Historische Kriminalfälle, schaurige Tatorte und unbekannte Gassen: Bei der Führung „True Crime Graz“ wird Interessierten ein Blick auf die Schattenseiten der Stadt gewährt. Selbst gebürtige Grazer können dabei viel Neues lernen.
„Wir gehen zurück in die Zeit des Nationalsozialismus, in die 1930er-Jahre“, erzählt Daniel Strohrigl von den Graz-Guides. Er steht gemeinsam mit einer Menschentraube in einem Palais nahe dem Grazer Glockenspielplatz. Hier hauste einst Josef Schleich, einer der unbekannteren Gesetzesbrecher der steirischen Landeshauptstadt.
Er war der Chef eines vermeintlichen Reisebüros, über das er Zigtausende Juden und Jüdinnen ins Ausland brachte, sie so vor den Nationalsozialisten rettete – aber möglicherweise auch abzockte. „1941 ist man ihm auf die Schliche gekommen, und er wurde eingesperrt“, erzählt Strohrigl weiter. Die Führungsgäste staunen.
Aber von Anfang an: Treffpunkt für den Rundgang zum Thema „True Crime Graz“ ist das Kunsthaus im Bezirk Lend, der früher außerhalb der Stadtmauern lag. Graz sei ein „Mord-Hotspot“ gewesen, eröffnet Strohrigl die Führung. Hier wurden am Straflandesgericht sogar die spektakulären Fälle des Frauenmörders Jack Unterweger und des Briefbomben-Attentäters Franz Fuchs verhandelt. Und auch jener Mann, der zur längsten „lebenslangen“ Haftstrafe (51 Jahre) verurteilt wurde, saß in Graz.
Der erste Cobra-Einsatz war in der Murmetropole
Hier auf der „rechten Murseite“ machte ein weiterer Kriminalfall exakt am 16. Juni 1980 Geschichte. Denn in der Annenstraße 49 fand der österreichweit erste Cobra-Einsatz statt. Ein geistig verwirrter Mann überfiel eine Arztpraxis und nahm dabei 23 Personen – darunter drei Kinder – als Geisel. „Die Grazer Polizei war etwas überfordert, also hat man das Einsatzkommando aus Wien angefordert“, erklärt der Guide. Doch der historische Einsatz eskalierte: „Das Gebäude wurde gestürmt, sie schossen wie die Wilden, und die Geiseln sprangen vom Balkon.“
Es ist eine Führung, die sogar gebürtige Grazer überrascht – so stellt sich das Franziskanerkloster als Tatort heraus, der Weg zu einem der ersten Gefängnisse führt zum Rathaus. Beim Entdecken neuer Gassen erzählt Strohrigl von Gaunerzinken an Türen und Strafen für Raser auf Kutschen. Es ist einer von vier „kriminellen“ Rundgängen, die die Graz-Guides im Programm haben. Der nächste mit dem Titel „True Crime Graz“ findet am 13. Oktober statt. Kostenpunkt 16 Euro.
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