Ende September erlaubt Wiens Kulturerbe wieder einen Blick hinter die Kulissen. Ziele abseits des Üblichen zahlen sich aus, einiges gibt es in der jetzigen Form zum letzten Mal zu sehen. Und geht es nach Befürchtungen von Denkmalschützern, droht Österreichs kulturellem Erbe generell Gefahr.
Hunderte Wiener werden am Sonntag, dem 29. September das Gleiche tun: Zuerst ihre Stimme für die Nationalratswahl abgeben und dann beim „Tag des Denkmals“ wieder die einmalige Chance nützen, hinter die Kulissen bekannter Wiener Baudenkmäler blicken zu können. Ein besonderer Schwerpunkt gilt dabei heuer auch der Arbeit am Denkmalschutz, bis hin zu einem Workshop, bei dem man lernen kann, wie man historische Fenster restauriert.
Altbekanntes und Neuentdeckungen
Viel Andrang wird wohl wieder bei den „Klassikern“ herrschen, vom Prunksaal der Nationalbibliothek über die verschiedenen Trakte der Hofburg und das Belvedere bis zu den sonst nicht zugänglichen Teilen von Otto Wagners Postsparkasse. Doch gerade heuer lohnen Schritte abseits der ausgetretenen Pfade, etwa ins Arsenal, wo die Werkstätte des Bundesdenkmalamts zeigt, wie die Substanz von Baudenkmälern restauriert und bewahrt wird.
Ebenfalls im Arsenal bietet sich die Chance, die historische Ballonhalle aus dem Jahr 1916 ein letztes Mal vor dem Umbau zum Atelier für die Akademie der bildenden Künste in ihrem Urzustand besichtigen zu können. Faszinierend ist etwa auch ein Spaziergang durch Hernals, bei dem gemeinsam Spuren der Bezirksgeschichte als zehn Hektar große Ziegelei für die Römerstadt Vindobona entdeckt werden.
Die meisten teilnehmenden Institutionen bieten am Tag des Denkmals nicht nur spezielle Führungen, sondern auch Einblicke in sonst abgesperrte Bereiche – so sie nicht überhaupt sonst für die Öffentlichkeit tabu sind, etwa die Feuerwache und der Gipskeller der Hofburg, oder die Botschaftsgebäude etwa von Frankreich und dem Irak. Bei den meisten dieser Führungen ist die Zahl der Teilnehmer limitiert, schnelles Anmelden macht sich daher bezahlt.
Neues Gesetz bereitet Denkmalschützern Sorge
Dieser Tag des Denkmals wird der erste mit dem neuen Denkmalschutzgesetz sein, das ab 1. September gilt. Umstritten ist darin, dass nun „die Zerstörung eines geschützten Denkmals zu bewilligen ist“, wenn die „Erhaltung wirtschaftlich unzumutbar ist“. Die Initiative Denkmalschutz fürchtet, dass rücksichtslose Geschäftsleute mit Privatgutachten in der Hinterhand so Kulturgut durch gewinnbringende Neubauten ersetzen könnten.
Für Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes, sind die Sorgen der Denkmalschutz-Initiative allerdings „nicht nachvollziehbar“. Das neue Gesetz lege auch eine besondere Erhaltungspflicht für Eigentümer fest, die gerade verhindern soll, dass sie Baudenkmäler „verfallen lassen, um einen Abriss durchsetzen zu können“. Bazil stellt sich allerdings hinter die Forderung der Initiative, dass vor allem private Eigentümer von denkmalgeschützten Bauten mehr Unterstützung durch die öffentliche Hand brauchten: Zum größten Teil leisteten die „mit großem persönliches Einsatz unglaublich viel für die Erhaltung unseres kulturellen Erbes. Das gehört anerkannt.“
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