Der Zeugin ist im Wiener Landesgericht der Schrecken von Ende Juni fast noch anzusehen: Am Weg in die Arbeit wurde sie von einem Mann überrascht – bewaffnet mit einer Holzlatte, aus der ein langer Nagel ragte. Vor der Richterin gibt der 35-Jährige nun zu: „Ich brauche eindeutig professionelle Hilfe. Alleine schaffe ich das nicht.“
Seelenruhig wartete eine 32-Jährige in der Früh am 28. Juni auf die Straßenbahn an der Station Lerchenfelder Straße, als plötzlich ein Mann schnellen Schrittes auf sie zukam – mit einer Holzlatte, versehen mit einem Nagel. „Er hat gesagt: ,Gib mir Zigaretten und Geld!‘“, erinnert sich die völlig verängstigte Frau im Wiener Landesgericht. Und spricht immer wieder von „diesem Blick“, den der Angeklagte gehabt habe.
„Keine gute Mischung“
Für den der 35-Jährige vor der Richterin nun eine Erklärung liefert: „Ich habe Morphium genommen, mit Alkohol zusammen. Und da waren Heroin und Kokain auch dabei.“ – „Keine gute Mischung“, kommentiert Frau Rat trocken.
Der versuchte Raub kann dem Serben deswegen nicht angelastet werden, ihm wird lediglich Begehung einer mit Strafe bedrohten Handlung im Zustand voller Berauschung vorgeworfen. Und dazu zeigt er sich geständig. Auch, wenn er sich an die Episode mit der Holzlatte nicht mehr erinnern kann.
Sein Verteidiger Andreas Reichenbach erklärt: „In seiner Erinnerung war das kein Raub, sondern er hat die Frau lediglich angeschnorrt.“ Die 32-Jährige berichtet aber von äußerst aggressivem Verhalten. Das können auch die später einschreitenden Beamten bestätigen. Weil der Angeklagte die Holzlatte mit dem Nagel einfach nicht fallen lassen wollte und die Beamten damit sogar attackierte, mussten sie ihn mit einem Abwehrspray außer Gefecht setzen.
Nicht der erste Konflikt mit dem Gesetz
Dass er niemandem wirklich schaden wollte, versucht der Serbe vor Gericht deutlich zu machen: „Dass ich jemandem ausraube wegen Zigaretten und ein bisschen Geld, das kann ich mir nicht vorstellen. Ein Raub ist eine große Sache.“
Dabei ist der zweifache Vater nicht zum ersten Mal straffällig geworden. Zu seinen Vorstrafen zählen Diebstahl, Einbruch und Urkundendelikte.
Nun sei er aber offen für Besserung: „Wie lange soll das noch weitergehen? Ich brauche eindeutig professionelle Hilfe. Alleine schaffe ich das nicht“, spricht der 35-Jährige seine Drogensucht an.
Für die 15 Monate Haft, die er ausfasst, beantragt Anwalt Andreas Reichenbach eine Therapie statt Strafe. Das Urteil ist rechtskräftig.
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