Heute vor zehn Jahren wurde Melinda Esterházy, Burgenlands letzte Fürstin, zu Grabe getragen. Vom Wert ihrer Errungenschaften profitiert das Land bis heute.
Vor kurzem feierte Esterházy-General Stefan Ottrubay seinen 70. Geburtstag. Seit 30 Jahren lenkt der promovierte Jurist höchst erfolgreich die Geschäfte der Esterházy-Privatstiftungen. Rund 224 Millionen Euro wurden seither in die Pflege und Restaurierung der Kulturdenkmäler Burg Forchtenstein, Schloss Esterházy und Schloss Lackenbach investiert. Für das Geschäftsjahr 2024 wird eine Umsatzsteigerung auf rund 100 Millionen Euro erwartet.
Zu verdanken hat Ottrubay diese Lebensaufgabe seiner Tante Melinda, der Schwester seines Vaters. Die aus bürgerlichem Hause stammende Budapesterin hatte 1946 durch die Ehe mit dem 19 Jahre älteren Fürst Paul V. in die 400 Jahre alte hocharistokratische ungarische Magnatenfamilie eingeheiratet. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1989 übernahm sie als Universalerbin die Managerinnenrolle, bevor sie 1994 die ersten drei Stiftungen gründete und aufgrund ihrer Kinderlosigkeit ihren Neffen mit der Leitung betraute.
Die Fürstin als Klimaschutz-Pionierin
„Fürstin Melinda war eine Vordenkerin, Visionärin und vorausschauende Planerin und Verwalterin, die mit ihrem Weitblick ihrer Zeit mindestens 20 Jahre voraus war“, weiß Florian Bayer, Leiter der historischen Sammlungen im Schloss Esterházy.
„Wir alle wissen, dass hier im Burgenland mit dem Namen Esterházy massiv Politik gemacht wurde, um eine ideologische Trennung und Anfeindung zu schaffen. Immer wieder versuchten Parteien, Stimmen zu fangen, indem sie den Großgrundbesitz der Familie anprangerten. Daher war es ihr ein Anliegen, die Weichen so zu stellen, dass sie dem Land und der Bevölkerung nützen. So etwa hatte die Fürstin maßgeblichen Einfluss auf die Gründung des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel vor 30 Jahren. Damit legte sie die Basis für den heutigen Öko-Tourismus.“
Die Stiftungen sollten ein Garant dafür sein, dass das gigantische Erbe in Zukunft geschlossen erhalten bleibt und für die Nachwelt identitätsstiftend ist. Tatsächlich ermöglicht bis heute kein anderes Adelshaus in Österreich Besuchern aus dem In- und Ausland einen derart umfassenden Einblick in seine Geschichte, Kultur und Kunstschätze. „Die Esterházy-Kulturdenkmäler, aber auch die zahlreichen Kultur- und Konzertveranstaltungen sind ein enormer Besuchermagnet und Tourismusfaktor für das Burgenland“, so Bayer.
Testimonial für „Odol“
Heute jährt sich der Todestag der Fürstin zum zehnten Mal. Im Rahmen von Spezialführungen im Schloss Esterházy in Eisenstadt kann man in das Leben der passionierten Reiterin eintauchen, die vor ihrer Ehe an der Budapester Oper als Primaballerina Assoluta gefeiert wurde und ob ihrer Leidenschaft für Pirouetten den Spitznamen „Fräulein Ventilator“ erhielt.
So erfährt man zum Beispiel, dass sie in jungen Jahren Werbung für das Mundwasser „Odol“ machte, trotz gesellschaftlichem Aufstieg stets bescheiden und bodenständig blieb, den fürstlichen Haushalt selbst führte und in ihrer zweiten Heimat Zürich statt mit Chauffeur lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war. Offenbar war Burgenlands letzter First Lady die Notwendigkeit zum Umdenken in Sachen Klimawandel schon damals bewusst.
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