„Krone“-Kommentar

EU-Kritik: Wo Treichl recht hat

Kolumnen
29.08.2024 06:15

Meist geht es in Alpbach höflich und freundlich zu, dieses Bild hat der neue Alpbach-Präsident (und langjährige Chef der Erste Group) ganz gezielt zerstört: In seiner Rede kritisierte Andreas Treichl vehement das Versagen der Politik in Europa. Man fange vieles an, aber mache es nicht fertig.

So verfüge Europa trotz aller Versprechungen noch immer nicht über ein grenzüberschreitendes, gemeinsames Eisenbahnnetz. Jahr für Jahr werde betont, wie wichtig eine Kapitalmarktunion für Europa wäre – sie ist immer noch nicht fertig. Gleiches gilt für die angepeilte Bankenunion.

Das läuft alles nach dem Motto: Groß aufreiben und schnell nachlassen. So wird sich der Traum von einem erfolgreichen Europa nicht erfüllen lassen. Die Kooperation zwischen der Europäischen Union und den Nationalstaaten klappt in Wirklichkeit nicht zufriedenstellend.

Und Treichl fügt im „Krone“-Interview noch das Thema Ukraine hinzu: Für die Verteidigung der Ukraine gebe die EU insgesamt 140 Milliarden aus – 80 Prozent davon kämen aber nicht europäischen Unternehmen zugute, sondern vorwiegend Konzernen in Übersee. Weil Europa eben nicht über eine Verteidigungsunion verfüge.

So schlagen wir uns unter unserem Wert, resümiert der kritische Kopf Treichl in seiner Analyse. Mehr Europa würde auch mehr Schlagkraft bedeuten. Voraussetzung: Es wird gehandelt und nicht nur versprochen

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