Fest des Kruges

Indien: 34 Millionen Pilger am Ganges – Dutzende Tote

Ausland
11.02.2013 06:57
Das Hindu-Fest Maha Kumbh Mela, das Fest des Kruges, am heiligen indischen Fluss Ganges ist von einer Massenpanik überschattet worden. Mindestens 36 Menschen seien am Sonntag im Gedränge an einem Bahnhof in der Millionenstadt Allahabad zu Tode getrampelt worden, teilten die Behörden am Montagmorgen mit. Vor der Tragödie hatten sich etwa 34 Millionen Menschen an dem Höhepunkt der mehrwöchigen Feierlichkeiten beteiligt - so viele wie nie zuvor.

Das Unglück ereignete sich laut den Behörden, als Hunderttausende Pilger nach dem rituellen Ganges-Bad am Neumondtag nach Hause fahren wollten. In dem Gedränge sei das Geländer einer Brücke, die über die Schienenstränge führte, gebrochen. Zahlreiche Menschen seien auf die Gleise und Bahnsteige gefallen, bei der darauffolgenden Panik seien Dutzende Personen totgetrampelt worden. Augenzeugen wiederum erklärten, Polizisten hätten Schlagstöcke eingesetzt, um die Menge zu kontrollieren - und erst damit die Panik ausgelöst. Premierminister Manmohan Singh zeigte sich "tief geschockt" und versprach finanzielle Unterstützung für die Angehörigen der Opfer. Der Cheforganisator des indischen Hindu-Pilgerfestes trat nach dem Unglück zurück.

Auch ein Kind unter den Todesopfern
Unter den Toten sind nach Behördenangaben 26 Frauen, neun Männer und ein Kind. Nach Angaben der Nachrichtenagentur IANS sollen ihre Leichen obduziert werden. Zahlreiche Verletzte erlitten Knochenbrüche. Elf Überlebende seien mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagte Amtsarzt Padmakar Singh. Einige Verletzte seien noch in kritischem Zustand.

Im Rahmen des Maha Kumbh Mela war es in der Vergangenheit immer wieder zu Massenpaniken mit Toten gekommen. Diesmal sollten 25.000 Polizisten, 17.000 Paramilitärs und 10.000 Freiwillige die Menschenmassen leiten. Tatsächlich war das Fest bis zum Unglück am Bahnhof verhältnismäßig geordnet abgelaufen. Doch dann dürfte alles ein wenig aus dem Ruder gelaufen sein. Zeugen berichteten lokalen Medien, dass sie mehr als zwei Stunden auf dem Bahnhof warten mussten, bis medizinische Hilfe eintraf. Ein Mann klagte im Fernsehsender NDTV, es habe nur einen einzigen Arzt auf dem Bahnhof gegeben. Leben hätten gerettet werden können, wenn rechtzeitig Hilfe gekommen wäre, hieß es.

Bad im Ganges als Höhepunkt der Feierlichkeiten
"Wir haben mehr als 34 Millionen Menschen gezählt", sagte Ashok Sharma, der Sprecher des Organisationsteams, in Allahabad. Die Organisatoren schätzten die Zahl der Besucher entlang der kilometerlangen Ufer mithilfe von Satellitenbildern, Überwachungskameras und zwei Helikoptern.

Die Gläubigen wollen sich durch das Bad im Ganges von Sünden reinigen und aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten befreien (ab Bild 5 bzw. Infobox). Der Neumondtag ist für Hindus besonders Glück verheißend und deswegen der wichtigste Tag des 55-tägigen Festes. Beim letzten Maha Kumbh Mela waren zum Haupttag 27 Millionen Menschen zusammengekommen.

Angeführt werden die badenden Menschenmassen von Tausenden geheiligten Männern - Sadhus mit nichts als verriebener Asche auf der Haut sowie Swamis und Gurus in wallenden farbigen Gewändern. "Ein kurzes Eintauchen in den Fluss hat die Kraft, das ganze Leben zu ändern", sagte ein Teilnehmer der Zeremonie. Die meisten wollten lediglich in das Wasser eintauchen, einige Gläubige aber tranken von dem stark verschmutzten Wasser oder füllten es in Flaschen ab.

Insgesamt 100 Millionen Menschen erwartet
Das Hindu-Fest findet nur alle zwölf Jahre am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem nur in der Mythologie existierenden Strom Saraswati statt. Die genauen Daten werden von Astrologen anhand der Positionen von Sonne, Mond und Jupiter bestimmt. Zu dem Fest, das dieses Mal bis zum 10. März geht, erwarten die Organisatoren insgesamt 100 Millionen Menschen.

In der Nacht auf Sonntag waren traditionell die asketischen Hindu-Mönche, Naga Babas genannt, in einer streng festgelegten Reihenfolge ihrer Orden ins Wasser gegangen. Ihnen folgten zu Klängen von Muschelhörnern und Trommeln die normalen Gläubigen, die vom Zug, Auto oder Traktor mindestens fünf Kilometer bis zum Fluss laufen mussten. Unzählige Holzzäune und mobile Barrikaden lenkten die Massen.

Baden im Fluss nur wenige Minuten lang erlaubt
Gläubige dürfen nur wenige Minuten verweilen, ehe sie das Ufer wieder verlassen müssen. Viele überqueren den Fluss auch auf einer der 18 Pontonbrücken oder fahren mit einem Holzboot in die Flussmitte, wo sich die Flüsse vereinigen. "Auch wenn die besonders segensreiche Zeit laut den heiligen Männern vorbei ist, gehen die Pilger, die oft einen weiten Weg gekommen sind, nicht ohne ein Bad nach Hause", sagt Sharma.

Maha Kumbh Melas werden bereits seit Tausenden von Jahren gefeiert. Sie gehen auf einen hinduistischen Schöpfungsmythos zurück, nach dem ein Gott im Streit mit Dämonen einen Krug mit heiligem Nektar ergatterte. Auf der Flucht in den Himmel verlor er an vier Orten einige Tropfen der - so der Glaube - Unsterblichkeit verleihenden Flüssigkeit. An diesen Orten wird heute alle drei Jahre abwechselnd das Fest des Kruges gefeiert - das größte und wichtigste in Allahabad. Daneben gibt es kleinere Feste in Nasik, Ujjain und Haridwar.

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