Düstere Bilanz

Massive Ernteausfälle: Klimawandel schlägt hart zu

Österreich
23.08.2024 05:50

Naturkatastrophen machen unseren Bauern und Winzern heuer das Leben besonders schwer. Die Schäden sind rekordverdächtig: Und schon rollt die nächste Hitze- und Unwetterwelle auf uns zu. Wenn weiterhin so skrupellos verbaut wird, brauchen wir über die Auswirkungen nicht überrascht sein, heißt es seitens Experten gegenüber der „Krone“.

Die Bilanz könnte für die Landwirtschaft heuer nicht düsterer sein. Denn Meteorologen registrierten in ihren Charts den wärmsten Februar und auch den heißesten März der Messgeschichte. Und nächste Woche wird wohl noch der Jahrhundertsommer 2003, was die Hitze bzw. Temperaturen über dem langjährigen Durchschnitt angeht, übertroffen.

Das aber hatte und hat direkte Auswirkungen auf Feld, Flur und Acker. Denn der Vegetationsbeginn im heurigen Jahr war deswegen um drei bis vier Wochen früher dran – und die sehr kalte zweite Aprilhälfte führte darauf im Obst- und Weinbau zu schweren Frostschäden.

Hagel hat Bauern und Winzer in weiten Teilen Österreichs heuer hart getroffen. (Bild: Jochen Hanauer)
Hagel hat Bauern und Winzer in weiten Teilen Österreichs heuer hart getroffen.

Im Mai erreichten die Wetterextreme mit dem Start der Hagelsaison einen ersten dramatischen Höhepunkt: Unwetter mit regelrechten Eisgeschoßen, Sturm und Starkregen schädigten Kulturen über alle Bundesländer hinweg.

200 Millionen Euro Gesamtschaden
Die Situation aufgrund der Dürre (trotz punktuellen Rekordregens in Wien, NÖ und Tirol vergangenes Wochenende)? „Ausbleibender Niederschlag und die Hitze der vergangenen Wochen machen sich besondere bei Herbstkulturen wie dem Mais, Soja, Zuckerrüben oder auch dem Grünland bemerkbar. Besonders betroffen ist hier der Osten des Landes, wo sich deutliche Ernteeinbußen abzeichnen. Aktuell wird mit einem Gesamtschaden in der Höhe von 200 Millionen Euro gerechnet, die Hälfte davon nur aufgrund des Risikos Dürre“, so die Hagelversicherung in einer ersten Zwischenbilanz.

Die Lage für die Landwirtschaft – mit ihrer „Werkstatt“ unter freiem Himmel – sei aufgrund des Klimawandels besorgniserregend, weil 80 Prozent des Ertrags vom Wetter abhängen.

Brennpunkt Oberösterreich: Dort schlug die Natur in Vöcklabruck, Grieskirchen, Schärding, Wels-Land und Braunau am Inn zurück. In nur zwei Hageltagen rund um den 10. Juli mussten die Bauern drei Millionen Euro Einbußen hinnehmen. Wie berichtet, blieben auch die Wiener Winzer nicht verschont. Schwerer Hagel zertrümmerte in Rieden am Nussberg Trauben im Wert von 500.000 Euro. Ausgestanden ist das noch lange nicht. Denn beispielsweise die Hagelsaison dauert bis Mitte September.

Hoffnungsschimmer am Katschberg zwischen Kärnten und Salzburg: Christoph Hofmayer fährt für sein „Katschbeer“ in der höchsten Brauerei Österreichs in 1670 Meter Seehöhe gerade eine sehr gute Hopfenernte ein.

Kleiner Lichtblick: Der „Katschberg“-Hopfen blieb verschont. (Bild: Roland Holitzky)
Kleiner Lichtblick: Der „Katschberg“-Hopfen blieb verschont.

„Verbauung der Natur wird sich noch rächen!“
Aber: „Wenn weiterhin so skrupellos verbaut wird, brauchen wir über die Auswirkungen nicht überrascht sein. Im Gegenteil: Die Zerstörung der Natur wird sich noch mehr rächen“, reagiert Hagelversicherungsdirektor Dr. Kurt Weinberger auf jüngste Naturkatastrophen.

Ähnlich besorgt: Dr. Helmut Habersack, der Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur Wien: „Einerseits steigt die Flutgefahr, weil durch die höheren Temperaturen wegen des Klimawandels mehr Wasserdampf in der Atmosphäre ist und Starkregenereignisse zunehmen. Andererseits wächst das Schadenspotenzial, da in Österreich immer noch 12 Hektar pro Tag verbraucht werden.“

Bodenversiegelung bzw. Verbauung gilt als großer Treiber der Flutgefahr. (Bild: Melanie Hutter)
Bodenversiegelung bzw. Verbauung gilt als großer Treiber der Flutgefahr.

Die Krux aus seiner Sicht: Ein großer Teil davon sind Überflutungsflächen. Das erhöhe auch flussab die Hochwassergefahr. „Rückbau und Reduktion des Bodenverbrauchs sind dringendst notwendig“, so das Resümee des heimischen Experten.

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