Ohne Gangschaltung, Zeitvorgabe drei Tage: 14 Tschechen radelten bei schweißtreibenden Temperaturen hoch zu Rad – auf historischen Hochrädern. Ihr Ansporn bzw. historisches Vorbild war ein Uhrmacher ihrer Heimatstadt in Ostböhmen an der Elbe: Er soll die Strecke 1897 in nur einem Tag zurückgelegt haben.
Andere würden nicht mal mit dem E-Bike diese Tour wagen: Es muss schon eine ganze Menge Enthusiasmus dahinterstecken, bei Temperaturen wie diesen etwa 100 Kilometer pro Tag vom tschechischen Vysoké Mýt quer durch Niederösterreich bis zum Schloss Schönbrunn zu radeln. Und zwar ganz ohne Schaltung, dafür mit besserer Aussicht.
Die 14 Hochrad-Liebhaber, die im Weinviertel durch ihre Ausfahrten wohlbekannt sind, hatten durchaus einen Antrieb. „Der Uhrmacher unserer Heimatstadt, Jan Veis, fuhr Jahr 1897 die Strecke an einem einzigen Tag“, erläutert Jiří Junek, Direktor des Vysokmyth-Museums in der 12.200 Einwohner zählenden Stadt an der Elbe in Ostböhmen. „Damals waren die Menschen wohl einfach fitter als heute“, kann er sich diese Leistung kaum erklären.
Training für historische Ausfahrt
Ganz so sportlich wollten es die Hochrad-Fans dann daher doch nicht angehen, schließlich mussten viele im Vorfeld noch trainieren, um die hügelige Strecke auch bewältigen zu können. „Zudem sind wir für die insgesamt 800 Höhenmeter nicht mehr ganz die Jüngsten“, schmunzelt der Tscheche.
Ohne Gangschaltung bis nach Wien
Für die Fahrt hatte man allerdings nicht die historischen Original-Fahrräder von einst bestiegen: „Das Material hätte es nicht ausgehalten, die Oldtimer sind außerdem viel zu wertvoll.“ Für die knapp 100 Hochrad-Fans des tschechischen Fahrradclubs werden jedoch Nachbildungen produziert. Die werden dann aber auch wirklich so bedient wie einst: Die Räder messen meist 54 Zoll, es gibt keine Gänge.
„Gebremst wird mit den Schuhen, die müssen aber eine hohe Qualität aufweisen“, sagt Junek. „Die Mini-Bremse am kleinen Vorderrad kommt nur zum Einsatz, wenn man danach absteigt. Früher gab es aber Profis unter den Hochrad-Fahrern, die wieder auf den Sitz klettern konnten.“
Erschöpft und verschwitzt an einem der heißesten Tage des Jahres – aber zufrieden blickten die Tschechen auf das historische Baujuwel. Natürlich gibt es auch hierzulande Hochrad-Fans, und die haben mit kühlenden Getränken bereits gewartet.
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