Die Stadt Salzburg lässt derzeit im Straßenbau Granit aus Fernost verlegen. Experten überrascht das nicht im Geringsten – die „Krone“-Leser hingegen sind nach den jünsten Enthüllungen verdutzt und empört.
„Unglaublich.“ Oder auch: „Und mir will man einreden, dass ich auf die Umwelt schauen soll.“ Und: „Auf so eine Idee muss man auch erst einmal kommen.“ Es sind nur drei von unzähligen Leserreaktionen auf die „Krone“-Enthüllungen vom Montag. Wie berichtet, verlegen derzeit Arbeiter im Auftrag der Stadt Salzburg in der Reichenhaller Straße neue Randsteine. Die Granitblöcke haben eine lange Reise hinter sich – sie stammen aus dem tausende Kilometer entfernten China.
Granit aus China ist bis zu dreimal so günstig
Ein Einzelfall? Mit Sicherheit nicht. „Im Straßenbau ist das keine Seltenheit“, betonen Martin und Michael Deisl unisono. Die Brüder sind Geschäftsführer von „Deisl Stein“ in Oberalm. Sie führen das Unternehmen in zweiter Generation und beliefern Steinmetze im In- und Ausland. „Der Granit ist zwei- bis dreimal günstiger als heimische Produkte“, sagen sie – etwaige Risiken beim Transport bereits miteingeschlossen. „Vor allem bei Gehsteigen ist Granit aus China absolut nicht unüblich“, so das Fazit der Experten. Dies gelte auch für Aufträge der öffentlichen Hand. „Es muss in den Ausschreibungen dezidiert angegeben werden, dass heimisches Gestein verwendet werden muss. Das ist bei kleineren Projekten wie Gehsteig-Sanierungen aber meist nicht der Fall“, erklären die Brüder.
Sie selbst haben kaum noch Gestein aus China im Sortiment. „Für Privatkunden ist das längst nicht mehr so interessant wie früher, die Nachfrage ist enorm zurückgegangen.“ In ihrem Oberalmer Depot haben sie jedoch Steine aus Südamerika, Indien oder auch Portugal eingelagert. Denn: „Die Stein-Industrie war schon immer international.“
„Herkunft der Steine war vertraglich nicht geregelt“
Wie die Stadt Salzburg den Einsatz des China-Granits rechtfertigt? Wenig überraschend über den Preis. Die Auswahl des Gesteins sei eine Entscheidung der Baufirma. Diese sei „klarer Bestbieter“ gewesen, heißt es. In der Ausschreibung sei die Herkunft der Materialien nicht geregelt gewesen.
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