Seit dem ukrainischen Einmarsch in der russischen Region Kursk am 6. August melden sich deutlich mehr Einwohner der Hauptstadt Moskau freiwillig für die Armee.
Die im Russischen als „Moskwitschi“ bezeichneten Bewohner der pulsierenden Metropole gelten im Vergleich mit dem restlichen Land als privilegiert. Neben dem grundsätzlich höheren Lebensstandard ist Präsident Wladimir Putin nämlich bemüht, den Krieg möglichst von der Hauptstadt fernzuhalten. Lange Zeit war die Begeisterung, an der Front zu dienen, entsprechend gering. Aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen scheint nun allerdings ein Umdenken stattzufinden.
Ich habe immer gesagt, dass ich das mache, wenn mein Heimatland angegriffen wird. Und es wurde angegriffen.
Aufgebrachter Bürger
Das unabhängige russische Online-Medium Wjorstka veröffentlichte eine Statistik, die von einer Quelle im Moskauer Rathaus zugespielt worden war. Demnach sollen in der Woche vom 29. Juli bis 4. August im Schnitt noch 97 Personen pro Tag freiwillig einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnet haben. Eine Woche später waren es bereits 126 Meldungen. Zwischen 12. und 18. August stieg die Zahl mit durchschnittlich 180 Verpflichtungen pro Tag noch weiter an. Von 19. bis 25. August waren es schließlich 213 Unterschriften täglich, die einen Dienst im Krieg besiegelten. Innerhalb kürzester Zeit haben sich somit die freiwilligen Meldungen verdoppelt.
Russen wollen Rache für Kursk
Der Quelle aus der Moskauer Stadtregierung zufolge hängt die Hälfte der Vertragsabschlüsse unmittelbar mit der Invasion der ukrainischen Streitkräfte zusammen. „Ich habe immer gesagt, dass ich das mache, wenn mein Heimatland angegriffen wird. Und es wurde angegriffen“, wird ein Gesprächspartner von Wjorstka zitiert. „Habt ihr gesehen, was in Kursk vor sich geht“, meint ein weiterer.
Der Kreml nimmt gewaltige Summen in die Hand
Das letzte Mal erhöhte sich die Zahl der Freiwilligen demnach, nachdem der Moskauer Bürgermeister, Sergej Sobjanin, Ende Juli eine großzügige einmalige Zusatzzahlung von 1,9 Millionen Rubel (rund 18.600 Euro) für diejenigen festgelegt hatte, die einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnen würden. Im Vergleich: Ein Verkäufer im Lebensmittelhandel verdient in Moskau (jeweils netto) im Monat 50.000 Rubel (490 Euro), ein Immobilienmakler 100.000 Rubel (980 Euro), ein Jurist um die 150.000 Rubel (1470 Euro). Zuvor sei das Interesse an einem Einsatz an der Front im Laufe des Jahres zurückgegangen, heißt es in der Veröffentlichung.
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