Handball-Boss hautnah

„Das schönste Ventil, um Emotionen frei zu lassen“

Oberösterreich
30.08.2024 15:05

Bernhard Ditachmair ist seit Jahrzehnten erfolgreich als Steuerberater tätig und darüber hinaus Handball-Präsident des HC Linz. Im Interview mit der „Krone“ spricht er über Kinder-Boom, Perspektiven, Herausforderungnen und seine größte Freude!

Beruflich führt Bernhard Ditachmair bereits seit 37 Jahren eine Steuerberatungsfirma. Abseits dessen ist er leidenschaftlicher Handball-Präsident des amtierenden Meisters HC Linz. Nach dem Supercup-Erfolg am Samstag und vor dem Liga-Auftakt bat ihn die „Krone“ zum Interview:

Krone: Gratulation zum Sieg im Supercup gegen West Wien!
Ditachmair: Danke! Es war eine Ehre, überhaupt Supercup spielen zu dürfen und ist eine Bestätigung für unsere Reise!

In der man vor drei Jahren dem Abstieg nahe war, nun ist man amtierender Meister.
Als damals Not am Mann war, fühlte sich jeder motiviert, das Bestmögliche zu tun. Es war nicht der Druck von oben, sondern vielmehr die Leidenschaft jedes Einzelnen. Damit der Titel keine Eintagsfliege bleibt, führen wir viele Diskussionen.

Trotz der sportlichen Erfolge gibt es auch einige Herausforderungen, vor allem in der Hallenthematik.
Wir haben von der Stadt Linz eine schön umgebaute Halle in Kleinmünchen erhalten, das ist gelungen. Mit den Steelvolleys, die vor uns trainieren, haben wir eine Einschränkung. Daher fehlen uns Trainingszeiten, die Stadt bemüht sich, und versucht Zeiten in anderen Schulen zu finden. Was nichts an der Tatsache ändert, dass wir zu wenige Hallen haben. Am meisten spüren wir das im Nachwuchs.

Wie meinen Sie das?
Wir haben bis zu 300 Kinder und müssen mittlerweile selektieren. Wir trainieren in sieben Hallen mit 40 Kindern gleichzeitig. Die Eltern im Süden von Linz akzeptieren bis zu einem gewissen Umfeld längere Anfahrten, irgendwann hört es sich auf.

Ditachmair im Gespräch mit „Krone“-Sportredakteur Michael Schütz (Bild: Wenzel Markus)
Ditachmair im Gespräch mit „Krone“-Sportredakteur Michael Schütz

Ein Eckpfeiler ist das Ehrenamt. Wie wichtig und zugleich herausfordernd ist es, freiwillige Helfer zu finden? 
Wir haben einerseits das Glück, dass Handball durch die letzten Erfolge, auch bei der EM, populär ist. Aber es bleibt schwierig. Wir rekrutieren Eltern, die die Begeisterung der Kinder mitbringen und bieten auch ein umfassendes Elternprogramm. Im Grunde hat man immer zu wenig Helfer, aber wir finden immer Lösungen.

Ein Slogan Ihrer Firma lautet „Beraten mit Weitblick, Steuern mit Präzision, Zukunft entwickeln mit Expertise“. Inwieweit lässt sich eine Symbiose zur Funktion als Handball-Präsident ableiten?
Die Ansprüche im Spitzensport und in unserem Berufsstand sind ähnlich. Vor allem Zukunftsentwicklung mit Expertise wende ich nicht nur in der Firma an, sondern bei jedem Team, das etwas erreichen will. Wenn man nur im Hier und Jetzt ist, wird man stets ausgelaugt sein. Insofern bin ich froh, dass ich auch Handballer für meinen Betrieb gewinnen kann, weil die viel von der Einstellung mitbringen, die ich mühselig suche.

Als Steuerberater dreht sich viel um Zahlen und Fakten. Am Spieltag regieren die Emotionen. Wie sehr sehen Sie Sport als Ventil, um Emotionen freien Lauf zu lassen?
Es ist das schönste Ventil, das man nützen kann, das war mir davor nicht bewusst. So ausleben wie in der Halle kannst du nur im Sport, da bist du emotional ganz wo anders und kannst alles vergessen, was dich drückt.

Ditachmair blüht bei den Spielen regelrecht auf (Bild: Pichler)
Ditachmair blüht bei den Spielen regelrecht auf

Neue Erfolge bringen neue Partnerschaften. Wie wichtig ist eine langfristige Beziehung mit den Sponsoren?
Es zeigt, dass man nur im Team erfolgreich sein kann. Wir haben das Glück, einen jahrzehntelangen Partner zu haben, der hinter uns steht. Aber du brauchst viele Sponsoren, vier Legionäre finanzierst du nicht mit normalen Strukturen. Daher haben wir vor einem Jahr auch den Business-Club gegründet.

Im Liga-Vergleich ist man budgetär im Mittelfeld. Wie kann man das kompensieren? 
Mit Begeisterung und Zukunftsperspektive. Wir treten nicht an, um Meister zu werden und dann ist alles egal. Wir treten an, um viele Handballbegeisterte zu finden und zu entwickeln

Trotzdem ist fehlende Finanzkraft auch eine Hürde. So hat man als Meister freiwillig auf den Europacup verzichtet.
Wir streichen es nicht für immer. Bei einer Teilnahme sind aber 50.000 Euro weg. Das ist nicht viel, aber wenn ich das nicht abdecken kann, muss ich Prioritäten setzen. Da investiere ich lieber in die Mannschaft, in die Jugend oder die Basisstruktur.

Trotz starker Leistungen ist es oft schwierig, die Hallen mit Fans zu füllen. Wo kann man hier die Hebel ansetzen?
Das ist seit Jahren ein intensives Thema. Es gibt von der Liga einen guten Ablauf mit Ehrungen und Sponsorvorstellungen. Im VIP-Bereich sind wir überfüllt, aber in der Halle sind wir längst noch nicht voll. Hier kommt vorwiegend die Community, aber wir müssen auch nicht handball-affine Fans für uns begeistern. Wir akquirieren nicht gezielt genug, hier haben wir riesiges Potenzial.

Wie oft werfen Sie hinsichtlich Wahrnehmung und Finanzen neidische Blicke in Richtung Fußball?
Fußball ist eine Ausnahmesituation mit der kannst du dich nicht so vergleichen. Wenn, dann vergleichen wir uns mit anderen Sportarten, da sind wir absolut dabei. Da sind wir vor allem bezüglich Wahrnehmung in den sozialen Medien weit vorne.

Was bereitet Ihnen mehr Freude? Ein sauberer Jahresabschluss eines Kunden oder ein Sieg des HC Linz?
Der Sieg ist an erster Stelle. Aber zurück zu Perspektiven: Ein Betrieb mit entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten ist mir genauso lieb wie der HC Linz.

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