Wahlkampf im TV

Experten sind einig: Nur ja keinen Fehler machen

Innenpolitik
19.08.2024 15:24

Dutzende Fernsehdiskussionen bis zum Wahltag am 29. September. Beinahe täglich auf allen Sendern. Doch was können die Duelle und Runden für die Kandidaten und ihre Parteien noch bringen? Eine Analyse von Profis.

Elefantenrunden, Duelle, Einzelinterviews – in allen Varianten auf allen Sendern. Der Intensivwahlkampf im TV wird diesmal besonders herausfordernd. Für alle Beteiligten, inklusive Publikum.

Doch was bringen diese Auseinandersetzungen im Fernsehen so knapp vor den Wahlen? „Früher hat man gesagt, dass du bis drei Prozent plus oder minus machen kannst. Diesmal sehe ich die Bandbreite nur bei 1,5 – maximal zwei Prozent“, sagt Meinungsforscher Christoph Haselmayer (IFDD).

Der Grund: Viele seien diesmal schon entschlossen, wen sie wählen wollen. „Durch die EU-Wahl hatten wir quasi schon einen bundesweiten Wahlkampf. Denn es wurden vornehmlich nationale Themen in den Fokus gerückt. Es war quasi ein Warm-up vor dem Grand Prix.“ Es gehe nun in erster Linie darum, Fehler zu vermeiden. Danach folgt der Punkt  „eigene Klientel sichern“. „Erst drittens im Fokus die neuen Wähler. Das gilt für alle Kandidaten und Parteien.“

„Gefahr, Unsinniges zu sagen“
Auch Politikprofessor Peter Filzmaier sieht die Fehlervermeidung prioritär. „Denn in jeder Sekunde von vielen Stunden TV-Diskussionen ist ein Politiker in Gefahr, etwas Unsinniges zu sagen, das er nicht mehr loswird“, sagt Filzmaier.

Es gehe für Parteien und Kandidaten hier nur um zwei Zielgruppen. Die noch unentschlossenen Wähler und mögliche Nichtwähler. Rund drei Viertel haben sich früh entschlossen und sich längst festgelegt. „Diese sind für Politiker im Fernsehen im Grunde nicht mehr wichtig, weil es kaum gelingen kann, jemanden von der Gegenseite jetzt noch zu überzeugen. Auch schwanken Unentschlossene natürlich nicht zwischen allen Parteien, sondern zwei oder höchstens drei davon.“

Aber: Das Viertel der Unentschlossenen und möglichen Nichtwähler ergebe auch weit mehr als eine Million Wahlberechtigte.

„Catenaccio – wie im Fußball“
Die Leute, die sich die TV-Debatten anschauen, seien entweder ohnehin Unterstützer eines Kandidaten, oder Politik-Interessierte, sagt Meinungsforscher Peter Hajek (Public Opinions). „Es geht vor allem um die noch nicht Deklarierten, die aber sympathisieren. Man nennt sie ,likely voters‘“. Auch für ihn ist die Vermeidung von Fehlern oberstes Gebot. Das sei wie im Fußball. „Du kannst einen tollen Matchplan haben. Am Ende ist es aber wichtig, dass die ,0‘ steht. Kein Gegentor. Also geht es um eine solide Darbietung. So wie die Italiener mit ihrem Catenaccio.“

Exzessiver Defensivkick. Nicht wirklich schön anzusehen, aber wirkungsvoll.

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