Keine Skandale und keine Fehltritte: Der Opernball zeigte sich so brav wie selten zuvor. Der Veranstaltung hat das aber nicht geschadet - ganz im Gegenteil: Staatsoperndirektor Dominique Meyer nützte den Abend, um in unaufgeregter Art und Weise das Ensemble seines Hauses in den Mittelpunkt zu rücken.
Nach den Klängen von Bundes- und Europahymne zog das Jungdamen- und Jungherren-Komitee zur "Fächerpolonaise" von Carl Michael Zieher in den Ballsaal ein. Danach stand die "Annen-Polka" von Johann Strauß (Sohn), getanzt von Elevinnen und Eleven der Ballettschule der Wiener Staatsoper, auf dem Programm, gefolgt vom Walzer aus "Maskerade" von Aram Chatschaturjan, der Polka Mazurka "Fata Morgana" und der Polka francaise "Kreuzfidel", beide von Strauß (Sohn), choreografiert von Albert Mirzoyan und dargeboten von den Stars des Wiener Staatsballetts.
Besonders ins Auge stachen heuer die Kostüme des Ballett-Ensembles. Diese fanden schon als Schneeflocken im "Nussknacker" ihren Einsatz, so Annette Beaufays, scheidende Leiterin der Kostümwerkstätten der Österreichischen Bundestheater. Die Tutus sind mit aufgenähten Borten in Schwarz-Weiß verziert, der Kragen ist mit glitzernden Steinen besetzt. Eines der Outfits herzustellen, habe "sicher 150 Stunden Handarbeit" gedauert, wie Beaufays vorab verraten hatte.
Peter Schneider vertrat den erkrankten Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst als Dirigent des Wiener Staatsopernorchesters. Die musikalischen Glanzstücke waren die Auftritte der Publikumslieblinge Valentina Nafornita und Adam Plachetka. Die aus Moldawien stammende Sopranistin gab "Quando M'en Vo" aus der Puccini-Oper "La Bohème" zum Besten, der junge tschechische Bass-Bariton "Fin Ch'han Dal Vino" aus der Mozart-Oper "Don Giovanni". Gemeinsam sangen sie das Liebeslied "Lippen schweigen" aus der Lehar-Operette "Die lustige Witwe".
Spannung bei Debütanten
Spannung wie selten zuvor aus diesem Anlass herrschte während der von den Debütanten getanzten Schnell-Polka "So ängstlich sind wir nicht", ebenfalls von Strauß (Sohn). Die von der Kärntner Tanzlehrerin Iris Huber rasant choreografierte Eröffnung hatte das Jungdamen- und Jungherren-Komitee bei den Proben hart beansprucht. Dem Motto des Stücks gemäß meisterten die 144 Paare, darunter Jennifer Lafer, die Tochter von Fernsehkoch Johann Lafer, Milliardärssohn Gianni Stumpf-Schalko und SCS-Erbe Johannes Dujsik, ihre Aufgabe aber schlussendlich ohne große Patzer, ehe es anlässlich des Strauß-Stücks "An der schönen blauen Donau" endlich von den Künstlern hieß: "Alles Walzer!"
Bei der Eröffnung war es allerdings zu einer dramatischen Szene gekommen. Eine Debütantin verlor kurzfristig das Bewusstsein und kippte ohnmächtig zusammen. Direktor Meyer und einige Sanitäter kamen der jungen Frau sofort zu Hilfe, kurze Zeit später lächelte sie wieder.
Lugner dieses Jahr glücklos, Sorvino begeistert
Es war schon einmal mehr Wirbel um Richard Lugner und seine Opernball-Gäste. Waren in der Vergangenheit die Bodyguards des Baumeisters händeringend darum bemüht, unliebsame Journalisten von den Stars fernzuhalten, herrschte diesmal eher Langeweile. Fast unbeachtet und vom pompösen Auftritt von Modedesigner Harald Glööckler nahezu überschattet, ging der Baumeister mit Mira Sorvino und Gina Lollobrigida über den roten Teppich. Binnen Minuten war der sonst so chaotische Auftritt des Baumeisters auch schon wieder vorbei. "Ich freue mich, in Wien zu sein", gab sich Lollobrigida kurz angebunden, bevor sie ins Innere der Oper abrauschte. Sorvino lächelte freundlich, gab aber ebenfalls kaum Interviews.
