Einkommen zu gering?

Das sind die Baustellen beim leistbaren Wohnen

Wirtschaft
08.09.2024 18:48

Für acht von zehn Österreichern sind die Wohnkosten eine Belastung. Dazu kommen stark gestiegene Zinsen für Häuslbauerkredite – bei gleichzeitig hohen Immobilienpreisen und einem Einbruch bei neuen Wohnprojekten.

Egal, ob Jung oder Alt – jeder spürt es auf dem Bankkonto, dass das Leben in den letzten Jahren teurer wurde. Besonders belastend empfinden die Österreicher die stark gestiegenen Wohnkosten.

Für jeden Zweiten sind diese eine gewisse, für ein weiteres Drittel sogar eine starke Belastung, so die Statistik Austria. „Bei Mieten gab es quer durch die Segmente Steigerungen, vor allem aber bei freien Verträgen“, erklärt Wifo-Wohnexperte Michael Klien. Schon jetzt gehen bei Familien mit geringen Einkommen oft mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens für die Wohnkosten drauf.

Ein Ende der Mietpreissteigerungen ist nicht absehbar. Durch Indexierung der Verträge schlägt die Inflation auch heuer durch. Bei Richtwert- und Kategoriemieten sowie im öffentlichen Wohnbau ist die Erhöhung 2024 durch die „Mietpreisbremse“ mit fünf Prozent begrenzt. Im letzten Jahr zahlten die Österreicher im Schnitt über alle Mietverhältnisse (Altbau, Neubau, gefördert, befristet, unbefristet) pro Wohnung 625 € Miete inkl. Betriebskosten. Vor zehn Jahren waren es 200 € weniger (siehe Grafik unten).

(Bild: stock.adobe.com)

Teure Zinsen bremsen den Wohnungsneubau
In einem Teufelskreis steckt der Wohnbau. In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise stetig gestiegen, nur 2023 ging es leicht zurück. Da Kredite nichts gekostet haben („Nullzinspolitik“), konnte man sich Eigentum – wenn oft auch nur mit Bauchweh – „leisten“. Der rasche und starke Zinsanstieg durch die EZB hat die Leistbarkeit dann zunichtegemacht. Der war notwendig geworden, weil die niedrigen Zinsen und steuerliche Vorteile Immobilienentwicklern in die Hände spielten und sie die Preise weiter in die Höhe trieben.

Ein abschreckendes Beispiel dafür lieferte der Finanzjongleur René Benko mit seinem Weggefährten Alfred Gusenbauer, ehemals SPÖ-Kanzler. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) musste Kreditvergaberichtlinien verschärfen, der Traum vom Eigenheim zerbrach.

Weniger Nachfrage in Kombination mit inflationsbedingt stark gestiegenen Baukosten hat als Folge den Neubau zum Erliegen gebracht. Wurden vor der Krise 2019 noch über 50.000 Wohneinheiten bewilligt, waren es im Vorjahr gerade noch etwas über 23.000.

Wifo-Wohnexperte Michael Klien (Bild: Wifo/Alexander Müller)
Wifo-Wohnexperte Michael Klien

Bei Immobilienpreisen droht Teufelskreis
Das Wohnpaket der Regierung werde den Wohnbau zwar wieder stimulieren. Bis es jedoch mehr Angebot gibt, werden Jahre vergehen. „Hier war die Politik leider zu spät“, resümiert der Wohnexperte. Durch die geringere Verfügbarkeit in den nächsten Jahren besteht die Gefahr, dass die Immobilienpreise erneut steigen – ein Teufelskreis.

Zu einer Entspannung etwas beitragen können die Bundesländer. Vorarlberg, Tirol oder Salzburg sollten beispielsweise ihre zum Teil hohen Baustandards überdenken. Viele Bauunternehmer dürften wegen der aktuellen Auftragsflaute auch preisaggressiver anbieten als früher – was ebenfalls einem potenziellen Bauherrn hilft.

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