„Schwere Verbrechen“

Südkorea erklärt Deepfake-Pornos den Kampf

Digital
29.08.2024 10:33

Südkorea hat führende Internetkonzerne wie Telegram aufgefordert, beim Kampf gegen pornografische Deepfakes mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Es gehe darum, die mittels Künstlicher Intelligenz erstellte Pornografie zu löschen und zu blockieren, teilte die Medienaufsichtsbehörde am Mittwoch mit.

„Die Herstellung, der Besitz und die Verbreitung von Deepfake-Sexvideos sind schwere Verbrechen, die die individuelle Würde und persönlichen Rechte zerstören“, sagte Behördenchef Ryu Hee Lim. Aus diesem Grund soll ein neues Gremium ins Leben gerufen werden, um die Kommunikation mit den Social-Media-Betreibern zu erleichtern. Zudem startet die Koreanische Nationalpolizei nach eigenen Angaben eine siebenmonatige Initiative zur Bekämpfung von Online-Sexualdelikten.

Südkorea reagiert mit der Initiative auf öffentliche und politische Empörung über Deepfakes. Mehrere inländische Medien hatten zuvor berichtet, dass in Telegram-Chaträumen häufig anstößige Bilder und Videos mit südkoreanischen Frauen zu finden seien.

Aus Polizeiangaben geht hervor, dass sich die Zahl solcher digitalen Sexualdelikte in Südkorea seit 2021, als die Daten erstmals erfasst wurden, auf bisher 297 im laufenden Jahr fast verdoppelt hat. Bei den Tätern handelt es sich meistens um Jugendliche, während die Geschädigten in der Regel weiblich sind. Zu den Betroffenen gehören etwa Schülerinnen, aber auch Soldatinnen des südkoreanischen Militärs. In diesem Jahr sind zunächst mehr als 6300 Bitten um Löschung von Deepfakes bei den Behörden eingegangen.

Verfolgung erschwert
Neben Telegram drängen die Medienwächter auch auf eine Zusammenarbeit mit dem Kurznachrichtendienst X von Tesla-Chef Elon Musk, Metas Facebook und Instagram sowie YouTube von Google. Die US-Konzerne reagierten zunächst nicht auf Anfragen der Nachrichtenagentur Reuters. Nach Einschätzung von Kim Yeo Jin ist Telegram inzwischen aber die Hauptplattform für Deepfake-Inhalte.

Die Leiterin des Korea Cyber Sexual Violence Response Centers forderte, dass die Polizei in diesem Bereich mehr tun müsse. Diese habe den Betroffenen in vielen Fällen erklärt, dass eine Anzeige nicht aussichtsreich sei, weil die Inhalte auf Telegram seien. Dies erschwere eine Verfolgung der Kriminellen. Zu den Behauptungen äußerte sich die Polizei zunächst nicht.

Telegram-Gründer im Behördenvisier
Die Kritik am Messengerdienst Telegram in Südkorea fällt zeitlich mit der Festnahme seines Gründers Pawel Durow zusammen. Der gebürtige Russe war am Samstagabend kurz nach seiner Landung auf dem Flughafen Le Bourget bei Paris festgenommen worden. Die Behörden werfen Telegram mangelnde Kooperation im Kampf gegen Internet- und Finanzkriminalität vor.

Der französischen Staatsanwaltschaft zufolge laufen die Ermittlungen unter anderem im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Verbreitung von Kinderpornografie über den Internet-Dienst. Telegram hatte den Vorwurf der Mittäterschaft in einer Stellungnahme nach Durows Verhaftung zurückgewiesen.

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