Halbjahresbilanz

Chinesische Billigware setzt steirischem Handel zu

Steiermark
21.08.2024 16:45

Der steirische Handel zieht eine Bilanz über das erste Halbjahr: Zwar ist die teuerungsbedingte Talsohle überwunden, dennoch zeigen sich noch dunkle Wolken am Wirtschaftshimmel. Im Einzelhandel gibt es noch Luft nach oben, positive Ausreißer wie der Uhren- und Schmuckhandel machen jedoch Hoffnung.

Die Zeit der hängenden Köpfe bei den steirischen Verkäufern ist zwar vorbei, die allgemeine Stimmung bleibt aber wenig berauschend: Am Mittwoch zog der weiß-grüne Handel Bilanz über das erste Halbjahr – und die ist mehr von Gegen- als von Rückenwind geprägt. In Zahlen gegossen sieht die Situation in der Branche derzeit so aus:

17,8 Milliarden Euro wurden hierzulande von Jänner bis Juni erwirtschaftet, real – also preisbereinigt – entspricht dieses Jahres-Zwischenergebnis einem Minus von 2,8 Prozent. „Der Großhandel befindet sich weiterhin im Krisenmodus, in der Kfz-Wirtschaft hingegen hält der Aufwärtstrend glücklicherweise weiter an“, berichtet Wirtschaftkammer-Handelsspartenobmann Gerhard Wohlmuth.

Spartenobmann Gerhard Wohlmuth (li.) und Wirtschaftsforscher Peter Voithofer. (Bild: Foto Fischer)
Spartenobmann Gerhard Wohlmuth (li.) und Wirtschaftsforscher Peter Voithofer.

Einzelhandel kommt nicht in Schwung
Große Unterschiede zeigen sich dabei im Einzelhandel, der trotz einer leichten Umsatzsteigerung ein Real-Minus von 1,3 Prozent schlucken muss und nicht in Schwung kommt: Die Umsatzentwicklung reicht hier von plus 8,2 Prozent im Uhren- und Schmuckhandel bis zu minus 2,5 Prozent im Online-Verkauf. Warum geht es der Juwelierbranche jetzt deutlich besser? „Der Goldpreis steigt weiter an, zudem hat sich die Lage des Schmuckhandels, der lange unter Druck war, wieder normalisiert“, analysiert Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft.

Den steirischen Unternehmern zaubert vor allem die Konkurrenz aus dem Internet Sorgenfalten auf die Stirn. Versandriesen aus China bieten Waren zu Niedrigstpreisen an. „Diese Billig-Shops machen dem Handel massiv zu schaffen. Es kommt eine Flut von Paketen in die EU, die de facto nicht kontrolliert werden – das Thema ist in den vergangenen Monaten ein ganz prioritäres geworden. Wenn es rechtliche Rahmenbedingungen gibt, gilt es, diese einzuhalten. Es braucht Fairness im Wettbewerb!“, sagt Voithofer.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Weniger offene Stellen im steirischen Handel
Wie sieht es am Arbeitsmarkt aus? Die trübe Konjunktur geht freilich auch nicht spurlos am Jobangebot vorbei: Die Zahl der Beschäftigten im Steiermark-Handel ist um 0,8 Prozent auf 73.522 Personen gesunken – und auch die Zahl der offenen Stellen ist rückläufig. „Deshalb appelliere ich, bei den KV-Verhandlungen Vernunft vor Emotionen zu stellen. Ohne Entlastung für die Händler geht es nicht“, so Wohlmuth. Es brauche eine Senkung der Lohnnebenkosten und der Steuern auf Überstunden.

Österreichweit sieht es nicht viel rosiger aus: In den ersten sechs Monaten sind die Branchenerlöse im Vergleich zum Vorjahr sogar um 1,6 Prozent zurückgegangen. Ein kleines Plus verzeichnen Lebensmittelgeschäfte und Bekleidungshändler. Das größte Problemkind ist der Möbelhandel mit einem Rückgang von 12,7 Prozent. Die kika/Leiner-Pleite zeigt ihre Folgen.

Dass die Inflation nun geringer ausfällt, entspannt die Lage kaum. „Drei Jahre hatten wir Steigerungen bei den Lohnkosten von 20 Prozent“, betont Handelsobmann Rainer Trefelik. Die Spielräume für KV-Erhöhungen seien gering.

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