EU-Außenbeauftragter:

Westliche Waffen für Angriffe in Russland erlauben

Ausland
21.08.2024 23:23

Während die ukrainische Offensive in der russischen Grenzregion Kursk in vollem Gange ist, meint der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell: Man müsse Kiew den Einsatz westlicher Waffen auf russischem Boden gestatten.

Eine solche Entscheidung werde die „Selbstverteidigung der Ukraine stärken“ und dadurch „Leben retten und die Zerstörung in der Ukraine verringern“, zeigte sich Borrell am Mittwoch im Onlinedienst X sicher.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Montag erneut von seinen westlichen Verbündeten gefordert, die Einschränkungen für den Einsatz der gelieferten Waffen aufzuheben. „Die Ukraine kann den Vormarsch der russischen Armee an der Front nur durch eine einzige Entscheidung stoppen, die wir von unseren Partnern erwarten: die Entscheidung über die Langstrecken-Fähigkeiten“, erklärte der Staatschef des kriegsgebeutelten Landes.

Panzer aus Großbritannien werden bereits verwendet
Bei ihrem Vormarsch in der russischen Grenzregion Kursk setzt die ukrainische Armee Medienberichten zufolge bereits von Großbritannien gelieferte Panzer ein. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, dies stehe im Einklang mit internationalem Recht. Auch die USA und die deutsche Bundesregierung erlauben Kiew bereits, ihre Waffen auf russischem Boden einzusetzen, allerdings nur gegen Ziele im russischen Grenzgebiet zur Region Charkiw.

Über eine mögliche Aufhebung der Beschränkungen sollen in der kommenden Woche auch die EU-Außen- und Verteidigungsminister beraten. Die endgültige Entscheidung darüber obliegt allerdings den Mitgliedstaaten. Borrell kündigte am Mittwoch an, dass an dem Treffen in Brüssel auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba teilnehmen werde.

Sudscha, Oblast Kursk (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Sudscha, Oblast Kursk

Selenskyj: Hoffen auf vom Westen zugesagte Milliardenhilfe
Die Ukraine hofft nach den Worten von Selenskyj unterdessen auf baldige Zuteilung der vom Westen zugesagten Milliardenhilfe, die auch aus Erträgen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen finanziert werden soll. Es gebe zwar viele politische Erklärungen von den Partnern Kiews, viele weitere seien zu erwarten, sagte der Präsident in seiner allabendlichen Videoansprache. „Aber wir brauchen einen echten Mechanismus.“

Die Ukraine benötige die Erlöse aus den Vermögenswerten Russlands für die Verteidigung gegen den Aggressor Russland. „Die entsprechenden Diskussionen laufen schon viel zu lange, und wir brauchen endlich Entscheidungen.“

Die sieben großen westlichen Industriestaaten (G7) hatten bei ihrem Gipfel im Juni eine neue Finanzhilfe für Kiew beschlossen. Ein großzügiger Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar soll durch Zinserträge aus eingefrorenem russischem Vermögen abgesichert werden.

Russland marschiert in Ostukraine vor
Angesichts des russischen Vormarsches in der Ostukraine sind zahlreiche Menschen aus den Ortschaften nahe der Front geflohen. Bewohner des Dorfes Myrnohrad in zehn Kilometern Entfernung von den Kampfgebieten sagten der Nachrichtenagentur AFP, die zunehmenden russischen Angriffe hätten mehrere Menschen in die Flucht getrieben. AFP-Reporter vor Ort beobachteten, wie mehrere Häuser in Myrnohrad nach russischen Angriffen in Brand gerieten.

Luftwaffenchef: „Erfolgreiche Offensive in Kursk“
Aber auch Russland kommt nicht zur Ruhe. Der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk hat von erfolgreichen Einsätzen seiner Kampfflieger bei der Offensive in der westrussischen Region Kursk berichtet. Dabei seien vor allem Präzisionsbomben gegen russische Stellungen und Truppenansammlungen eingesetzt worden. Auch wenn russische Einheiten inzwischen dazu übergegangen seien, verlassene Häuser in ihre Verteidigungslinien zu integrieren, könnten sie sich den Angriffen nicht entziehen.

„Wir sehen alles, wir wissen alles“, schrieb Oleschtschuk auf der Plattform Telegram. „Unsere Präzisionsbomben finden Euch überall.“ Unter Präzisionsbomben sind Gleitbomben zu verstehen, die von Piloten ins Ziel ferngesteuert werden können. Bei dem Vormarsch im Gebiet Kursk waren unter anderem zwei wichtige Brücken über den Fluss Sejm von Kampffliegern zerstört worden.

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