Filzmaier analysiert

TV-Duelle als Quotenhit: „Man will sich empören“

Unterhaltung
28.08.2024 06:00

Politische Vorwahldebatten sind weiter ein Quotenbringer im Fernsehen. Experte Peter Filzmaier kennt die „Dos and Don’ts“ für die Diskutanten und erklärt, warum wir Österreicher TV-Duelle besonders gern sehen.

Dass TV-Duelle große Auswirkungen auch abseits des Bildschirms haben können, konnte man zuletzt im US-Wahlkampf verfolgen, wo Joe Biden nach seinem desaströsen Auftritt sogar seine Kandidatur niederlegen musste. Politologe Peter Filzmaier erklärt, warum TV-Konfrontationen so entscheidend sind: „Es ist das Format mit der größten Reichweite. Aber sehr wichtig ist auch die Vor- und Nachberichterstattung, die sogenannte Echo-Politik. Durch Medienberichte und Social Media erreicht das Gesagte auch jene, die es nicht gesehen haben.“ Doch wer wird durch die TV-Duelle, die in den kommenden Wochen auch in Österreich den Wahlkampf dominieren werden, überhaupt beeinflusst? Filzmaier: „Es geht um vorherige Nichtwähler und um Unentschlossene. Es können insgesamt bis zu 25 Prozent sein, die in den Duellen nach Orientierung suchen. Die Politiker diskutieren daher nur zum Schein miteinander, in Wahrheit reden sie mit den Zuschauern.“

Wenn sich Kanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler im TV (etwa am 16. 9. auf ORF 2) duellieren, bekommt das Gesagte auch durch Social Media noch weiteres Echo. (Bild: Krone KREATIV/SEPA.Media KG/Michael Indra Max Slovencik/APA/picturedesk.com, stock.adobe )
Wenn sich Kanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler im TV (etwa am 16. 9. auf ORF 2) duellieren, bekommt das Gesagte auch durch Social Media noch weiteres Echo.

Dass politische Diskussionen Quotenhits sind, sei ein Österreich-Spezifikum: „Das gibt es in der Häufigkeit nur bei uns, auch, dass Jeder gegen Jeden antritt. Und obwohl Politiker so unbeliebt sind, sind die Duelle ein Publikumshit. Die Österreicher wollen entweder den eigenen Favoriten sehen oder den Kandidaten, an dem sie sich besonders reiben können. Man will sich empören!“ Dass zuletzt Unkenrufe laut wurden, es gäbe zu viele Sendungen, weil immer mehr TV-Sender sich um diese bemühen, sieht der Politikexperte entspannt: „Das Wehklagen kommt nicht vom Publikum, es bewahrheitet sich bisher nicht, dass das Interesse bei mehr Angebot weniger werde.“

TV-Duell mit großen Auswirkungen: Donald Trump gegen Joe Biden. (Bild: Getty Images/Andrew Harnik)
TV-Duell mit großen Auswirkungen: Donald Trump gegen Joe Biden.

Was der Profi, der regelmäßig TV-Duelle analysiert, den Kandidaten rät? „Vorbereitung ist alles! Es muss ein Skript mit Themen und ,Sagern’ geben, die mit Blick auf die angesprochene Echo-Politik pointiert formuliert sein sollen. Aber: Diese sollten nicht am Ende der Debatte fallen, denn dann werden sie von gestressten Journalisten und Analysten wie mir, die direkt nach der Sendung schon darüber sprechen müssen, selten aufgegriffen. Und auch das Publikum ist nach einem Drittel der Sendezeit am aufnahmefähigsten.“ Angriffe und Vorwürfe auf persönlicher Ebene seien zwar auch ein „Don’t“, aber: „Da habe ich wenig Hoffnung.“

Übrigens: Der übliche Fahrplan, nachdem die interessantesten Duelle und die Elefantenrunde erst kurz vor der Wahl ausgetragen werden, ist laut Filzmaier für die Politik nicht sinnvoll: „Es dauert zehn Tage, bis sich eine Diskussion im Wahlverhalten niederschlägt.“

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