Karriereende mit 28

Der „Ski-Hulk“ zieht einen finalen Schlussstrich

Vorarlberg
01.09.2024 07:33

„Ich weiß, dass ich es schaffen könnte, bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen Medaillen zu holen. Allerdings kann ich es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass ich in diesem System so weitermache und immer still bin. Aus diesem Grund habe ich den Entschluss gefasst, meine Karriere als Profisportler zu beenden“, lässt ÖSV-Skicross-Ass Mathias Graf im Gespräch mit der „Krone“ die Bombe platzen.

„Und nein! Es wird keinen Rücktritt vom Rücktritt geben wie vor zwei Jahren. Da hatte ich nur das Glück, dass mein Kopfsponsor klipp und klar zu mir gesagt hat, dass er will, dass ich weiterfahre“, erinnert sich der Dornbirner, der bis 2021 als Alpiner aktiv war und neben Slalom-Bronze bei den Youth Olympic Games 2012 und zwei Top-3-Plätzen im Europacup einen 18. Rang beim Weltcup-Slalom am legendären Kitzbühler Ganslernhang einfahren konnte.

Fulminantes Debüt
Nach seinem Umstieg ins Skicrosslager mischte der 28-Jährige die Szene gehörig auf. Im französischen Val Thorens konnte Graf bei seinem dritten Europacuprennen den ersten Sieg einfahren, sieben weitere Erfolge und der Triumph in der EC-Gesamtwertung folgten.

Noch fulminanter geriet sein Weltcupeinstieg! Nachdem er in Val Thorens am 8. Dezember 2022 beim Debüt auf Rang acht gefahren war, flog der Kästle-Pilot tags darauf zum ersten Sieg und der Führung im Gesamtweltcup. „Die ist mir aber völlig egal, weil mir Skicross so viel Spaß macht und diese junge Sportart so genial ist!“

Und jetzt, knapp zwei Jahre später ist dieses Feuer, dass damals so lichterloh in Graf brannte, erloschen, der Spaß vergangen? „Nein, der Spaß am Skicross ist immer noch da. Ich liebe das Sommertraining – auch wenn man sich das nur schwer vorstellen kann“, sagt Mathias schmunzelnd, um gleich wieder ernst zu werden. „Es haben sich in den letzten zwei Jahren aber einige Sachen angehäuft, die für mich einfach nicht okay waren. Das sind teaminterne Dinge, aber auch Entscheidungen der FIS bei Rennen. Für mich ist es immer noch eine Frechheit, dass wir diesen Februar auf der Reiteralm – wo sich Sonja Gigler dann das Kreuzband gerissen und ich mir den Rücken verletzt habe – bei widrigsten Bedingungen runtergeschickt wurden.“

Mathias Graf hielt mit seiner Meinung nie hinter dem Berg.  (Bild: GEPA pictures)
Mathias Graf hielt mit seiner Meinung nie hinter dem Berg. 

Neue Herausforderungen 
Ein Knackpunkt! „Nach diesem Wochenende habe ich mir die Frage gestellt, ob ich das noch mitmachen will“, verrät Graf, dessen Antwort am Ende „Nein“ lautete. „Ich werde weiterhin trainieren und schauen, dass ich möglichst lange so fit bleibe, wie ich es jetzt bin“, sagt der „Ski-Hulk“, der sich nicht nur bei seinen Eltern, seiner Gattin Lisa und der ganzen Familie, sondern auch bei seinem OZ-Trainer Kristian Krause, Physio Michi Sohm und VSV-Präsident Walter Hlebayna bedankt. „Walter war immer da, wenn ich einmal eine Trainingspiste in Zürs gebraucht habe.“

Mathias Graf wird in Zukunft öfters zu Hause bei Gattin Lisa sein. (Bild: Peter Weihs/Kronenzeitung)
Mathias Graf wird in Zukunft öfters zu Hause bei Gattin Lisa sein.

Was die Zukunft bringt? „Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich am 9. September bei der Firma Doppelmayr ein Praktikum im Bereich Entwicklung“, sagt Mathias. „Ich werde sicherlich nie als Trainer an der Skipiste stehen. Allerdings kann ich es mir schon sehr gut vorstellen zukünftig etwas in anderen Bereichen, etwa der Trainingsplanung zu machen.“

Und worauf ist er rückblickend stolz? „Als Sportler war ich sicher nicht sehr einfach. Aber ich bin nie mit dem Strom geschwommen, habe mich nie verbiegen lassen. Ich rede über niemanden hinter seinem Rücken, sage jedem ins Gesicht, was ich mir denke. Und das werde ich auch in Zukunft so halten, weil es mich weiterbringt und alles andere nicht mit meinem Gewissen vereinbar wäre.“ 

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