Der aktuelle Befund der Tiroler Volkspartei in Sachen Personalpolitik ist alles andere als erfreulich. Vor allem für LH Anton Mattle. Da ist auch der Fall „Luger“ in Linz nur schwacher Trost.
Was haben Franz Hörl, Ernst Schöpf und Johannes Anzengruber gemeinsam? Sie haben Recht. Auf den ersten Blick gar nichts. Das Trio kann unterschiedlicher nicht sein wie es ist. Der Zillertaler Hörl, der Sölder Langzeitbürgermeister Schöpf und Innsbrucks Überraschungsstadtoberhaupt Anzengruber sind völlig verschiedene Charaktere. Von aufbrausend über ruhig bis eher unauffällig. Auf den zweiten Blick eint sie aber doch etwas: Alle drei haben ein Problem mit ihrer Mutterpartei, der Volkspartei, speziell der Tiroler und Innsbrucker. Das sie jedoch auf völlig unterschiedliche Art und Weise gelöst haben.
Aufstieg zum Stadtoberhaupt
Fall eins: Johannes Anzengruber. Eigentlich jahrelang ein eher unscheinbarer Politiker in Innsbruck, kaum durch politische (durch andere schon mehr) Taten aufgefallen, fühlte sich benachteiligt, trat in der Landeshauptstadt als „Solokämpfer“ in der Bürgermeisterring und rang alle nieder. Inklusive Georg Willi (Grüne) und vor allem der vereinten bürgerlichen Koalition, der er eigentlich angehört. Anzengruber ist nun Bürgermeister, die Volkspartei in Innsbruck fristet nach der bittersten Niederlage seit Jahrzehnten ein Nischendasein und landesweit weiß man immer noch nicht, wie man mit dem Fall, oder besser wohl Aufstieg von Johannes Anzengruber umgehen soll.
Hörl geht eigene Wege
Fall zwei: Dieser hat seine Wurzeln im Zillertal, aber nichts mit der Piefke-Saga zu tun, auch wenn so manche Aussage von Franz Hörl durchaus reif für Piefke-Saga wäre. Der stimmgewaltige, aber auch streitbare Seilbahner und Hotelier Hörl fühlt sich nach wie vor von seiner Partei für die Nationalratswahl ausgebootet. Er wurde auf Listenplatz 21 gesetzt, was gleichzusetzen ist mit dem Gang „in die politische Wüste“. Hörl bleibt der ÖVP zwar treu, weil er nicht anders kann, geht aber im Rahmen eines Vorzugsstimmenwahlkampfes eigene Wege und lässt sich das – für einen Zillertaler auch eher ungewöhnlich – eine Menge privates Geld kosten.
Nach 38 Jahren ausgetreten
Fall drei: Der jüngste, aber wohl spektakulärste. Dieser Tage gab der Sölder Langzeitbürgermeister und ehemalige Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf bekannt, dass er nach 38 Jahren die ÖVP-Parteimitgliedschaft zurücklege, weil er „in dieser Werte- und Gesinnungsbotschaft definitiv nichts mehr verloren hat“. Der politische Vernichtungsfeldzug und Rufmord – unterstützt auch von seinen „Parteifreunden“ – im Zuge der GemNova-Pleite reiche ihm, aber auch die mediale „dreitägige Drescherei“ durch ein Tiroler Großformat, wie er es im Interview mit eben dieser Zeitung zum Ausdruck brachte.
Drei krasse Fälle, zwar höchst unterschiedlich, dennoch in ihrer Gesamtheit für die Tiroler Volkspartei alles andere als ruhmreich, eher ein Bild für eine wenig ausgeprägte Führungsstärke.
Einziger, aber schwacher Trost für die Schwarzen in Tirol ist derzeit wohl, dass es Fälle wie jenen des bald zurücktretenden Linzer Bürgermeister Luger gibt, der an Hinterfotzigkeit, Falschheit und Sesselklebermentalität aktuell wohl nur schwer zu überbieten ist und andere Vorfälle überschattet.
Damit sollte sich Tirols Landeshauptmann und ÖVP-Chef Anton Mattle aber tunlichst nicht abfinden, denn das Rumoren in seiner Partei wird weitergehen ...
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