und bewegen sich im Nachwuchs pro Saison im fünfstelligen Bereich. Mit der „Road to MotoGP“ unterstützt der Rechteinhaber Dorna Sports ambitionierte Nachwuchsfahrer im Rahmen von Bewerben und Programmen, „wirtschaftliche Faktoren sollten keine Rolle spielen“, heißt es. Seit 2007 gibt es den Red Bull Rookies Cup, wo die mindestens 14 Jahre alten Fahrer lediglich für Anreise und Unterkunft selbst aufkommen müssen.
Um es dorthin zu schaffen, benötigt es aber schon ein gutes Niveau, da der Red Bull Rookies Cup mit KTM-Bikes als Sprungbrett zur Moto3-WM dient. Seit 2022 gibt es deshalb im Rahmen einer internationalen Serie die MiniGP in Österreich mit fünf Rennwochenenden, die Teilnehmer müssen mindestens zehn Jahre alt sein. In beiden Nachwuchsserien fungiert Auinger als Schirmherr. „Wir merken, dass es Kinder gibt, die den Sport für sich entdecken“, sagte Auinger. Falls ein Talent allerdings darüber hinaus trainieren und testen will, fehlen die Möglichkeiten, ergänzte der ServusTV-Experte.
„Wenn Österreich das will, würde es gehen“
Für die Streckenproblematik sieht Auinger durchaus Lösungen. „Es gibt Kartstrecken in Österreich, die wären für die MiniGP fantastisch. Nur haben diese Strecken keine Genehmigung für die MiniGP“, erklärte er. Die Streckenbetreiber hätten Angst, mit dem Ansuchen einer Genehmigung schlafende Hunde zu wecken und damit ihren Betrieb zu verlieren. „Es ist ein sehr sensibles Thema.“ In Spanien stehe die Nation dahinter, „bei uns noch nicht“, sagte Auinger über den Sport, der oft wegen seiner Lärm- sowie Umweltbelastung kritisiert wird. „Wenn Österreich das will, würde es gehen.“
Mit Rosenthaler und Rammerstorfer sammelten die beiden heimischen Zukunftshoffnungen jedenfalls schon wertvolle Erfahrungen im Red Bull Rookies Cup. Nebenbei sind die beiden Landsmänner derzeit auch Teamkollegen in der „JuniorGP“ in Spanien, wo ebenfalls Moto3-Bikes gefahren werden. In einigen Jahren wollen sich die beiden den Traum von der MotoGP erfüllen, trotz des Startnachteils.
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