Vorschlag aus Tirol

Bergrettung: Wer fahrlässig ist, soll extra zahlen

Tirol
23.08.2024 10:19

Die Unvernunft feiert auf Tirols Bergen Hochzeit, die Bergretter sind an den Grenzen angelangt. Tirols Bergrettungschef Ekke Wimmer kann sich eine Sonderrechnung nach Einsätzen vorstellen, die durch grobe Fahrlässigkeit verursacht wurden. Auch mit Bewusstseinsbildung will man gegensteuern.

Am Sonntag musste eine US-Familie vom Innsbrucker Klettersteig geholt werden. In der Nacht auf Dienstag rückten die Scharnitzer Bergretter zu einem achtstündigen Einsatz aus, weil sich ein deutsches Duo im Aufstieg zur Breitgrieskarscharte verstiegen hatte.

Kein Zeitpuffer eingeplant
„Das Problem ist meist mangelhafte Tourenplanung“, sagt Christph Waltl, Ortsstellenleiter der Bergrettung Scharnitz. „Viele rechnen zudem keinen Zeitpuffer bei der Gehzeit ein“, kritisiert er. „Wenn sich die Gehzeit dann aus irgendwelchen Gründen verlängert, kann ein Notfall entstehen.“

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Viele sind mit riesigen und schweren Rucksäcken unterwegs, haben aber das Notwendigste wie eine Rettungsdecke oder ein Erste-Hilfe-Paket nicht dabei.

Christoph Waltl, Ortsstellenleiter Bergrettung Scharnitz

Wichtige Utensilien fehlen im Rucksack
Schon 36 Alarmierungen hatten die ehrenamtlichen Scharnitzer Bergretter heuer seit Ende Juni. Dabei fiel Waltl auf, dass die Alpinisten wenig Gespür dafür hätten, was in den Rucksack gehört und was nicht. „Viele sind mit riesigen und schweren Rucksäcken unterwegs, haben aber das Notwendigste wie eine Rettungsdecke oder ein Erste-Hilfe-Paket nicht dabei“, kritisiert er.

Das Duo im Karwendel schleppte ebenfalls enorme Rucksäcke nach oben. Wärmende Utensilien schienen jedoch nicht darin zu sein, denn die beiden froren enorm bis zum Eintreffen der Retter.

Acht Stunden Nachteinsatz, dann zur Arbeit
Erst um 6 Uhr morgens war der Einsatz nach acht (!) Stunden zu Ende, wenig später mussten die acht Bergretter bereits wieder in die Arbeit fahren – ohne auch nur eine Minute Schlaf gehabt zu haben!

Ortsstellen an Grenzen gelangt
Der neue Landesleiter der Tiroler Bergrettung, Ekkehard Wimmer, weiß, dass „einige Ortsstellen an ihre Grenzen gestoßen sind.“ Selbstüberschätzung sowie mangelnde Tourenplanung würden dazu beitragen.

Dem will die Bergrettung nun gegensteuern. „Denkbar wäre eine Sonderrechnung bei Einsätzen der Bergrettung, die durch grobe Fahrlässigkeit notwendig wurden“, sagt Ekke Wimmer.

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Denkbar wäre eine Sonderrechnung bei Einsätzen der Bergrettung, die durch grobe Fahrlässigkeit notwendig wurden.

(Bild: Johanna Birbaumer)

Ekke Wimmer, Landesleiter Bergrettung Tirol

Gegen Vollkaskomentalität
„Wir setzen aber auch auf Bewusstseinsbildung“, kündigt er an. Damit will man die Themen Tourenplanung, Ausbildung und Bergekostenversicherung jenen möglichst nahe bringen, die mit der „Vollkaskomentalität“ auf die Berge steigen.

Runder Tisch im Herbst
Und im Herbst sei ein runder Tisch mit Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) geplant. Teilnehmen sollen unter anderem die Bergrettung und die Alpinpolizei. Dort werde besprochen, wie künftig mit denen umzugehen sei, die grob fahrlässig in Bergnot geraten.

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