Tirols LK-Präsident:

„Brüssler Papierkram statt Natur- & Umweltschutz“

Tirol
19.08.2024 15:00

Tirols LK-Boss Josef Hechenberger ärgert sich über den EU-Amtsschimmel: „Unsere Arbeit für die Artenvielfalt wird so behindert!“ Er fordert ein Umdenken.

Charakteristisch für Bergmähder ist die Lage. Diese Flächen sind häufig ab 1200 Höhenmetern zu finden, nur schwer zugänglich und oft durch extreme Steilheit geprägt. Daher wird die Bewirtschaftung dieser Flächen aufgrund der äußerst anspruchsvollen und teils auch gefährlichen Gegebenheiten vielerorts aufgegeben. Dies führt dazu, dass die Wiesen schnell zuwachsen, wodurch lichtliebende Pflanzen, Tiere und Pilze ihren Lebensraum verlieren.

Hinzu kommt, dass die Gefahr von Bodenerosionen bei Nichtnutzung steigt, etwa durch sogenanntes Plaiken (Abrutschen von Wiesenteilen inklusive dem bewurzelten Boden, Anm.).

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Die Tiroler Bäuerinnen und Bauern decken nicht nur unseren Tisch mit hervorragenden Lebensmitteln, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz und Erhalt unserer Erholungsräume.

Josef Hechenberger

Wichtiger Beitrag für Kulturlandschaft
Auf Bergmähwiesen, das sind gedüngte oder ungedüngte, verschieden oft gemähte Flächen, findet man 35 bis 55 verschiedene Pflanzenarten auf 50 Quadratmetern. Die ungedüngten und nur einmal jährlich gemähten Bergmähder können dies mit 96 verschiedenen Pflanzenarten auf 50 Quadratmetern sogar noch übertreffen. Es finden sich hier auch besonders viele seltene, teils sogar gefährdete Arten. Mit dieser Artenvielfalt liegt die österreichische Landwirtschaft im europäischen Vergleich im Spitzenfeld.

Pflanzen wie die Türkenbund-Lilie, das Mannsknabenkraut oder die Bart-Nelke kommen häufig vor, ebenso die verschiedensten Pilze, Insekten und Säugetiere. Für den Tourismus und die Gesellschaft tragen sie mit ihrer Vielfalt und dem Blütenreichtum einen wichtigen Teil zum Erhalt der Kulturlandschaft und Naherholungsgebiete bei.

(Bild: Manuel Schwaiger (Symbolbild))

Fläche an Bergmähwiesen wurde erhöht
Um zu verhindern, dass die Nutzung der Flächen aufgrund der teils enormen Beschwernisse aufgegeben wird, gibt es eine finanzielle Unterstützung über eine Maßnahme im Österreichischen Umweltprogramm. Dadurch konnte die Fläche an Bergmähwiesen wieder erhöht werden. Von den gesamt 15.000 Hektar entfallen anteilsmäßig die meisten auf das Bundesland Tirol. Mit über 7100 Hektar Bergmähwiesen werden heute mehr Bergmähwiesen bzw. Bergmähder bewirtschaftet als noch im Jahr 2015.

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Wir können und wollen ein Vorbild zum Erhalt der Artenvielfalt auf den Flächen sein – aber man muss uns auch lassen!

Josef Hechenberger

Praxisferne Vorgaben aus Brüssel
Nicht nur Tirols Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger weiß das zu schätzen: „Die Tiroler Bäuerinnen und Bauern decken nicht nur unseren Tisch mit hervorragenden Lebensmitteln, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz und Erhalt unserer Erholungsräume. Dass sinnvolle Unterstützungsmaßnahmen ihren Zweck erfüllen, zeigt die Entwicklung im Bereich der Bergmähder.“

Doch praxisferne Vorgaben aus Brüssel und immer mehr Bürokratie bewirken das Gegenteil und erhöhen den Aufwand auf den Betrieben nur unnötig. „Wir können und wollen ein Vorbild zum Erhalt der Artenvielfalt auf den Flächen sein – aber man muss uns auch lassen!“

Umdenken gefordert
Die Brüsseler Bürokratie schafft es somit, die Arbeit unnötig zu erschweren – Stichwort Renaturierungsgesetz. „Hier muss ein Umdenken erfolgen, sonst müssen wir uns anstatt für den Natur- und Umweltschutz mit Paragrafen und Papierkram beschäftigen. Und das kann weder im Sinne der EU und schon gar nicht von uns Bauern sein“, ärgert sich Präsident Hechenberger über diese sinnlose Brüsseler Amtsschimmel-Mentalität.

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