Langer Gerichtsstreit

Corona: Später Sieg für Lehrerin mit Maskenphobie

Gericht
27.08.2024 17:49

Die Nachwehen der Corona-Pandemie beschäftigen die Gerichte. Aufsehenerregend war der Fall jener 65-jährigen Lehrerin aus Wien, die eigenen Angaben nach mit FFP2-Maske Panikattacken erlitt und aufgrund des Fernbleibens vom Unterricht von der Bildungsdirektion im Jänner 2021 gekündigt wurde. Nach dem Gerichtsstreit landete eine hohe fünfstellige Summe am Konto von Judith H.

„Ärztliche Atteste bestätigten die volle Dienstfähigkeit und ebenso, dass das Tragen einer FFP2-Maske aus gesundheitlicher Sicht möglich sei“, begründete ihr Arbeitgeber im Winter 2021/22 die Einstellung der Bezüge und die Beendigung des Dienstverhältnisses nach jahrzehntelanger Lehrertätigkeit in Österreich.

„Mit 16 hatte ich eine traumatische Polypenoperation. Wenn ich eine Maske trage, bekomme ich innerhalb weniger Minuten eine Panikattacke, Atemnot und Todesangst“, erklärte indes Judith H., warum sie während der Pandemie zuerst Masken-befreit und anschließend aufgrund steigender körperlicher und psychischer Probleme lange im Krankenstand war.

Judith H. im Gespräch mit „Krone“-Gerichtspraktikantin Lara Leitenhuber (Bild: Reinhard Holl)
Judith H. im Gespräch mit „Krone“-Gerichtspraktikantin Lara Leitenhuber

Die Bildungsdirektion stellte sämtliche Gehaltszahlungen ein. Auch beim AMS hatte die Mittelschullehrerin, die seit 1. Juli 1997 in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis mit dem Land Wien stand, keine Ansprüche auf Bezug. „Ich habe von Ersparnissen, Spenden und Privatkrediten von drei engen Freunden gelebt. Und gelernt, sehr sparsam zu sein“, erzählt die Mutter einer erwachsenen Tochter.

Ihre Kündigung hat Judith H. von Beginn an mit allen Mitteln bekämpft. Und hatte damit am Verwaltungsgerichtshof Wien nach langem Gerichtsstreit Erfolg.

Zitat Icon

Ich habe von Ersparnissen, Spenden und Privatkrediten von drei engen Freunden gelebt. Und gelernt, sehr sparsam zu sein.

Die mittlerweile pensionierte Lehrerin Judith H. zur „Krone“

Krankenstand war gerechtfertigt
„Der Beschwerde wird stattgegeben“, heißt es in diversen Urteilen. „Das Verwaltungsgericht bestätigte, dass der Krankenstand von Judith H. gerechtfertigt war. Die Bildungsdirektion für Wien musste die Bezüge nachzahlen sowie Frau H. wieder beschäftigen“, bestätigt nun eine Sprecherin der Bildungsdirektion. Auf dem Konto von Judith H. landeten jetzt Nachzahlungen im hohen fünfstelligen Bereich.

Ihre Schüler verabschiedeten Judith H. mit einem „Danke“-Plakat in die Pension. (Bild: Reinhard Holl)
Ihre Schüler verabschiedeten Judith H. mit einem „Danke“-Plakat in die Pension.
Früher war die gebürtige Ungarin wegen ihrer Schwimm-Erfolge in den Medien. (Bild: Klemens Groh)
Früher war die gebürtige Ungarin wegen ihrer Schwimm-Erfolge in den Medien.

Gleich nach dem ersten Urteil im Oktober 2023 flatterte zudem ein Brief in ihren Postkasten. Darin wurde die Frau zum Dienst in einer Mittelschule im 22. Bezirk aufgefordert, den Frau H. auch antrat. „Es war schön, wieder mit Schülern zu arbeiten. Es waren viele Kinder aus schwierigen Verhältnissen dabei, denen ich sozial und psychisch helfen konnte“, berichtet die einst erfolgreiche Schwimmerin im Gespräch mit „Krone“-Gerichtspraktikantin Lara Leitenhuber.

Stolz präsentiert die Lehrerin ein Plakat, das sie zum Schulschluss, der gleichzeitig auch ihren Pensionsantritt besiegelte, von ihren Schülern geschenkt bekommen hat. „Danke“ ist darauf in großen Buchstaben zu lesen. 

Zitat Icon

Das Verwaltungsgericht bestätigte, dass der Krankenstand von Judith H. gerechtfertigt war. Die Bildungsdirektion für Wien musste die Bezüge nachzahlen sowie Frau Hajdu wieder beschäftigen.

Eine Sprecherin der Bildungsdirektion Wien zur „Krone“

„Kann endlich Privatkredite zurückzahlen“
Auch in der Pension will Frau H. soziale Dienste mit Jugendlichen leisten und mehr Zeit in ihrer alten Heimat Ungarn verbringen. „Mit der Nachzahlung kann ich auch die Schulden bei meinen Freunden zurückzahlen“, ist sie erleichtert. Ganz entspannt ist sie trotz der Entscheidungen nicht. Denn die Bildungsdirektion hat außerordentliche Amtsrevision beim Verwaltungsgericht eingebracht.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt