Brucknerhaus-Affäre

Nach Skandalen: „Ruf der Kultur ist geschädigt!“

Oberösterreich
26.08.2024 13:00

Thomas Kerbl, Musiker und Intendant des Stadttheaters Bad Hall, war einer der „gelinkten“ Mitbewerber in der „Brucknerhaus-Affäre“. Er sagt im „Krone“-Talk: „Das alles erschüttert mich demokratiepolitisch!“ Der Imageschaden betreffe nicht nur das Konzerthaus an der Donau, sondern die gesamte Kulturstadt Linz.

„Ich war einer der Mitbewerber und fühle mich heute respektlos behandelt“, sagt Thomas Kerbl im „Krone“-Talk. Der Linzer Dirigent, Pianist und langjährige Vizerektor der Anton Bruckner Uni, hatte sich 2017 um den Intendanten-Posten im Brucknerhaus beworben. Nach der „Lügen-Affäre“ des Linzer Ex-Bürgermeisters Klaus Luger ist heute klar, dass die Bestellung von Dietmar Kerschbaum ausgemacht war, wir berichteten darüber. Durch die jüngsten Skandale befürchtet Kerbl einen großen Imageschaden für Linz.

„Krone“: Sie waren einer jener Mitbewerber, die damals ins finale Hearing für den Intendanten-Job im Brucknerhaus eingeladen wurden. Aber Sie waren chancenlos, weil Ihr damaliger Konkurrent die Fragen bereits kannte. Wie geht es Ihnen rückblickend damit?
Thomas Kerbl: Ich hatte mich damals sechs Wochen intensiv vorbereitet, bin hoch motiviert ins Hearing gegangen und bedankte mich auch noch, dass ich eingeladen worden war. Nun, angesichts der ,Lügen-Affäre‘, vergeht mir alles! Was für ein respektloser Umgang mit Menschen, die sich mit dieser Aufgabe damals auseinandergesetzt hatten. All das jetzt zu erfahren, erschüttert mich demokratiepolitisch zutiefst.

Verraten Sie uns, wie Ihr Hearing damals gelaufen ist?
Zwei Wochen vor dem Hearing wurde mir das Vizerektorat der Bruckneruni angeboten. Ich bin daher mit dem Entschluss hingegangen, nicht zu taktieren. Ich wollte ehrlich bei meinem Kernpunkt bleiben, nämlich, dass das Brucknerhaus aus dem unseligen Spalt zwischen Land OÖ und Stadt Linz aussteigen soll. Weil es dem Publikum egal ist, ob die Kultur von der Stadt oder dem Land kommt. Aber nach den ersten Sätzen habe ich schon bemerkt, dass ich nicht die gewünschte Person bin.

Ab 4. September beginnen auch im Linzer Brucknerhaus die Höhepunkt des Jubiläumsjahres anlässlich des 200. Geburtstags von Anton Bruckner (Bild: Horst Einöder/Flashpictures)
Ab 4. September beginnen auch im Linzer Brucknerhaus die Höhepunkt des Jubiläumsjahres anlässlich des 200. Geburtstags von Anton Bruckner

Ist der Ruf des Brucknerhauses durch die Skandale der letzten Wochen ruiniert?
Der Ruf der Kultur ist generell angepatzt. Jetzt haben wir das große Brucknerjubiläum, die internationale Musikwelt schaut auf Linz – und sieht, dass hier offenbar jeder machen kann, was er will. Der erste Skandal mit Kerschbaum war kurz vor der großen Jubiläumsfeier des Brucknerhauses, jetzt der nächste Skandal vor dem 200. Geburtstag Bruckners. Es wirkt, als ob ein System dahinter stecken würde. Es ist eine Katastrophe!

Es geht aber nicht allein ums Brucknerhaus, sondern eigentlich um die LIVA, die Linzer Veranstaltungsgesellschaft, die Kulturhäuser und Sportstätten vereint. Ist dieses ,Sammelkonstrukt‘ für Kultur und Sport in Ihren Augen günstig?
Ich finde das nicht günstig. Da gehören ganz klare Kompetenztrennungen und -lösungen gemacht. Ob ein Bürgermeister als Aufsichtsratsvorsitzender oder ein Geschäftsführer, der über alles herrscht – es ist nicht gut, dass ein Kopf über alles bestimmt.

Sehen Sie jetzt eine Chance, die LIVA insgesamt auf neue Füße zu stellen?
Ja, denn jede Krise birgt eine Riesenchance. Aber bevor was passiert, werden die Wahlen abgewartet, und es wird wieder politisches Denken dominieren. Obwohl die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, dass das nicht der beste Weg ist.

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