Radprofi Valentina Cavallar, bis zum Vorjahr noch als Ruderin aktiv, sorgte bei ihrer ersten Tour de France Femmes für Aufsehen: Bei der Damen-Premiere auf das Alpe d`Huez fuhr die 23-jährige Wienerin auf Rang sieben. Am Tag danach sprach sie mit der „Krone“ über ihr Tour-Debüt und wo sie noch am meisten Verbesserungspotenzial hat.
Ich bin müde, die Beine sind leer – aber sonst fühle ich mich körperlich sehr gut“, strahlt Valentina Cavallar. Die am Sonntag zum Abschluss der Tour de France Femmes groß aufzeigte, getragen von tausenden Fans beim Debüt der Damen am legendären Alpe d‘Huez als Siebte ins Ziel kam. „Ein cooles Ergebnis“, so die 23-jährige Wienerin, „aber bisschen enttäuscht bin ich schon, dass ich das Tempo mit den Besten am Ende nicht mitgehen konnte“. Am Ende fehlten ihr knapp dreieinhalb Minuten auf die Tagesschnellste Demi Vollering (Hol).
Sei‘s drum! Cavallar, die 2021 in Tokio bei den Olympischen Spielen als Ruderin dabei war, erst im Mai ihre Premiere auf der Rad World Tour gab, legte nach Rang zwei bei der Baskenland-Rundfahrt die nächste große Talentprobe ab. Im Gesamtklassement wurde sie 22., knapp 17 Minuten hinter Siegerin Katarzyna Niewiadoma (Pol).
Ein Sturz am Mittwoch, als Cavallar rund zehn Minuten verlor, verhinderten wohl einen Platz in den Top zehn. „Hätti, Wari Tätti – schade, aber das gehört zum Radsport leider dazu“, meint die Fahrerin des französischen Rennstalls Arkea B&B Hotels, die sich nach nur wenigen Monaten in der Radszene mittlerweile einen Namen gemacht hat. „Die anderen wissen jetzt schon langsam, wer ich bin“, lacht die Kletterspezialistin.
„Eine andere Welt“
Ihre erste Tour de France über 949,7 Kilometer in sieben Tagen genoss Cavallar in vollen Zügen, sie weiß: „In Sachen Aufmerksamkeit und Fanzahlen ist der Radsport mit Rudern nicht zu vergleichen, das ist eine andere Welt. Wie viele Leute da speziell bei der Tour dabei sind, am Straßenrand stehen, ist schon sehr cool.“
Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial, speziell was das Preisgeld betrifft. Bei den Männern werden bei der Tour (die zwei Wochen länger andauert) rund 2,5 Millionen Euro ausgeschüttet, bei den Damen nicht mal ein Fünftel davon. „Es geht was weiter, der Fortschritt ist erkennbar – aber es wird noch einige Zeit dauern, bis die Lücke geschlossen ist. Nicht nur was das Preisgeld betrifft, sondern auch die Gehälter.“ Vom Radsport leben kann Cavallar mit ihrem aktuellen Vertrag (noch) nicht. „Wenn ich mir eine Wohnung finanzieren müsste, würde sich das nicht ausgehen.“
Über den Sommer hat sich ihren Lebensmittelpunkt ins elterliche Ferienhaus an den Wolfgangsee verlegt, wohnt mietfrei. „Das ist natürlich schon ein Luxus. Und nebenbei sind dort die Trainingsmöglichkeiten einfach besser als in Wien“, lächelt Cavallar. Die nach nur drei Monaten im Kreise der Rad-Elite noch viel Verbesserungspotenzial erkennt. Beim „Krone“-Gespräch im Mai meinte sie noch scherzhaft, sie sei „bergauf fast schneller als bergab“. Bei den Abfahrten habe sie mittlerweile „große Fortschritte gemacht“, aber: „Da wartet trotzdem noch viel Trainingsarbeit auf mich.“
Pro Stunde sollten während der Rennen 80 bis 120 Gramm Kohlenhydrate eingenommen werden – die besten sind bei 100, 110, ich bei 70. Bei mehr wird mir schlecht, da muss ich den Magen noch hintrainieren.
Cavallar hat bei der Ernährung noch Spielraum für Verbesserung
Viel Spielraum nach oben gibt es aus ihrer Sicht auch noch in der Ernährung während der Rennen. „Pro Stunde sollte man 80 bis 120 Gramm Kohlenhydrate einnehmen – die besten sind bei 100, 110, ich bei 70“, meint Cavallar. „Bei mehr wird mir schlecht, da muss ich den Magen noch hintrainieren – denn wenn ich leer bin, habe ich so weniger Reserven, um noch einmal was nachzulegen.“
Nachlegen will sie bei ihren nächsten Auftritten. Der im Idealfall auch einen Start bei der Weltmeisterschaft Ende September in Zürich beinhaltet. „Ich hoffe, dass ich da dabei bin – aber noch habe ich nichts vom Radverband gehört.“ Ihre Leistungen bei der Tour sollten aber Werbung genug gewesen sein.
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