Die Oscarpreisträgerin war dennoch angetan von dem Ball: "Es ist noch schöner, als ich es gedacht habe." Und so twitterte sie schon während der Eröffnung aus der Loge ihres Gastgebers: "Die jungen Mädchen in Weiß, rosa Blumensträuße, Strasskrönchen; Prinzessinnen heute Nacht." Sie gab sich beeindruckt: Wie ein Gemälde aus dem "Vergoldeten Zeitalter" - der Blütezeit der US- Wirtschaft zwischen 1876 bis 1914 - mute das Fest an. "Der Wiener Opernball, ein glitzernder Potpourri der hohen und nicht so hohen Kultur; extravagant, amüsant, eine Reise in eine andere Zeit", beobachtete die Mimin weiter.
Co-Stargast Gina Lollobrigida verfolgte das Treiben in der Lugner-Loge eher stoisch. "Sie denkt, sie ist ein 'Big Star'", meinte der Baumeister, der schon vor dem Ball verzweifelte, weil "La Lollo" die Autogrammstunde in der Lugner City am Nachmittag nach etwas mehr als einer Viertelstunde abgebrochen hatte und nach der Präsentation der Kleider auch dem gemeinsamen Abendessen fernblieb, um vor dem Ball noch ein Nickerchen zu machen (siehe Berichte in der Infobox). Um 0.30 Uhr hatte die Film-Diva dann auch genug von der Oper und fuhr zurück zu ihrem Hotel. "Wieso sie so früh geht? Weil sie 85 Jahre alt ist", meinte Lugners "Schweigersohn in spe", Helmut Werner.
Swank brachte Hollywood-Glamour
Die zweifache Oscarpreisträgerin Hilary Swank brachte mit ihrer nudefarbenen und glitzernden Robe von Elie Saab ebenfalls ein bisschen Hollywood-Glamour nach Wien. Sie besucht auf Einladung der Investment-Firma Salus Alpha den diesjährigen Opernball. Als Roter-Teppich-Profi absolvierte die Schauspielerin einen gekonnten Auftritt. Swank war wie Hollywood-Kollegin Sorvino von Wien und dem Opernball begeistert. "Es ist wie eine Reise zurück in die Vergangenheit", beschrieb die Aktrice ihren Abend in der Oper, sie freue sich, hier zu sein. Ihr Management gewährte allerdings kaum Interviews - die Folge war ein Chaos nach ihrem ORF-Interview in der Mittelloge.
Glööckler hielt, was er versprochen hatte
Großer Rummel herrschte hingegen um den deutschen Designer Helmut Glööckler, der, wann immer er aus der Loge kam, von einem Pulk an Kamerateams, Fotografen und Journalisten umringt war. Das tat der Feierlaune aber keinen Abbruch - im Gegenteil: "Es hat mir wirklich sehr gut gefallen, es war ein wunderbarer Abend, ich habe keine Minute bereut, hergekommen zu sein", sagte Glööckler, der in einem selbst entworfenen Prunk-Frack gekommen und dessen Gesicht mit Glitzersteinen übersät war. Welche Steine es waren, wollte der Designer nicht verraten, aber: "Wenn ich sie trage, dann sind sie sehr wertvoll."
Auch seine Ankündigung, prunkvoll zum Wiener Opernball zu kommen, hat Glööckler wahr gemacht. Gegen 21 Uhr fuhr er mit einer Kutsche samt Bodyguards und persönlichen "Lakaien" vor dem Sangeshaus am Ring vor. Der Trubel rund um den Modemacher war entsprechend groß: Ohne Sicherheitsbeamte und Polizei hätte er kaum den Weg in die Oper gefunden.
Begleitet wurde der Deutsche von der im Stil einer schrillen Sisi ausstaffierten Xenia Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen mit Sternenspangen in der kunstvoll hochgesteckten Frisur und einer grellpinken Robe. "Sie sieht auch aus wie eine Kaiserin", freute sich der Paradiesvogel.
