Der nahende Herbst ist eine anstrengende und gleichzeitig entscheidende Zeit für unsere Igel-Population, denn mit jedem Tag rückt der Winter näher. Bis dahin sollten die stacheligen Kleintiere genug gefressen haben, um den Winterschlaf gut zu überstehen.
Die oft kilometerlangen nächtlichen Streifzüge auf der Suche nach Futter oder einem geeigneten Unterschlupf werden leider häufig zu tragischen Todesmärschen. Pro Jahr soll bis zu einer halben Million Igel auf den Straßen, die teilweise die natürlichen Lebensräume der Tiere zerschneiden, umkommen.
Nicht die einzige Gefahr. Denn die, die überleben, tun das in kleineren Revieren, in denen der genetische Austausch begrenzt ist, was das Überleben der Art langfristig zusätzlich gefährdet. Dazu kommen Kunstdünger oder Pestizide bis hin zum Schneckenkorn, die für die kleinen Insektenfresser verheerende Folgen haben.
Schwierige Nahrungssuche
Auf ihrer Suche nach etwas Fressbarem streifen sie auch durch unsere Gärten. Um diese ein wenig igelfreundlicher zu gestalten, wird empfohlen Laubhaufen liegenzulassen und Durchgänge von etwa zehn mal zehn Zentimeter offenzuhalten. Diese Öffnung im Zaun kann bereits ausreichen, um Igeln und anderen kleinen Wildtieren den Zugang zu ermöglichen und ihnen so das Leben zu erleichtern
„Jede kleine Maßnahme kann einen großen Unterschied machen und hilft uns, wertvolle Daten zur Verbreitung unserer wilden Nachbarn zu sammeln“, betont Wildtierökologin Fabienne Selinger.
Die städtischen Grün- und Freiräume in Wien bilden ein Mosaik verschiedenster Lebensraumtypen wie Grünanlagen, Innenhöfe, Parks, Schul- und Sportanlagen, Friedhöfe, Flachdächer und Alleen. Diese Lebensräume werden jedoch durch Gebäude, Straßen, Mauern und Zäune unterbrochen, was für viele Tiere, insbesondere für die kleinen Stacheltiere, erhebliche Hindernisse darstellt.
Igel sind auf zusammenhängende Korridore und möglichst wenige Barrieren angewiesen, um ihre städtischen Lebensräume effektiv nutzen zu können. Hindernisse wie etwa Stufen ab 25 Zentimeter Höhe werden für Igel oft unüberwindbar. Die Tiere werden somit zu Umwegen gezwungen, halten sich länger in gefährlichen Bereichen wie Straßen auf und verlieren wertvolle Zeit, die sie für die Nahrungs- oder Partnersuche einsetzen könnten.
Expertin klärt auf
„Ein gut entwickeltes Ortsgedächtnis hilft ihnen zwar bei der Orientierung, doch viele geeignete urbane Lebensräume bleiben ihnen durch Zäune und Mauern verschlossen“, erklärt Selinger. Das Streifgebiet eines Igels umfasst etwa 30 bis 40 Hektar, und sie legen innerhalb einer Nacht mehrere Kilometer zurück, um Nahrung zu suchen. Eine hohe Durchlässigkeit ihrer Streifgebiete ist daher für ihre Bewegungsfreiheit während der Nahrungssuche entscheidend.
Kleine Taten, große Wirkung
„Manchmal hilft es, nicht alle Latten am Zaun zu haben“ scherzt Selinger. Eine kleine Lücke im Zaun kann den Unterschied machen und den stacheligen Vierbeinern den Weg zu neuen Nahrungsquellen und Verstecken eröffnen. Gefahren wie Lichtschächte können durch Abdeckungen entschärft, Wasserstellen mit Ausstiegshilfen versehen und Gärten insektenfreundlich gestaltet werden.
Die Wiener Bevölkerung ist eingeladen, sich am Projekt „Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen und Co“ zu beteiligen. Melden Sie Ihre Beobachtungen von Igeln und Eichhörnchen auf der Website www.stadtwildtiere.at und tragen Sie aktiv zur Datenerhebung bei. Jede Beobachtung zählt und hilft, wertvolle Informationen zur Verbreitung und Situation unserer wilden Nachbarn zu sammeln.
Dieser Text stammt aus der Feder von der Tierecke- Praktikantin Anna Strohmayr. In ihrer einmonatigen Ferialpraxis im August unterstützt sie das Tierecke-Team in der Administration, Recherche und auch im Verfassen von kleinen Artikeln.
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