Boston steht stets ein wenig im Schattenvon New York. Die sympathische und vielleicht europäischste Metropole der USA hat aber viel zu bieten – zu Land und zu Wasser.
Ja, ich war schon in New York und San Francisco. Rom, Paris oder Berlin kenne ich auch. Das ist aber eine Liebeserklärung an Boston, eine notorisch unterschätzte Metropole. Sie ist Österreich jetzt etwas näher gerückt - die AUA fliegt bis zu sechsmal pro Woche nonstop von Wien aus in die Hauptstadt des US-Bundesstaates Massachusetts.
Bei meinem ersten Besuch führte mich Ian, der zehnjährige Sohn von in der Stadt lebenden Freunden, durch Boston. Erst musste ich mit ihm mit einem Boot in Schwanenform über den Teich im zentralen Stadtpark Boston Common fahren – „Ist mehr für kleine Kinder, gehört aber dazu.“ Dann verwandelte sich der Bub in einen leicht arroganten Geschichtslehrer, der einer ahnungslosen Schülerin etwas beibringen soll.
Der Freedom Trail führt durch die US-Geschichte
Eine Reise nach Boston ist eine Reise ins Herz der US-Geschichte. DieStadt stand im Zentrum des Unabhängigkeitskrieges gegen Großbritannien, der zur Unabhängigkeitserklärung (1776) und zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika führte. Entsprechend starten Ian und ich unsere Stadtbesichtigung am Freedom Trail, der im Boston Common beginnt. Der vier Kilometer lange Freiheitspfad verbindet 16 historische Sehenswürdigkeiten. Etwa das State House, Sitz des Gouverneurs von Massachusetts, mit seiner goldenen Kuppel und dem „Heiligen Kabeljau“. Der riesige Holzfisch hängt im Sitzungssaal und erinnert an die einst enorme Bedeutung der Fischerei.
Entlang des Freiheitspfads geht es zum Friedhof Granary Burying Ground, unter anderem letzte Ruhestätte von Samuel Adams. Nach ihm, einem der Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, ist heute eines der beliebtesten Biere der Region benannt. „Schmeckt super“, sagt Ian, der einmal einen Schluck aus dem Glas seines Vaters trinken durfte, und bedauert, dass er zu jung ist, um sich selbst eines zu kaufen.
Zeit für eine Pause vom Geschichtsunterricht am Quincy Market mit der historischen Faneuil Hall (1742) und zahlreichen Restaurantsund Geschäften. Gestärktgeht es zum Wohnhaus von Paul Revere. Ian ist fassungslos, dass ich noch nie etwas von dem Nationalhelden gehört habe. In Boston kennt jedes Kind das Gedicht von Henry Wadsworth Longfellow über den spektakulären Mitternachtsritt Reveres von Boston nach Lexington und Concord, um die Einwohner vor den nahenden britischen Truppen zu warnen.
Nächste Station: Old South Meeting House, Schauplatz der Debatte, die zur Boston Tea Party1773 führte. Damals warfen Bostoner Bürger aus Protest gegen die britische Kolonialpolitik 342 Kisten Tee der britischen Ostindiengesellschaft ins Hafenbecken. Das älteste noch stehende Gebäude in Boston ist das 1713 erbaute Old State House. Von seinem Balkon aus erfolgte die erste öffentliche Bekanntgabe der Unabhängigkeitserklärung in Boston.
Die typische Atmosphäre der Metropole findet der Gast aber auch abseits des Freedom Trail im noblen Viertel Back Bay mit seinen Boutiquen, Kunstgalerien, Cafés oder dem Einkaufszentrum Prudential Center. Letzteres bietet mit seiner Aussichtsplattform in 210 Meter Höhe einen guten Überblick über die Stadt, den Fluss Charles und den Hafen mit dem sehenswerten New England Aquarium.
Am Prudential Center starten auch die Duck Tours, die Ian wieder in den kleinen Buben verwandeln, der er ist. Bei der Enten-Tour erkunden die Teilnehmer Boston in amphibischen Landungsfahrzeugen im Stil des Zweiten Weltkriegs zu Land und zu Wasser. Ein unvergesslicher Spaß oder in Ians Worten: „Geil!“
Top-Unis und das älteste US-Baseballstadion
Die Stadt bietet noch viel mehr: tolle Museen, die renommierten Top-Universitäten MIT und Harvard oder Fenway Park, das legendäre älteste US-Baseballstadion und Heimat der Red Sox. Im Hafen liegt die „USS Constitution“,das älteste noch seetüchtige Kriegsschiff der Welt, an dessen Steuerrad sich Kapitän Ian stolz stellt.
Und wer im Herbst kommt, sollte auch die Umgebung Bostons erkunden. Der „Indian Summer“ bezeichnet nicht nur das Verfärben der Blätter der Bäume, sondern auch eine Schönwetterperiode wie unser „Altweibersommer“. In Rot, Gelb, Orange schillernde Blätter vor dem Hintergrund des blauen Himmels – schöner geht’s nicht.
Ja, zwischen Boston und mir war’s Liebe auf den ersten Blick. Ian hat seinen Stadtführer-Job gut gemacht
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.