Bereits in der Grundversorgung gibt es in Oberösterreich ab Herbst für minderjährige, unbegleitete Asylwerber verpflichtende Workshops zu Werten und Regeln zu absolvieren. Sozialarbeiter-Profis des Vereins Neustart vermitteln ihnen diese mit dem Ziel, dass sie Auseinandersetzungen künftig möglichst gewaltfrei austragen.
Es waren die vorwiegend von jungen Migranten verursachten Krawalle in der Halloween-Nacht 2022 in Linz, die bei vielen Bürgern die Alarmglocken schrillen ließen. Auch Exekutive, Politik und Justiz mussten eingestehen, dass sich in Oberösterreich im Bereich Integration und Jugendkriminalität massive Probleme angestaut hatten. Denn von 154 ausgeforschten Randalierern waren 100 minderjährig oder unmündig, 96 der 154 waren keine Österreicher.
Klare Erwartungshaltungen
Als besonderes Problemfeld werden vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) angesehen. Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) will bei dieser Gruppe nun den Hebel ansetzen und ab Oktober verpflichtende Anti-Gewalttrainings für sie anordnen, die vom Verein Neustart durchgeführt werden. „Wir haben eine klare Erwartungshaltung an Menschen, die zu uns kommen und Unterstützung in Anspruch nehmen“, sagt er: „Deutsch lernen, unsere Regeln, Normen und Werte akzeptieren. Das müssen wir Asylwerbern, insbesondere jenen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Asylstatus erhalten, so rasch wie möglich beibringen.“
Der Verein Neustart betreibt seit 1957 justiznahe Sozialarbeit. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Resozialisierung von Straffälligen, Prävention sowie der Unterstützung von Opfern. Zu den Tätigkeiten gehören Bewährungshilfe, Anti-Gewalt-Trainings, De-radikalisierungsmaßnahmen, Gewaltprävention, die Überwachung von elektronisch überwachtem Hausarrest, aber auch Prozessbegleitung von Opfern von Straftaten.
Neustart ist österreichweit tätig, in Oberösterreich gibt es fünf Standorte. Die Anti-Gewalttrainings wickelt der Verein im Auftrag des Integrationsressorts ab.
Seit September 2021 führt Neustart auch die verpflichtenden Gewaltpräventionsberatungen nach Ausspruch eines Betretungs- und Annäherungsverbotes durch die Polizei durch. Dies geschieht im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres. Im Jahr 2023 gab es in Oberösterreich knapp 2200 zugewiesene Personen in diesem Leistungsbereich.
140 minderjährige Flüchtlinge
Oberösterreich sei das erste Bundesland, in dem verpflichtende Wertekurse und Anti-Gewalttrainings für UMF nun verpflichtend eingefordert werden. „Bei uns gibt es aktuell 140 unbegleitete Flüchtlinge, für die ersten 56 Jugendlichen aus Syrien, Afghanistan, Ägypten, Somalia und der Türkei startet im Herbst das Training“, bestätigt Hattmannsdorfer.
Geplant sind Anti-Gewalt-Workshops in Linz, Wels, Gallneukirchen. Diese sind als Initialzündung zu verstehen. Die dafür verpflichteten Jugendlichen sind zwischen 14 und 18 Jahre alt.
Josef Landerl, Leiter des Vereins Neustart OÖ
Unter dem Titel „Projekt Respekt“ versuchen Sozialarbeiter, den Migranten zu vermitteln, was in Österreich erlaubt und was strafbar ist. „Sie lernen in Workshops ein gewaltfreies und respektvolles Zusammenleben und neue Handlungsalternativen für den Konfliktfall“, sagt Josef Landerl, Chef von Neustart OÖ. „Wir stellen Fragen und arbeiten mit der Gruppendynamik“, erklärt Trainer Felix Petter. Pro Person sind vorerst neun Stunden eingeplant.
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