Wenn Kinder Probleme beim Lernen haben, steckt mitunter eine Sehschwäche dahinter. Häufig verbreitet ist Kurzsichtigkeit. Daher sollten Eltern vor allem zu Schulbeginn die Augen ihrer Kleinen von einem Facharzt untersuchen lassen.
Bald fängt wieder die Schule an – und viele Buben und Mädchen sehen alles andere als gut. Wird die Sehschwäche erkannt und behandelt, kann man Lernprobleme aufgrund dessen hintanhalten. Doch einige Eltern wissen gar nicht, dass ihre Kinder ihre Umgebung unscharf wahrnehmen. Vor allem Kurzsichtigkeit (Myopie) macht sich immer weiter breit. Bereits rund 15% aller Volksschüler und bis zu 30% der 10- bis 15-Jährigen leiden daran.
„Von Kurzsichtigkeit sprechen wir, wenn das normale Längenwachstum des Auges über das Ziel hinausschießt. Der Augapfel wird also zu lang, das Bild nicht auf der Netzhaut, sondern davor abgebildet und dadurch unscharf“, erklärt MR Dr. Gabriela Seher, Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie in Wien sowie Präsidentin der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG).
In diesem Fall sehen Betroffene in der Nähe gut, aber in der Ferne unscharf. Weltweit steigt die Zahl der kurzsichtigen Buben und Mädchen stark an. Nach wissenschaftlichen Berechnungen könnte im Jahr 2030 bereits jedes zweite Kind hierzulande betroffen sein.
„Ist mein Kind betroffen?“ So finden Sie es heraus
Wie bemerkt man, dass der eigene Sprössling dieses Problem hat? „Die meisten Volksschüler beschweren sich nicht, wenn sie schlecht sehen. So mancher kennt es gar nicht anders“, berichtet die Fachärztin und rät allen Erziehungsberechtigten dazu, bereits die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung im zweiten Lebensjahr durchführen zu lassen.
Mitunter gibt es aber auch eindeutige Hinweise: Kurzsichtige Schüler haben etwa Schwierigkeiten das zu lesen, was auf der Tafel steht, klagen oft über Kopfschmerzen und bemerken herannahende Autos oder Gesichter in der Ferne spät und ungenau. Unerklärbarer Leistungsabfall in der Schule wäre ebenso ein Anzeichen. Auf diese Symptome aber nicht warten, sondern besser regelmäßig (zumindest einmal pro Jahr) zum Augenarzt gehen. Vor allem zu Schulbeginn sinnvoll!
Nur beim Augenarzt wird der Sehtest mit speziellen Augentropfen durchgeführt, die eine genaue Messung der Fehlsichtigkeit erst ermöglichen.
MR Dr. Gabriela Seher, Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie in Wien
Bild: Armin Armano
„Nur dort wird der Sehtest mit speziellen Augentropfen durchgeführt, die eine genaue Messung der Fehlsichtigkeit erst ermöglichen“, warnt die Fachärztin davor, für diese Überprüfung einen Optiker auszuwählen. „Die Tropfen erweitern zudem die Pupille und erlauben dem Augenarzt das Sehorgan vollständig zu untersuchen.“
Therapiemöglichkeiten: Brillen, Linsen, Tropfen
Kurzsichtigkeit gilt als nicht heilbar und „wächst“ sich auch nicht aus. Es ist aber möglich, das Fortschreiten zu verlangsamen und die Folgen zu korrigieren. Dafür eignen sich Brillen und Kontaktlinsen. „Tageslinsen sind im Schnitt ab dem 12. Lebensjahr möglich, bei Mädchen sogar manchmal früher. Nachtlinsen gelten aufgrund des höheren Infektionsrisikos nicht als erste Wahl“, erklärt Dr. Seher.
„Bei den Jüngsten wirken übrigens Atropin-Augentropfen, als Solo- oder Kombitherapie, am besten. Sie gelten als nebenwirkungsarm und werden abends eingetropft.“
Ursachen für Myopie
Tritt Myopie auf, sind daran Umwelt- und genetische Faktoren beteiligt. Klassische Umweltfaktoren wären mangelnde Tageslichtexposition und sehr häufige Naharbeit, besonders bei zu geringem Arbeitsabstand. Mitschuld hat aber auch das Überangebot an Unterhaltungselektronik und tägliche Bildschirmarbeit.
„Das Risiko für ein Kind, kurzsichtig zu werden, erhöht sich auf 25-30%, wenn ein Elternteil selbst betroffen ist. Sind sowohl Mutter als auch Vater kurzsichtig sogar auf 30-60%“, ergänzt die Augenärztin. Hier spielen beide genannten Faktoren eine Rolle.
Damit es bei ihrem Nachwuchs erst gar nicht so weit kommt, können Eltern mit einfachen Maßnahmen beitragen: Da Tageslicht die Entstehung und das Fortschreiten des Augenleidens verhindert, sollten sich die Kleinen zehn Stunden pro Woche im Freien aufhalten.
„Mir ist klar, dass man Handys und Computer ab einem gewissen Alter kaum mehr zu verbieten vermag. Aber Mamas und Papas dürfen nicht müde werden, ihre Kinder zum Hinausgehen zu ermuntern. Idealerweise auch am Wochenende zusammen Ausflüge machen. Ich empfehle zudem Bildschirmpausen (zehn Minuten pro Stunde) und einen Bildschirmabstand von 50-70 cm. Der ideale Leseabstand liegt bei mindestens 30 cm.“
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