Es war eine Hiobsbotschaft für die Fans der oststeirischen Feistritztalbahn: Der Birkfelder Gemeinderat gab grünes Licht für den Ausbau der B 72 – und zeigte dem historischen Zug gleichzeitig die Stopptafel. Wir durften für eine Probefahrt einsteigen und haben Bahnfreunde und Gemeindevertreter befragt.
Schwarzer Rauch steigt in den stahlblauen Himmel, als wir an diesem Spätsommertag am Birkfelder Bahnhof eintreffen, und es riecht, als würde ein Holzkohlegriller für eine lauschige Sommerparty angeworfen. Heizer Reinhard Kares schaufelt mehr Kohlen in den flammenden Kessel der nostalgischen Dampflok mit Baujahr 1894, und wieder steigen dunkle Schwaden in die Luft empor: ein Spektakel für alle Sinne, das nur für unsere Vorfahren alltäglich war. „Das kohlschwarze Wesen“ – so bezeichnete der große steirische Heimatdichter Peter Rosegger einen „Dampfwagen“ – ist eine von drei historischen Zugmaschinen, die jahrzehntelang auf der Strecke der Feistritztalbahn zwischen Birkfeld, Anger und Weiz dampften.
Nach dem Unfall vor rund einem Jahr, bei dem zwei Waggons entgleisten, warten sie jedoch am Abstellgleis. Von einem Stillstand rund um die beliebte Schmalspurbahn kann dennoch keine Rede sein: Zahlreiche ehrenamtliche Helfer haben die Zwangspause genutzt und Tausende Arbeitsstunden in die Instandsetzung der Strecke in der Oststeiermark gesteckt.
„Krone“ auf Probefahrt
„Wir haben 400 Bahnschwellen getauscht, den Bewuchs entlang der Gleise entfernt, Tunnelportale gereinigt oder umgestürzte Bäume weggeräumt“, berichtet Daniel Maier, Obmann des Clubs U44 – ein Verein, der sich schon seit den Siebzigerjahren für den Erhalt des 1911 eröffneten Kulturdenkmals einsetzt. Maier zeigt der „Krone“, dass die Bahn längst nicht verrostet, sondern voll betriebsfähig ist: Er nimmt die rote Fahne in die Hand und gibt seinem Lokführer Reinhard Kares das Startsignal.
Nach einem schrillen Pfiff rattern wir in einem der alten Waggons bis zu einem imposanten Viadukt auf der Trasse. Das Bauwerk – das erste der Donaumonarchie, das die Ingenieure ganz aus Stahlbeton errichtet haben – ist denkmalgeschützt, wie auch die andere Bahninfrastruktur. „Die Errichtung war eine Pionierleistung“, erzählt Maier, während die traumhafte Kulisse des wildromantische Feistritztales an uns vorbeizieht.
„Wollen Denkmal in seiner Gesamtheit erhalten“
Mit von der lustigen Zugpartie ist der 13-jährige Sebastian Handler, der seine Freizeit am liebsten auf den Anlagen der Feistritztalbahn verbringt, heute ganz vorne in der Lok. „Uns ist es ein Anliegen, dass man das Denkmal in seiner Gesamtheit erhält“, betont Maier auf der Fahrt. Der Birkfelder Gemeinderatsbeschluss der Vorwoche war ein „Rückschlag“ für die Bahnfans, wie der Obmann sagt, „aber für uns ändert sich nichts, wir machen mit allen Arbeiten weiter.“
Dem Verein gehe es um eine „friedliche Koexistenz“ von Bahn, Straße und Radweg. Mit der BH Weiz sei man wegen diverser Betriebsauflagen in bestem Einvernehmen.
Für uns hat der Ausbau der B 72 absolute Priorität, die Straße ist unsere Lebensader. Mit dem Beschluss können wir uns das Geld des Landes dafür sichern.
Vizebürgermeister Karl Schneeflock
Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz
Vize-Ortschef: „B 72 ist Lebensader der Region“
Wir treffen Vizebürgermeister Karl Schneeflock im Birkfelder Rathaus. Nach der Entscheidung der Kommune, die B 72 erweitern zu wollen und dafür die Feistritztalbahn aufzugeben, gingen die Wogen politisch hoch. FPÖ und Grüne machten mobil.
„Für uns hat der Ausbau der B 72 Priorität, die Straße ist unsere Lebensader“, begründet der ÖVP-Politiker die Entscheidung, das Geld aus dem Verkehrsressort des Landes zu sichern. Hangrutschungen und Unfälle würden schon jetzt immer wieder zu eier Straßensperren führen. Mit dem Sanctus der Mandatare könne man eventuell sogar noch heuer einen Landtagsbeschluss herbeiführen.
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