Triumphaler Empfang

Volksheldin Khelif: Bilder wie einst bei Schranz

Sport-Mix
19.08.2024 10:57

Die Bilder erinnern ein wenig an Karl Schranz‘ triumphalen Empfang am Wiener Heldenplatz 1972. Ebenfalls nach einem Olympia-Aufreger, allerdings explizit keinem (!) Ausschluss, wurde Imane Khelif, die „männliche Boxerin“, am Wochenende in ihrer Heimat wie ein(e) Volksheld(in) gefeiert.

Die Straßen vollgestopft mit schier enthusiasmierten Fans, Jubelkundgebungen, ein oben offener Bus mit dem Superstar drauf, der stolz die Goldmedaille in die Menge reckt und sich anschließend feiern lässt – die Bilder, die der Empfang für Imane Khelif abwarf, haben Blockbuster-Potenzial. Sie habe den „Gipfel des Stolzes und der Ehre“ erreicht, schreibt Khelif selbst. Die algerische Box-Olympiasiegerin wurde am Freitag in ihrer Heimat Tiaret, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Algerien, im großen Stil empfangen. Zigtausende Fans ließen die als „männliche Boxerin“ in Paris berühmt gewordene 24-Jährige wie eine Volksheldin hochleben. Und sie genoss das Bad in der Menge sichtlich.

„Überwältigende Liebe“
„Danke, Tiaret, danke“, sagt Khelif via Instagram. Sie habe ein „überwältigendes Gefühl der Liebe“ erfahren. Die Unterstützung ihrer Landsleute werde „immer im Herzen bleiben“.

Zwei Tage zuvor war Khelif auch schon vom algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune empfangen worden.

Khelif mit Präsident Tebboune (Bild: AFP/APA/ALGERIAN PRESIDENCY FACEBOOK PAGE)
Khelif mit Präsident Tebboune

Viel Ehre für die Goldmedaillengewinnerin, nachdem sie zuvor viele – bildliche, mediale – Prügel hatte einstecken müssen. Bei der WM im Vorjahr war sie wegen des ihr attestierten Y-Chromosoms noch für die Frauenbewerbe gesperrt gewesen, bei Olympia in Paris war sie startberechtigt. Und nutzte ihren (naturgegebenen?) Kraftvorteil aus. Gold ging relativ ungefährdet an sie. Das zog Debatten noch und nöcher nach sich. Auch wenn sich im Laufe der Spiele herausstellte, dass Khelif – anders als ursprünglich kolportiert – als Frau geboren wurde und auch immer als solche lebte. Das Y-Chromosom kann sie dennoch nicht wegdiskutieren. Weswegen viele Beobachter und Experten eine eigene Kategorie für diese Menschen forderten, die weder dem Männer- noch dem Frauen-Boxen zuordenbar ist.

Wie Karl Schranz
Sei‘s (vorerst) drum – ein Aufreger bei Olympia und dann daheim als Volksheld gefeiert und im großen Stil empfangen werden? Da werden die rot-weiß-rot-sporthistorisch aufgeladenen Synapsen aktiviert. Auch Ski-Idol Karl Schranz wurde einst, vor über 50 Jahren, von Zigtausenden in seiner Heimat empfangen. Am Wiener Heldenplatz ging am 8. Februar 1972 buchstäblich die Post ab, als Schranz aus Sapporo zurückkehrte.

Historische Szene: Karl Schranz 1972 am Balkon des Kanzleramtes (Bild: APA/Fritz Kern/Önb Bildarchiv/Orf Ar)
Historische Szene: Karl Schranz 1972 am Balkon des Kanzleramtes

„Wenn, dann alle“ 
Anders als Khelif wurde ihm das Antreten allerdings gar nicht erst gestattet. Das IOC sah in Schranz‘ Interpretation seines Sports die Amateurregel verletzt. Ein simples Zeitungsfoto hatte gereicht, um zu diesem Schluss zu kommen. Schranz hatte bei einem Fußball-Hobbymatch ein Leiberl mit dem Logo einer Kaffeemarke getragen. Zu viel Kommerz, zu viel Profitum für den damaligen IOC-Boss Avery Brundage, der es auf die Alpinen schon länger abgesehen hatte. Schranz musste – weil als damals schon zweifacher Weltcupsieger am prominentesten – als Bauernopfer herhalten. „Wenn, dann hätten alle ausgeschlossen werden müssen“, sagte Schranz später. Immerhin: Sein Fall trug dazu bei, dass Sportler später offiziell Geld verdienen durften.

Was wohl der Fall Khelif für Auswirkungen auf die Zukunft des (Frauen-)Sports haben wird?

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