Viel zu kurze Grünphasen ärgern Fußgänger und stellen eine Gefahr für Passanten dar. Solche Aufreger-Kreuzungen gibt es einige in Wien – die absurdesten haben wir hier für Sie.
Wer kennt es nicht? Man wartet als Fußgänger an einer Ampel, es wird grün und man versucht auf die andere Straßenseite zu kommen. Doch was, wenn die Grünphase zu kurz ist, die Straße zu queren?
So wie bei der Brigittenauer Lände/Ecke Heiligenstädter Brücke, direkt bei der „Krone“-Redaktion in Döbling. Die Grünphase dauert gemessene 7,7 (!) Sekunden. Dann blinkt die Ampel bereits.
Auch die Ecke Schwarzenbergplatz am Kärntner Ring in der City ist berüchtigt. Die Grünphase ist hier mit 10,5 Sekunden ebenso viel zu kurz. Eine Querung wird hier schnell zum Hindernislauf. Ebenso die Ampelschaltung bei der Nordbahnstraße/Bruno-Marek-Allee.
Stress und negative Interaktionen zwischen Fußgängern und Autofahrern sind somit regelmäßig vorprogrammiert. Besonders Senioren, Kinder und gehbehinderte Menschen leiden unter den teils absurden Ampelschaltungen.
Auch in der Donaustadt gibt es mehrere betroffene Kreuzungen, wo Fußgänger eindeutig Nachrang haben, weiß FPÖ-Gemeinderat Toni Mahdalik zu berichten. Etwa bei der Groß Enzersdorfer Straße/Haberlantgasse. Eine Ecke mit viel Fußgängerfrequenz. „Wer zu spät drückt, den bestraft das Leben“, beklagt sich der Freiheitliche.
Bei Rot über die Kreuzung, um den Bus zu erwischen
Doch die Fußgängerampel wird nicht automatisch mit dem Fließverkehr auf Grün geschaltet. Vor allem Personen, die versuchen, zur Haltestelle der Autobuslinien 97A und 26A zu gelangen, queren oftmals bei Rot, um den Bus noch schnell zu erreichen.
Auch beim VCÖ (Verkehrsclub Österreich) kennt man die Problematik. Bei Fußgängerampeln werde leider immer wieder auf ältere Menschen oder mobilitätseingeschränkte Personen zu wenig Rücksicht genommen, heißt es. Zu lange Rotphasen oder zu kurze Grünphasen sind bei Fußgängerampeln ein häufiges Problem.
Mobil eingeschränkte Person braucht 19 Sekunden für Übergang
„Für Fußgänger bedeuten Ampeln oft lange Wartezeiten. Während Rotphasen sehr lange sind, sind hingegen die Grünphasen oft zu kurz“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Eine Person mit starker Mobilitätseinschränkung brauche mit 19 Sekunden fast viermal so lange wie ein Jugendlicher – das würden Studien zeigen.
Auf die langsamere Gehgeschwindigkeit beispielsweise älterer Menschen wird zu wenig Rücksicht genommen.
VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky
Wenn während des Überquerens die Fußgängerampel von Grün auf Rot wechselt, dürfen die Fußgänger die Fahrbahn weiter queren (Paragraf 76, Absatz 3 der StVO), aber insbesondere für ältere Menschen ist das eine sehr stressige Situation. „Zudem darf, wenn es eine Schutzinsel gibt, nur zu dieser weitergegangen werden, wodurch Fußgänger durch Abgase belastet werden, und insbesondere für Eltern mit Kleinkindern ist das Warten auf einer Schutzinsel alles andere als angenehm“, so die VCÖ-Expertin.
Während ein Jugendlicher eine dreispurige Fahrbahn in schnellem Schritt in etwas mehr als fünf Sekunden überquert, benötigt eine ältere Person oder eine Person mit Kleinkind mit rund 14 Sekunden fast dreimal so lange.
Seit dem Jahr 2022 ist in der Straßenverkehrsordnung explizit festgehalten, dass bei Ampelschaltungen auf die „Bedürfnisse der Fußgänger, nach kurzer Wartezeit und ohne Eile queren zu können“ Bedacht zu nehmen ist. Entsprechend sind bei Fußgängerampeln längere Grünphasen und kürzere Rotphasen umzusetzen und auch auf ältere Senioren Rücksicht zu nehmen, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.
„Krone“: Frau Jens, Sie sind seit zwölf Jahren Wiens Fußgängerbeauftragte. Warum sind manche Ampeln für Passanten derart kurz grün?
Petra Jens: Ampeln sind ein Klassiker bei den Beschwerden. Wir bekommen immer wieder die Klage, dass Grünphasen zu kurz sind. Es gibt auch eine sogenannte Räumphase. Nach dem Grünblinken haben Fußgänger zwar Rot, aber diese Phase dient dazu, dass man die Fahrbahn noch in Ruhe fertig queren kann.
Wie viele Beschwerden bekommen Sie pro Jahr?
Bei uns in der Mobilitätsagentur sind es 50 bis 150 Meldungen pro Jahr.
Viele Wiener fragen sich, wofür es Ihren Job überhaupt gibt. Warum bekommt man öffentlich so wenig von Ihnen mit?
Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Pro Woche gebe ich sicher ein Interview. Es kann sein, dass ich nicht immer namentlich aufscheine. Aber wir kommunizieren permanent zum Thema Zu-Fuß-Gehen.
Kennen Sie auch eine „Problemampel“? Dann schreiben Sie uns doch an Kronen Zeitung, Muthgasse 2, 1190 Wien, Wien-Redaktion oder per E-Mail an wien@kronenzeitung.at
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