Brucknerhaus-Affäre

„Der gesamte Kulturbereich wird davon beschädigt“

Oberösterreich
23.08.2024 14:00

Nach dem Brucknerhaus-Skandal nun die Lügen-Affäre des mittlerweile zurückgetretenen Linzer Bürgermeisters: Diese ungustiösen Vorfälle tauchen mittlerweile die gesamte Kulturszene in ein schlechtes Licht, kritisiert Thomas Diesenreiter von der Kulturplattform OÖ. Er fordert, die LIVA neu zu denken.

Er ist ein intimer Kenner der Kulturszene: Thomas Diesenreiter, Geschäftsführer der KUPF-Kulturplattform OÖ, vertritt nicht nur rund 135 Kulturvereine, sondern hat keine Scheu, Missstände aufzuzeigen. Die jüngsten Entwicklungen der Brucknerhaus-Affäre bringen nun das Fass zum Überlaufen. Die Intransparenz von „Sammelkonstrukten“ wie der LIVA müsse aufhören, fordert er in der „Krone“.

„Krone“: Sie fordern aufgrund der Brucknerhaus- und Chat-Affäre des Linzer Bürgermeisters eine Transparenz-Offensive in den Linzer Kultureinrichtungen. Was stößt Ihnen besonders sauer auf?
Thomas Diesenreiter:
 Es gibt Leute, die über die Budgets der LIVA Bescheid wissen, aber das ist nur ein kleiner Kreis. Die Öffentlichkeit ist von vielen Informationen ausgeschlossen, obwohl es sich um öffentliche Gelder handelt.

Was ist der Unterschied zwischen einem Museum und der LIVA?
Bei der Ars Electronica weiß man, wie viel Geld reingeht, und das geht an die Ars Electronica. Die LIVA ist ein Sammelkonstrukt, wo verschiedene Kulturhäuser drinnen sind. Es gehen mehrere Millionen an die LIVA. Für welches Haus was verwendet wird, weiß niemand.

Auch das Linzer Brucknerhaus als Ort der Kultur wird in schlechtes Licht getaucht (Bild: Dieter Kühl)
Auch das Linzer Brucknerhaus als Ort der Kultur wird in schlechtes Licht getaucht

Haben Sie ein Beispiel?
Ich habe mir den Kontrollamtsbericht in den letzten Jahren immer wieder angesehen und bemerkt, dass innerhalb der LIVA immer mehr Geld vom Posthof zum Brucknerhaus umgeschichtet worden ist. Der Posthof musste immer mehr Eigeneinnahmen erwirtschaften, um das Defizit im Brucknerhaus abzudecken. Das heißt auch: Vom Populärbereich ist immer mehr in den klassischen Bereich umgeschichtet worden. Das kann man auch machen! Problematisch ist, dass kein kulturpolitischer Diskurs darüber möglich ist, weil die Zahlen nicht öffentlich bekannt sind.

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Die Kultureinrichtungen der Stadt Linz sollten verpflichtet werden, umfangreiche Transparenzberichte vorzulegen. Wenn man öffentliche Gelder bekommt, sollte die Öffentlichkeit sehen, wohin das Geld geht.

Thomas Diesenreiter, KUPF

Wie schaut Ihre Forderung konkret aus?
Kultureinrichtungen der Stadt sollten verpflichtet werden, umfangreiche Transparenzberichte vorzulegen und Einblick in die Bücher ermöglichen. Die Linz AG legt einmal im Jahr einen dicken Bericht vor mit den wichtigsten Kennzahlen, Projekten, Informationen. Die Museen machen das in einer abgespeckten Version, bei der LIVA fehlt das komplett.

Wie kann ein geschlossenes Gremium wie ein Aufsichtsrat Kontrolle bekommen?
Die Vorsitzenden des Stadtkulturbeirats sollten in die Aufsichtsräte der städtischen Kultureinrichtungen berufen werden. Wie sollte sonst der Stadtkulturbeirat über Themen diskutieren können, die diese Einrichtungen betreffen?

Aber wie begründen Sie diese Forderung?
Ich denke, wenn man öffentliche Gelder bekommt, sollte die Öffentlichkeit die Möglichkeit haben, darüber zu diskutieren. Sie sollte sehen, wohin das Geld geht.

Wird der gesamte Kulturschauplatz Linz durch diese Skandale beschädigt?
Ja, das wirft auf den gesamten Kulturbereich ein schlechtes Licht. Es heißt dann rasch in den Foren: „Ja die Künstler, denen wird das Geld hinten hineingeschoben.“ Das stimmt natürlich nicht. Es gibt meiner Meinung nach eine Zweiklassengesellschaft. Zum einen die Kulturarbeiter in der freien Szene, die wirklich mit geringen Löhnen überleben müssen. Auf der anderen Seite sieht man, wie sich ein Kerschbaum jeden Auftritt im eigenen Haus vergolden ließ. Das ist einfach ein Schlag ins Gesicht. Nein, das geht so nicht.

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Auf der anderen Seite sieht man, wie sich ein Kerschbaum jeden Auftritt im eigenen Haus vergolden ließ. Das ist einfach ein Schlag ins Gesicht. Nein, das geht so nicht.

Thomas Diesenreiter

Kann der kleine Kulturverein etwas verheimlichen?
Wenn ein Kulturverein eine Kulturförderung bekommt, muss er sämtliche Bücher, Rechnungen offen legen. Ein Kulturverein ist gegenüber dem Fördergeber äußerst transparent. Darum ist es wichtig, dass uns wir als KUPF positionieren und die Zustände, die im Brucknerhaus geherrscht haben, kritisieren.

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