"Ein bisschen verrückt, aber ein toller Abend"
Der englische Startenor Paul Potts zeigte sich ebenfalls in Feierlaune, der Ball sei "er ist eine der schönsten Veranstaltungen in Europa". Zum Medienrummel meinte er: "Es ist ein bisschen verrückt, aber es ist ein toller Abend." Zudem überraschte er mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen. "Schlechter als mein Deutsch ist nur mein Tanzen", scherzte er. Die Eröffnung hat im sehr gut gefallen: "Es war fantastisch", dabei hob er besonders die Leitungen der Publikumslieblinge Nafornita und Plachetka hervor.
Volks-Rock'n'Roller Andreas Gabalier erschien als "Überraschungsgast", er hatte erst einen Tag vor dem Fest entschieden zu kommen. Für diesen besonderen Anlass tauschte der Sänger sogar seine Lederhose gegen einen Frack. "Es ist gewöhnungsbedürftig, aber einmal im Jahr darf man das ausführen." Zumindest sein Anstecktüchlein hatte einen volkstümlichen Touch, es war rot-weiß-kariert.
Unter den Gästen war auch Harald Serafin, der gut gelaunt schwärmte: "Es ist wunderbar." Er sei gerne am Opernball,he Model Franziska Knuppe in einer schwarzen Spitzenrobe und Köchin Sarah Wiener.
Lafer stärkte sich mit Cognac für Debüt der Tochter
Auch Immobilien-Investor Georg Stumpf und seine Partnerin Patricia Schalko, die ein Haute-Couture-Kleid von Elie Saab trug, kamen - heuer als stolze Eltern eines Debütanten. Ihr Sohn Gianni eröffnete den Opernball in der ersten Reihe. Seine Partnerin war Jennifer Lafer, die Tochter von TV-Koch Johann Lafer. Dieser war im Vorfeld des Auftritts seines Kindes sehr aufgeregt: "Ich habe mir zwei große Cognacs gegönnt."
Auch Polit-Prominenz am Opernball
Bundespräsident Heinz Fischer und seine Frau Margit - in einer violett glitzernden Robe - vertraten das "offizielle" Österreich. Ein Vergnügen, dem normalerweise die Ballgäste frönen, nämlich das Tanzen, ist allerdings nicht Fischers Passion: "Ich bin am neunten Opernball und habe noch nie getanzt", verriet er. Auf Nachfrage, ob seine Frau Margit nicht unglücklich darüber sei, antwortete er schmunzelnd: "Meine Frau ist zufrieden mit mir." Fischer hatte dieses Jahr keinen Gast in seiner Loge: "Wir wollen das nicht zur Automatik machen." Im Vorjahr war sein Gast UN-General Ban Ki Moon.
Weiters besuchte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl mit seiner Frau Barbara Hörnlein den Ball, ebenso Bukarests Bürgermeister Sorin Oprescu und Vizekanzler Michael Spindelegger, der den slowakischen Außenminister Miroslav Lajcak eingeladen hatte, mit seiner Frau Margit; außerdem Unterrichtsministerin Claudia Schmied und Verkehrsministerin Doris Bures sowie Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Im Gegensatz zu Fischer drehte Spindelegger gleich mehrere Runden im Ballsaal: "Ich habe mit der Frau von Miroslav Lajcak getanzt und natürlich auch mit meiner Frau", erzählte er gut gelaunt.
Ein kleines Missgeschick war übrigens Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh am Red Carpet passiert: Als sie den Bundespräsidenten und seine Ehefrau begrüßte, verlor sie einen ihrer Ohrringe. Das Staatsoberhaupt half beim Suchen, das edle Stück wurde rasch gefunden. Für das Gruppenfoto mit Operndirektor Dominique Meyer saß alles wieder perfekt.
Dem wahren "Mastermind“ des Opernballes wurde bei dem Fest offizielle Ehren zuteil: Walter Renner, der seit 30 Jahren hingebungsvoll die Logistik des Balles organisiert, wurde von Kulturministerin Schmied das Golde Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.
Alle Bilder: APA/Herbert P. Oczeret/Herbert Pfarrhofer, Peter Tomschi, Klemens Groh
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