Wo Atombombe entstand

US-Wandergebiet ist verseucht wie Tschernobyl

Ausland
27.08.2024 09:45

Eine neue Studie zeigt: Beliebte Naherholungsorte nahe Los Alamos im US-Bundesstaat New Mexico sind mit „extremen Konzentrationen“ von Plutonium verseucht. Diese Kontamination sei mit jener in Tschernobyl vergleichbar, wo sich 1986 die Nuklearkatastrophe ereignet hatte.

„Das ist eines der schockierendsten Dinge, über die ich je in meinem Leben gestolpert bin“, erklärte Michael Ketterer, Wissenschaftler an der Northern Arizona University und leitender Forscher des Projekts gegenüber „The Guardian“. Jene Plutoniumwerte, die er rund um den Acid Canyon gemessen hatte, seien die höchsten, die er während seiner jahrzehntelangen Karriere jemals in einem öffentlich zugänglichen Gebiet in den USA gesehen habe.

Der Grund für die extreme Verseuchung: Im Los Alamos National Laboratory wurden in den 1940er-Jahren die ersten Atombomben entwickelt. Bis in die 1960er-Jahre wurden radioaktive Abfälle in einer Schlucht in der Nähe entsorgt. Diese bekam treffenderweise den Namen Acid Canyon, Säureschlucht, verpasst. 

Für die Studie wurden Pflanzenproben gemahlen und untersucht.  (Bild: APA/AP/Michael Ketterer)
Für die Studie wurden Pflanzenproben gemahlen und untersucht. 

Bis in die 1980er-Jahre wurde das Gebiet schließlich um mindestens zwei Milliarden Dollar saniert und ohne Nutzungsbeschränkungen an den Bezirk Los Alamos übergeben. Die machte daraus ein beliebtes Naherholungsgebiet für Radfahrer, Wanderer und Läufer.

Wasserproben aus dem Acid Canyon, die für die Studie ausgewertet wurden (Bild: APA/AP/Michael Ketterer)
Wasserproben aus dem Acid Canyon, die für die Studie ausgewertet wurden

Studienleiter schätzt Umweltrisiko besorgniserregend ein
Trotz der hohen Plutoniumkonzentration seien Erholungssuchende nicht in unmittelbarer Gefahr. Das Umweltrisiko sei dennoch besorgniserregend, da Plutonium in Wasservorräte gelangen und von Pflanzen aufgenommen werden könne. So könnte der radioaktive Stoff in die Nahrungskette gelangen – bei einem Waldbrand könnte er durch herumfliegende Asche zudem weit verbreitet werden. 

Hier wird das Ausmaß der Verseuchung in dem betroffenen Gebiet dargestellt:

Das Energieministerium erklärte dazu, die Werte seien „sehr niedrig und lägen deutlich im sicheren Belastungsbereich“. Besorgte Bürger forderten dennoch, dass die Behörden Warnschilder für Besucher aufstellt, um diese von den mit Giftmüll verseuchten Wanderwegs zu warnen. 

Expertin: „Was für ein schreckliches Erbe“
Die Forschungsergebnisse seien „ein Beweis dafür, dass New Mexico für immer mit einem radioaktiven Isotop belastet sein wird, das eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren hat“, zeigte sich Tina Cordova von der Interessenvertretung Tularosa Basin Downwinders Consortium geschockt. „Das ist überhaupt nicht überraschend, wenn man bedenkt, wie ineffizient die Trinity-Bombe war und wie viele Pfund Plutonium nicht gespalten wurden“, fügte sie hinzu. „Was für ein schreckliches Erbe.“

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