Zahlen im freien Fall

Wirtschaft schlägt Alarm: Wien gehen Lehrlinge aus

Wien
27.08.2024 17:00

Die Lehrlingszahlen sind im freien Fall – vor allem im Tourismus und in der Gastrobranche. Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) will die Lehre nun modernisieren.

Im vergangenen Jahr ist bei der Zahl an Lehrbetrieben in Österreich ein neues Langzeittief erreicht worden. Diese sank laut dem Wirtschaftsministerium auf nur noch insgesamt 27.083. Den größten Rückgang an betrieblichen Lehranbietern gab es in den Sparten Gewerbe und Handwerk sowie im Handel. Alarm schlägt nun auch der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Wien (SWV).

Alarmierende Situation in allen Branchen
Die rote Interessensvertretung in der WKÖ will die dramatischen Entwicklungen aufhalten und den Fachkräftemangel in Österreich entschärfen. „Die Lehrlingszahlen sind in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen. Es ist höchste Zeit, dass wir diesem Trend mit einem ganzen Maßnahmenpaket entgegenwirken“, erklärt SWV-Präsident Marko Fischer.

7200 Lehrlinge

Während 2008 noch 14.800 Lehrlinge im Tourismus tätig waren, sind es heute nur noch 7200. Die Zahl hat sich binnen 15 Jahren halbiert.

Besonders dramatisch ist die Situation in der Tourismusbranche, wo sich die Zahl der Lehrlinge in den letzten 15 Jahren sogar mehr als halbiert hat. „Unser Ziel muss es sein, diese Zahl wieder auf 10.000 anzuheben und langfristig auf 15.000 bis 20.000 auszubauen“, sagt Hotelier Bernd Hinteregger.

Der bekannte Tourismusexperte hat es sich jetzt zum Ziel gesetzt, das Image der Lehre aufzuwerten. Doch wie kann die Wirtschaft entgegensteuern? Was braucht es, um junge Menschen für die Lehre zu begeistern?

SWV-Wien-Präsident Marko Fischer und Tourismusexperter Bernd Hinteregger wollen die dramatischen Entwicklungen bremsen.  (Bild: Michael Strobl)
SWV-Wien-Präsident Marko Fischer und Tourismusexperter Bernd Hinteregger wollen die dramatischen Entwicklungen bremsen. 

Gelingen kann das mit einer Einführung eines verpflichtenden zweiwöchigen Praktikums in der 9. Schulstufe. „Dieses Praktikum könnte jungen Menschen die vielfältigen Möglichkeiten einer Lehre aufzeigen. Als Belohnung kann ich mir einen 500-Euro-Urlaubsgutschein vorstellen“, so Hinteregger, der mehr kreative Ansätze von der Politik fordert. 

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Die Zahlen sprechen eine ganz klare Sprache. Die Zeit der schönen Worte ist vorbei. Die Lehre muss wieder attraktiv werden!

Bernd Hinteregger, Tourismusexperte

Darüber hinaus schlägt Hinteregger die Schaffung eines Tourismus-Lehrlings-Pools vor. Lehrlinge sollen einmal im Jahr die Möglichkeit bekommen, in einem anderen Betrieb zu arbeiten, eventuell in eine Branche reinzuschnuppern, und so, ähnlich einem Erasmus-Studium, einen Austausch mit jungen Menschen aus einem anderen Umfeld zu erleben.

„Eine Lehre ist ein Investment in die Zukunft“
Hinteregger übt auch Selbstkritik. Er und viele andere in der Branche hätten das Thema nicht ernst genug genommen. „Jetzt brennt der Hut. Eine Lehre ist ein Investment in die Zukunft“, appelliert er an Betriebe im ganzen Land, die Fachkräfte von morgen auszubilden.

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