„Drama entgangen“

Anschlag auf Synagoge: Verdächtiger festgenommen

Ausland
25.08.2024 14:16

Im Fall der Explosion vor einer Synagoge im Süden Frankreichs ist der mutmaßliche Täter festgenommen worden. Insgesamt seien vier Menschen in Zusammenhang mit der Tat in Gewahrsam gekommen, hieß es am Sonntag aus mit dem Fall vertrauten Kreisen. 

Der Verdächtige habe vor der Festnahme Schüsse abgegeben, erklärte die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft. Die Einsatzkräfte schossen demnach zurück und verletzten ihn im Gesicht. 

Der Hauptverdächtige trug bei der Tat unter anderem eine um die Hüften gewickelte Palästinenserflagge, wie auf Videoüberwachungsaufnahmen zu sehen war. Bei dem Mann handelt es sich einer mit dem Fall vertrauten Quelle zufolge um einen 33-jährigen Algerier mit legalem Aufenthaltsstatus. 

Stundenlange Suche nach Täter
Knapp 200 Polizisten und Gendarmen hatten stundenlang nach dem mutmaßlichen Täter gesucht. Es gab mehrere Durchsuchungen, bis er schließlich in einem von Armut und Drogenhandel geprägten Viertel von Nîmes gefasst wurde, das rund 40 Kilometer vom Anschlagsort La Grande-Motte entfernt liegt. Auch zwei Personen aus dem Umfeld des Mannes kamen in Polizeigewahrsam.

Am Samstag in der Früh waren zwei Türen der Synagoge in der Ortschaft La Grande-Motte bei Montpellier in Brand gesetzt worden. Auch zwei Autos vor dem Gebäude gingen in Flammen auf, eine Gasflasche in der Nähe explodierte. Dabei wurde ein Polizist leicht verletzt. Die fünf Menschen, die zu jenem Zeitpunkt in der Synagoge waren, blieben unverletzt.

„Drama entgangen“
Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt zu versuchter Tötung mit Terrorismus-Bezug, Bildung einer terroristischen Vereinigung und Zerstörung mit gefährlichen Mitteln. „Die ersten Ermittlungen deuten darauf hin, dass der Täter Träger einer palästinensischen Flagge und einer Waffe gewesen ist“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Überprüft werde auch, wie der mutmaßliche Täter die Tat vorbereitete und wie er floh.

Frankreichs amtierender Premierminister Gabriel Attal und Innenminister Darmanin waren noch am Nachmittag zum Anschlagsort gereist. Attal verurteilte die Tat als antisemitisch motiviert. „Wir können davon ausgehen, dass wir einem absoluten Drama entgangen sind“, meinte der Premier.

Premierminister Gabriel Attal und Innenminister Gérald Darmanin waren noch am Samstag zum Anschlagsort gereist.  (Bild: APA/AFP/Pascal GUYOT)
Premierminister Gabriel Attal und Innenminister Gérald Darmanin waren noch am Samstag zum Anschlagsort gereist. 

Der Täter sei nach ersten Erkenntnissen sehr entschlossen gewesen, führte Attal aus. Wäre die Synagoge zum Tatzeitpunkt gefüllt gewesen und wären Menschen nach draußen gekommen, hätte es vermutlich Tote gegeben, so Attal. Die Tat sei empörend. Der Premier verwies auch auf die steigende Zahl antisemitisch motivierter Übergriffe in Frankreich.

Mehr Sicherheitskräfte vor Synagogen
Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X: „Der Kampf gegen den Antisemitismus ist ein fortlaufender Kampf, der Kampf der vereinten Nation.“ Als Reaktion auf den Anschlag fuhr Frankreich die Präsenz von Sicherheitskräften vor jüdischen Gotteshäusern im Land hoch.

Nach Worten des Vorsitzenden des Dachverbands jüdischer Organisationen in Frankreich, Yonathan Arfi, ereignete sich die Explosion zu einem Zeitpunkt, als die Ankunft von Gläubigen an der Synagoge erwartet werden konnte. Es handle sich nicht nur um einen Angriff auf ein Gotteshaus, sondern den Versuch, Juden umzubringen.

Die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in Frankreich ist nach dem Beginn des durch den Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelösten Krieges im Gazastreifen deutlich gestiegen. Während der ersten Jahreshälfte wurden laut Darmanin 887 solcher Taten gezählt. 2023 waren es im gleichen Zeitraum 304 Taten.

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