Handel verzweifelt

„Schuhe um 8 Euro! Das ist eine Katastrophe“

Wirtschaft
30.08.2024 06:00

Schuhe um acht Euro direkt vor die Tür in Wien-Favoriten geliefert: „Das ist eine Katastrophe. Diese Entwicklung wird unsere Lebensqualität zerstören!“ Mit diesen drastischen Worten warnt der Präsident des Handelsverbands, Stephan Mayer-Heinisch, vor der „Lawine an Billigwaren aus China“, die immer größer wird.

Konsumenten wie Politiker müssten aufwachen und Bewusstsein für dieses „Riesenproblem“ entwickeln, sagt Mayer-Heinisch im Gespräch mit der „Krone“. „Der Einzelhandel ist unter Druck, es sind die Energie-, Miet- und Personalkosten gestiegen, es waren Langzeitverluste infolge von Covid zu verzeichnen – und jetzt kommen riesige chinesische Internet-Plattformen wie Temu und Shein und überschwemmen den Markt.“ In Ungarn und Belgien etwa landen täglich Jumbojets mit Millionen Pakten aus China.

Bis zu 40.000 Pakete täglich!
Die Zahlen sind alarmierend: „Jährlich kommen zwei Milliarden Pakete steuer- und zollfrei nach Europa. In Deutschland sind es 300 Millionen, in Österreich geschätzte zehn Millionen – das entspricht 30.000 bis 40.000 Paketen täglich!“ Der Zoll sei davon heillos überfordert, es gebe nur stichprobenartige Kontrollen, sagt Mayer-Heinisch.

Handelsverbandspräsident Stephan Mayer-Heinisch (Bild: Katharina Schiffl)
Handelsverbandspräsident Stephan Mayer-Heinisch

„Das ist ein unfassbarer Wettbewerbsvorteil“
Die chinesischen Riesen brauchen sich nicht um Steuern, Zölle, Entsorgungsgebühr und dergleichen kümmern, während der Einzelhandel mit immer mehr Vorschriften und Bürokratie zu kämpfen hat. „Jede einzelne dieser Plattformen macht mehr Umsatz als Zalando, H&M und Zara zusammen. Es sind richtige Monster.“

Jetzt soll auch noch TikTok eine weitere Einkaufsplattform planen. „Und die haben noch einmal zusätzlich den Vorteil, dass sie 132 Millionen Adressen in Europa haben. Das ist ein unfassbarer Wettbewerbsvorteil.“

„Das Korsett an nationalen und EU-Regulierungen wird immer enger. Bereits die Hälfte der österreichischen Händler sieht in der Orientierung darüber, was gesetzlich verpflichtend ist, die größte Herausforderung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit. Daher braucht es seitens der Politik eine Vereinfachung des Bürokratiedschungels, um insbesondere kleine und mittelständische Betriebe zu unterstützen“, fordert der Handelsverbands-Präsident.

„Orte wie Deutschlandsberg und Linz und Feldbach leer“
„Durch diese Entwicklung werden bei uns städtische und örtliche Strukturen zerstört. Wir hatten in den letzten Jahren bereits jährlich 5000 bis 6000 Konkurse in Kauf nehmen müssen – und plötzlich sind dann Orte wie Deutschlandsberg und Linz und Feldbach leer. Da kommt eine große volkswirtschaftliche Gefahr auf uns zu.“ Die Jungen finden keine Lebensqualität mehr und ziehen weiter. „Das dürfen wir nicht zulassen, wir müssen dagegen kämpfen.“

Anstatt Erleichterungen kommen von der EU weitere Erschwernisse wie das Lieferkettengesetz. „Wahrscheinlich in einer richtig guten Absicht, aber wieder mit zusätzlichen Regularien.“

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