Nach Kampfjet-Absturz

Selenskyj entlässt nun Chef der Luftwaffe

Außenpolitik
30.08.2024 21:32

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Luftwaffenkommandanten Mykola Oleschtschuk entlassen. Offiziell wurde kein Grund genannt, allerdings liegt ein Zusammenhang mit dem Verlust eines westlichen Kampfjets F-16 mitsamt dem Piloten nahe.

Am Donnerstag hatte der Generalstab bestätigt, dass eine der wenigen Maschinen vom Typ F-16 im Einsatz gegen einen massiven russischen Luftangriff am Montag verloren gegangen sei. „Ich habe mich entschlossen, den Kommandanten der Luftwaffe der Ukraine zu entlassen“, verkündete Selenskyj in Folge am Freitag in seiner abendlichen Videoansprache. Er danke allen Angehörigen der Luftwaffe, die wirklich Resultate für die Ukraine erzielten. „Das gilt auch für die Kommandoebene. Wir müssen stärker werden. Und unsere Leute bewahren.“

Oleschtschuk kritisierte am Freitag auf Telegram eine Abgeordnete, die die offizielle Version des Absturzes in Zweifel zog. Sie leiste russischer Propaganda Vorschub, schrieb er und drohte, sie vor Gericht zu bringen. Der Verlust der Maschine werde aufgeklärt, auch in Zusammenarbeit mit dem Herstellerland USA. Der Generalleutnant hatte die ukrainische Luftwaffe seit 2021 geführt. Zu seinem Nachfolger wurden bisher keine Angaben gemacht.

Schwerer Rückschlag für die Ukraine
Mehrere F-16-Kampfjets waren erst vor wenigen Wochen von den westlichen Verbündeten an Kiew geliefert worden. Der Vorfall ist ein schwerer Rückschlag für die Ukraine. Die Regierung in Kiew musste zur Abwehr massiver russischer Luftangriffe lange mit einer Flotte veralteter Kampfjets vom Typ MIG-29 und Suchoi aus der Sowjetzeit vorliebnehmen und forderte vom Westen lange die schnellere Lieferung hochmoderner F-16-Kampfjets.

Acht Tote bei russischen Luftangriffen in Charkiw und Sumy
Unterdessen sind bei russischen Angriffen am Freitag nach örtlichen Angaben mindestens acht Menschen getötet worden. Die Region Charkiw im Osten des Landes meldete vier Todesopfer, darunter ein 14-jähriges Mädchen. In der benachbarten Region Sumy starben demnach zwei Menschen.

In Charkiw trafen gelenkte Fliegerbomben nach offiziellen Angaben unter anderem ein zwölfstöckiges Wohnhaus, das teilweise einstürzte. Dem Militärgouverneur Oleh Synjehubow zufolge gab es zudem 59 Verletzte, darunter neun Kinder im Alter von fünf bis 16 Jahren. Der Gouverneur teilte in Onlinenetzwerken ein Video, auf dem ausgebrannte Autos vor Wohngebäuden zu sehen waren, aus denen dichter schwarzer Rauch aufstieg.

 Präsidentenberater Mychailo Podoljak sprach von einem „vorsätzlichen Angriff auf das Zentrum von Charkiw, auf ein mehrstöckiges Gebäude“. Der Angriff sei mit einer Lenkbombe, einer besonders zerstörerischen Waffe, ausgeführt worden. Laut der ukrainischen Staatsanwaltschaft wurde der Angriff von einem Flugzeug des Typs Su-34 ausgeführt, das in der russischen Grenzregion Belgorod gestartet war.

Staatsanwalt: „Völkerrechtlich verbotene Kriegsmethoden“
In Sumy sollen acht Menschen verletzt worden sein. Darunter befinden sich laut Behördenangaben mehrere Kinder. Die lokale Staatsanwaltschaft sprach von „völkerrechtlich verbotenen Kriegsmethoden“. Wegen der russischen Luftangriffe wurden seit dem 9. August rund 21.000 Menschen aus der Region Sumy evakuiert. Die Menschen wurden am Freitag dazu aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben und die Fenster zu schließen.

Sumy grenzt an die russische Region Kursk, in der die Ukraine im August eine Militäroffensive gestartet hatte. Ein Ziel der Offensive war die Schaffung einer Pufferzone auf russischem Gebiet, um die eigene Bevölkerung vor Angriffen zu schützen. Moskau antwortete darauf mit Luftangriffen.

„Ein Schlag, den es nicht gegeben hätte, wenn unsere Verteidigungskräfte die Möglichkeit hätten, russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach den Attacken auf Charkiw in einer Nachricht bei Telegram. Er forderte angesichts der Zerstörungen einmal mehr die Freigabe weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele in Russland.

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