Noch nie haben so wenig Unternehmen Lehrlinge ausgebildet wie im Vorjahr. Die Zahl der Lehrbetriebe sank auf knapp über 27.000. Zum Vergleich: 2008 waren es noch mehr als 38.000.
Wie aus einem dem Parlament übermittelten Bericht des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums hervorgeht, gab es den größten Rückgang an Lehrbetrieben in den Sparten Gewerbe und Handwerk sowie im Handel. Um die Lehrausbildung wieder in Schwung zu bringen, wird die betriebliche Lehrstellenförderung heuer von 270 auf 280 Millionen Euro angehoben.
Lehrlingsexperte Alfred Freundlinger von der Wirtschaftskammer Österreich begründet das Minus bei den Ausbildungsbetrieben damit, dass rund jedes zweite Unternehmen nur einen Lehrling hat. Wenn dieser fertig ist und sich keine anderen Bewerber melden oder aufgenommen werden, fällt das Unternehmen aus der Statistik heraus.
Im Gegenzug haben größere Unternehmen mit vielen Lehrlingen zuletzt aber mehr junge Bewerber aufgenommen. Die Zahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr lag laut WKO-Zahlen 2015 bei 32.484. Im vergangenen Jahr waren es mit 34.082 doch deutlich mehr. Freilich: Von den Werten etwa der 1980er-Jahre sind wir weit entfernt – damals gab es mehr als 60.000 neue Lehrlinge pro Jahr.
Nur noch 39,1 Prozent der Jugendlichen machen eine Lehre
Ein Grund ist die demografische Entwicklung: Gab es wegen der Baby-Boomer-Generation 1980 fast 131.000 junge Menschen im Alter von 15 Jahren, so waren es 2023 nur 87.266. Und von diesen entschieden sich lediglich 39,1 Prozent dafür, eine Lehre zu machen, die anderen blieben in der Schule. Zum Vergleich: 1980 entschieden sich 47,2 Prozent der 15-Jährigen für die Lehre.
Besonders hoch ist der Anteil der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, in der Industrie, wo fast 40 Prozent aller Unternehmen junge Menschen aufnehmen. Ziel ist schließlich, sich die Fachkräfte der Zukunft zu sichern. Unter den Banken und Versicherungen haben rund 36 Prozent der Firmen Lehrlinge, in der Sparte Gewerbe und Handwerk sind es 23,3 Prozent, im Handel 10,5 Prozent und in Tourismus und Gastronomie acht Prozent.
Die Industrie ist auch die Branche, in der es pro Lehrbetrieb die meisten Lehrlinge gibt: Im Durchschnitt sind es 13,4 Auszubildende pro Firma, weil die Industriefirmen auch größer sind. Im Bereich Transport und Verkehr sind es im Schnitt 6,4 Lehrlinge.
Der Fachkräftemangel droht sich dramatisch zu verschärfen
Dass der Staat mehr Mittel in die Lehrstellenförderung steckt, hat einen Grund: In den kommenden Jahren steht eine Pensionierungswelle an, weil die Babyboomer in Pension gehen. Die Betriebe werden daher dringend Personal brauchen. Ohne Gegenmaßnahmen droht sich der Fachkräftemangel dramatisch zu verschärfen.
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