Schon die Monarchin nächtigte auf ihren Reisen zwischen Wien und Prag auf Schloss Drosendorf (NÖ). Wer still in das barocke Ambiente eintaucht, kann ihre Präsenz noch immer erahnen ...
Mit einem geheimnisvollen Klirren des Schlosses und doch auch ächzend öffnet sich das Tor zu einer wundersamen Welt in längst versunkene Zeiten. Schlossherr Markus Hoyos empfängt uns mit freundlichem Lächeln. Die Stille ist hörbar und der Atem der Geschichte spürbar. Es weht der Wind der Vergänglichkeit, und doch ist das Juwel im hohen Norden des Waldviertels fest in der Geschichte und auch der Zukunft verwurzelt.
Denn da ist auch die majestätische und fischreiche Thaya, die seit Jahrtausenden ihrer Vollendung im Schwarzen Meer entgegenstrebt. Von den einzelnen Gemächern des – urkundlich erstmals 1180 erwähnten und mit beträchtlichen Mühen in den Felsen gehauenen – Bauwerks eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf das dunkelgrüne Flussjuwel tief unten im Tal.
Wir tasten uns behutsam weiter in die Geschichte vor! Der alte Holzboden knarzt geheimnisvoll, und auch die alten Truhen samt anderem wertvollen Mobiliar aus barocker und noch früherer Zeit knarren so, als lebte noch der Geist der Ahnen im Nussholz. „Wir bieten 21 lichtdurchflutete und freundliche Zimmer mit historischen Stuckdecken und Parkettböden, alle indes mit zeitgemäßem Komfort, zum Rückzug vom Alltag“, versichert der sympathische Hüter des Schlosses, ein tadelloser Adeliger von altem Schrot und Korn, den vor allem seine feste Handschlagqualität auszeichnet. Seit geraumer Zeit — in der Ewigkeit allerdings doch nur ein Wimpernschlag der Geschichte – wird die Felsenfestung behutsam wach geküsst. „Was früher nur gekrönten Häuptern vorbehalten war, können jetzt auch unsere Gäste tun, nämlich für eine Nacht – zu moderaten Preisen – wie Maria Theresia ihr Haupt zur Ruhe betten.
Ein Glassarg wie im Märchen
Wir bieten aber auch ein kreatives Ambiente für Seminare“, bestätigt denn auch Baudouin de Troostembergh, Hoyos’scher Vertrauter, entfernter Verwandter und von diesembetrauter Verwalter zu Drosendorf. Markus Hoyos ist übrigens auch davon überzeugt, dass Maria Theresia (1717-1780) bei ihren Aufenthalten von ihrer Suite in die kleine Schlosskapelle eilte, um dort ihr Knie vor einem besonderen Heiligenbild, nämlich einer äußerst raren Abbildung einer schwangeren Muttergottes, zu beugen.Wer allerdings die Stille des Schlösschens verlässt, kann alsbald in die Unbeschwertheit einer doch recht lebendigen Stadt eintauchen. Denn Drosendorf – heute noch von einer mächtigen Stadtmauer behütend geschützt – ist eine Sommerfrische wie einst, mit einem Flussbad und Efeu-berankten Stadtwanderwegen, die Assoziationen an Shakespeares „Mittsommernachtstraum“ wecken, durch den im Mondlicht bekanntlich Faune und Elfen tanzen.
Dass in der burgnahen Stadtpfarrkirche die Gebeine der heiligen Valentina, sorgsam in kostbare Gewänder gehüllt, zur letzten Ruhe gebettet wurden, rundet das Bild der historischen Ewigkeit ab. Der sie als letzte Ruhestätte geborgen haltende Glassarg wurde 1702 von Gräfin Eleonore Lamberg hierhergebracht. Sie hatte diesen als berührendes Geschenk des Papstes erhalten. „Wir hüten hier getreulich, was die Ahnen uns hinterlassen haben, und wollen diese Schätze mit unseren Gästen teilen“, versichert Graf Hoyos.
Und doch weht auch ein Hauch der Vergänglichkeit um die Zinnen. Denn langsam liegt schon eine Ahnung vom Herbst in der Luft. Unten an der Thaya drehen sich bereits die ersten Nebel. Doch das Schloss Drosendorf, oben am Urfelsen thronend, bietet der Seele immer Zuflucht...
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