Zu Besuch in der Heimat der unvergessenen Opernsängerin Birgit Nilsson. Ihr Geburtshaus an der südschwedischen Küste ist heute ein Museum, wo man an ihre innige Beziehung zu Wien erinnert – und die „Birgit Nilsson Days“ bringen große Open-Air Oper an die schwedische Riviera!
Im Fiaker sitzend begrüßt einen fröhlich winkend die große Birgit Nilsson (1918-2005). Dahinter der Stephansdom, noch von Autos umflutet. Das alte Foto ziert groß den Eingang zum Filmraum im Birgit Nilsson Museum in Västra Karup im Bezirk Båstad an der südschwedischen Küste. „Wien, Wien, nur du allein“ war eine von Nilssons Lieblingszugaben. Unter diesem Titel erinnert man daher derzeit im Museum an ihre große Liebe zur Stadt.
In Västra Karup kam Birgit Nilsson 1918 zur Welt, dort steht der Bauernhof, den sie, einziges Kind, nach Wunsch des Vaters hätte übernehmen sollen. Doch Birgit wollte hinaus in die Welt. Schon die Mutter hatte eine wunderschöne Stimme. Auch Birgit sang im Kirchenchor, absolvierte artig die Landwirtschaftsschule, bevor sie nach Stockholm zum Gesangsstudium ging.
1954 gab sie ihr Debüt in Wien, als Sieglinde in der „Walküre“. Als bis heute unerreichte Brünnhilde kehrte sie wenig später zurück. Auf der ganzen Welt wurde die Nilsson gefeiert. Doch ihre künstlerischen Lieblingsorte waren wohl Bayreuth, New York und Wien. Weit über 200 Auftritte zählt die Staatsopern-Chronik. Hier triumphierte sie auch als Färberin, als Turandot, als Elektra oder in ihrer Lieblingspartie, der Isolde.
1968 ernannten sie die Wiener Philharmoniker zum Ehrenmitglied, im selben Jahr wurde sie Österreichische Kammersängerin und auch Ehrenmitglied der Staatsoper. All die Dekrete und Orden und Ringe werden stolz in den Vitrinen präsentiert. Und im Video bitten Stehplatzler die frisch Geehrte, doch das nächste Mal auf ihre Fans beim Bühnentürl zu warten
Birgit Nilssons Ehe blieb kinderlos, daher brachte sie ihr Vermögen noch zu Lebzeiten in eine Stiftung ein. Die vergibt nicht nur den immens hoch dotierten Nilsson-Preis, sondern auch ein mit rund 21.000 Euro nobel ausgestattetes Stipendium für schwedischen Nachwuchs. Soeben konnte sich die wunderbare Matilda Sterby darüber freuen. In Wien kennt man sie aus der Volksoper, wo sie im April in Puccinis „La Rondine“ ihr erfolgreiches Debüt gab.
In der Kirche von Västra Karup, wo schon die Nilsson Benefizkonzerte fürs nahe Freilichtmuseum sang, zeigte Matilda Sterby jetzt mit leuchtend fülligem Sopran herrlich auf, gefiel als Mozarts Fiordiligi und mit Liedern von Stehnhammer. Nächste Saison kehrt sie als „Figaro“-Gräfin an die Volksoper zurück. Ganz schön viel Wien im herrlichen Südschweden!
Eigentlich hat Tennis im südschwedischen Örtchen Båstad Tradition. Nach dem heurigen Sommer vielleicht bald auch Oper? Denn als Höhepunkt der „Birgit Nilsson Days“ gab es nach Konzerten eine große Operngala. Verdis „Maskenball“ stand als Open-Air-Spektakel auf dem Programm. Was allerdings bisher (zuletzt „Tosca“) als Freiluftkonzert vor Nilssons Geburtshaus stattfand, übersiedelte zum ersten Mal in die Tennis-Arena von Båstad. Und wurde trotz unerwarteter Tenor-Rochaden eine glanzvolle Aufführung.
Schwedens König Gustav III. wird in Verdis „Maskenball“ am Ende aus Eifersucht erschossen, weil er Amelia, die Frau seines Sekretärs, liebt. Die Amelia war auch eine wichtige Partie der Nilsson. Und Gustav III., tatsächlich 1792 ermordet, hat den Altar in der Kirche von Båstad gespendet. Dort, wo die junge Nilsson im Chor sang. Die perfekte Stückwahl.
Nur Gustav(o) machte Probleme. Für die große Tenorpartie war Michael Fabiano angesetzt. Der fühlte sich indisponiert. Man flog Sergio Escobar zur Sicherheit als Ersatz ein, der tatsächlich mutig einsprang. Bis auch ihn die Stimme verließ. Also musste Gustav eins, Michael Fabiano, zum stimmgewaltigen Sterben doch noch auf die Bühne.
Wo Kollegen wie Joyce El-Khoury (Amelia), Marina Monzó als entzückender Oscar, Daniela Barcellona als tolle Ulrica und Fredrik Zetterström als nobel timbrierter Graf Anckarström warteten. Pier Giorgio Morandi dirigierte versiert die Symphoniker aus Helsingborg und die vereinten Kirchenchöre der Umgebung. Eine schöne Geste, ganz sicher nach Birgit Nilssons Gusto.
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