Ein brisanter Verdacht

„Stinkt zum Himmel“: Experte glaubt Sinner nicht

Tennis
21.08.2024 14:17

Nach Bekanntwerden von zwei positiven Dopingtests von Jannik Sinner hat sich Doping-Experte Fritz Sörgel skeptisch hinsichtlich der Version des Südtirolers gezeigt. „Ein Anabolika-Spray für eine Wundbehandlung? Lächerlich!“, so sein Fazit. Die ganze Angelegenheit stinke zum Himmel. 

„Ein Anabolika-Spray für eine Wundbehandlung? Lächerlich! Das Anti-Doping-Gesetz würde das gar nicht zulassen“, erklärt Sörgel im Interview mit „Sport1“. Bei einer Wunde würden generell andere Substanzen – etwa Antibiotika – verwendet, so der Experte, der so die Version des Sinner-Lagers anzweifelt. 

Der Tennis-Weltranglistenerste aus Südtirol war im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet, von der Tennis-Agentur ITIA am Donnerstag aber entlastet worden. Sinner hatte in einem Statement, das er in den sozialen Netzwerken veröffentlichte, erklärt, dass die Substanz über die Hände seines Physiotherapeuten in seinen Körper gelangt sei. Demnach habe der Betreuer ein in Italien rezeptfreies Clostebol-haltiges Spray benutzt, um einen Schnitt an seinem Finger zu behandeln.

Ein brisanter Verdacht
Für Sörgel ein Szenario, das wenig Sinn macht, allerdings äußert der Experte einen brisanten Verdacht: „Ich vermute, dieses Spray wird gezielt für den Hochleistungssport auf inoffiziellen Wegen und im Internet vertrieben.“ Der Gedankengang dahinter? „Weil es ein Dopingmittel ist und man, wie in diesem Fall, auch immer auf Unschuld, ‘kein Doping‘ plädieren kann“, so Sörgel.

Doch sogar in diesem Fall sieht der Deutsche Ungereimtheiten: „Wenn jemand eine Schnittwunde hat, wie es bei dem Physio von Sinner der Fall gewesen sein soll, dann schmiert man die Salbe ja nicht pfundweise drauf. Sondern eher dünn. Auch wenn er ihn jeden Tag massiert, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass das Clostebol in solchen Mengen durch die Haut eindringt, dass es im Dopingtest auffällt.“

Die Angelegenheit habe für Sörgel „auf jeden Fall“ einen seltsamen Beigeschmack: „Das stinkt zum Himmel.“ Wenn die WADA generell bei solchen Fällen nicht durchgreife beziehungsweise auch der Internationale Sportgerichtshof CAS keine klaren Urteile fälle, „und wie in den letzten Jahren aufgrund ähnlicher Ausreden Freisprüche aussprach, dann geht es immer so weiter. Jetzt muss ein klarer Strich gezogen werden“, forderte Sörgel: „Clostebol führt automatisch zu einer zwei- bis vierjährigen Sperre. Da führt kein Weg dran vorbei.“ Die WADA müsse jetzt eingreifen.

Kann ein Foto Sinner entlasten?
Die „Gazzetta dello Sport“ unterdessen hat ein Foto veröffentlicht, das die Version des Tennis-Profis untermauern soll. Es zeigt Sinners Physiotherapeuten Giacomo Naldi in Indian Wells im vergangenen März auf der Zuschauertribüne sitzend. Auffällig: Er trägt ein kleines Pflaster am kleinen Finger der linken Hand. 

Von einem unabhängigen Tribunal wurde Sinner freigesprochen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) behält sicb allerdings eine mögliche Berufung vor.  Die Aufregung in der Branche ist groß. Der australische Profi Nick Kyrgios kritisierte die Entscheidung via X, ehemals Twitter. „Lächerlich – ob es zufällig oder geplant war. Du wirst zweimal mit einer verbotenen (Steroid) Substanz getestet... du solltest für zwei Jahre raus sein“, schrieb der 29-Jährige, der 2022 das Finale beim Rasen-Klassiker in Wimbledon erreicht hatte.

Auch der Kanadier Denis Shapovalov äußerte sich auf X ähnlich: „Unterschiedliche Spieler, unterschiedliche Regeln“, meinte der frühere Top-Ten-Spieler. „Kann mir kaum vorstellen, wie sich andere Spieler jetzt fühlen, die wegen kontaminierter Substanzen gesperrt wurden.“

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(Bild: KMM)



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