Aus Angst vor Teufel

Frau gesteht Überfälle, die sie nie begangen hat

Gericht
01.09.2024 06:47

Eine 19-Jährige hat niederösterreichische Polizisten ordentlich an der Nase herumgeführt und sechs Raubüberfälle gestanden. Vor dem Gericht in Wiener Neustadt lieferte sie jetzt eine übernatürliche Erklärung: „Das fing an mit Tarot-Kartenlegungen ...“

Am 12. Dezember marschiert eine 19-Jährige in eine Wiener Polizeistation – begleitet von einem älteren Ehepaar und einem renommierten Strafverteidiger. Was die junge Rumänin dort beichtet, damit hatte wohl keiner der Beamten gerechnet: Sie hätte zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Onkel sechs Raubüberfälle begangen – darunter auch zwei Angriffe auf Banken.

25-Seiten-Geständnis frei erfunden
Die Polizisten sind sofort alarmiert, rechnen damit, einer großen Verbrecherfamilie das Handwerk zu legen. 25 handgeschriebene Seiten legt die junge Frau vor, mit detaillierten Beschreibungen der Überfälle, beginnend im Dezember 2018 auf die Deniz-Bank. Die komplette Inspektion prüft die Angaben. Die 19-Jährige wird währenddessen im Verhörzimmer befragt – bis schließlich ans Licht kommt: Es ist alles nur erfunden ...

Kuriose Verantwortung vor Gericht
Wie kommt eine junge Unbescholtene auf die Idee, schwere Verbrechen zu gestehen, die sie nicht begangen haben kann? Dafür liefert sie im Landesgericht Wiener Neustadt eine Erklärung, die Prozessbeobachter zum Staunen bringt. Ihr wird von der Staatsanwaltschaft nun Verleumdung und falsche Beweisaussage vorgeworfen. Die Anklagebank teilt sie sich mit dem Ehepaar, das sie zur Polizeistation begleitete – die Eltern ihres Freundes.

Hätte Angst gehabt, der Teufel kommt in der Nacht 
Der im Gefängnis sitzt, weil er den Ex-Freund der 19-Jährigen verprügelte und erniedrigte. Die junge Frau kam dann bei seiner Familie unter. Und sagt nun erstmals vor Gericht: „Deren Ziel war, dass ich in U-Haft komme, dass ich sehe, wie sich ihr Sohn fühlt. Sie haben mir die Schuld daran gegeben.“ Also hätten sie die Rumänin gezwungen, sich bei der Polizei anzuzeigen.

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Die Gutmütigkeit meiner Mandanten ist schamlos ausgenutzt worden. Die Erstangeklagte hat sie davon überzeugt, die Überfälle wirklich begangen zu haben. Ihre Angaben vor Gericht sind ebenso frei erfunden.

(Bild: zVg)

Anwalt Alexander Prenner verteidigt das mitangeklagte Ehepaar.

„Ich muss in einem Pool mit Schlangen schlafen“
Und wie sei sie auf die Überfälle gekommen? „Das fing an mit Tarot-Kartenlegung. Sie meinten, ich sehe das im Wasser und in den Kaffeebohnen, ich sehe das in den Karten, du hast das alles gemacht.“ Und da sei ihr dann ein bisschen mulmig geworden, erklärte sie der Richterin. „Ich habe Angst vor so was, ich kannte das davor nicht. Sie meinten, dass, wenn ich das nicht zugebe, etwas Schlimmes passiert. Es kommt in der Nacht der Teufel zu mir und ich muss in einem Pool mit Schlangen schlafen.“

Also habe sie die Verbrechen, die in den Tarotkarten standen, zuerst aufgeschrieben und später bei der Polizei gestanden.

Wer von der Wahrsagerei auch das erste Mal hört: das mitangeklagte Ehepaar, verteidigt von Anwalt Alexander Prenner. Ihr Fehler sei lediglich gewesen, die 19-Jährige nach der Verhaftung ihres Sohnes überhaupt aufgenommen und im Dezember zur Inspektion begleitet zu haben, bekennen sie sich u. a. zu der Beteiligung an der mehrfachen Verleumdung nicht schuldig. Im Oktober wird weiterverhandelt.

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