Wieder endet ein Festspielsommer. Was nach 172 Aufführungen an der Salzach in Erinnerung bleiben wird. Eine Kolumne von Larissa Schütz.
Ein ungewöhnlicher Opernauftakt. Zugegeben, von einem Festival mit dem Renommee und dem Budget der Festspiele hätte man sich mehr erwartet als eine konzertante Aufführung von Richard Strauss’ „Capriccio“ als Eröffnungsoper. Doch Christian Thielemann am Pult der Wiener Philharmoniker sorgte dafür, dass man weder Kulissen noch Kostüme vermisste. Stattdessen uneingeschränkte Konzentration auf Strauss’ Musik, die in dieser Interpretation und Ausführung ihresgleichen suchte. Ansonsten war das Aufwärmen von Mozart-Opern diesen Sommer groß in Mode: Verlässlich für erneute Begeisterung sorgte die traditionelle Wiederholung von Cecilia Bartolis Pfingstoper „La Clemenza di Tito“, und Romeo Castellucci durfte seinen symbol- und bildgewaltigen „Don Giovanni“ quasi unverändert wiederaufnehmen.
Doch es gab auch Neues im szenischen Musikbereich und dabei erwies sich Weinbergs „Der Idiot“ als Überraschungsknaller.
Über die vor Anspielungen nur so strotzende Regie von Krzysztof Warlikowski lässt sich naturgemäß streiten, über die musikalischen Darbietungen von Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla und vor allem Tenor Bogdan Volkov jedoch nicht. Da hörte man ganz großes Kino in der Felsenreitschule.
Geglücktes „Comeback“. Seit er 2018 für den erkrankten Tobias Moretti einsprang, wurden die Stimmen nie ganz leise, die forderten, Philipp Hochmair solle als offizieller Jedermann eingesetzt werden. Die Gebete wurden erhört und Hochmair wurde zum neuen Jedermann, der nicht enttäuschte und die Figur des reichen Mannes mit allerhand Rock’n’Roll ausstattete. Das passte gut zu Robert Carsens glitzer-glamouröser Inszenierung und sorgte beim Publikum durchwegs für Begeisterung.
Die nächste Generation. Die Festspiele sind dafür bekannt, in regelmäßigen Abständen die großen Stars von morgen hervorzubringen, auch wenn der jungen Generation nicht allzu viel Platz im Programm gegeben wird, gerade wenn man sich unter den Solisten umsieht.
Der Jüngste unter den Dauergästen wie Grigory Sokolov, Arcadi Volodos und András Schiff war heuer mit seinen 27 Jahren der französische Pianist Alexandre Kantorow, der ein phänomenales Debüt beim Festival hinlegte.
Der 28-jährige Finne Klaus Mäkelä war als Dirigent zwar kein Solist, aber ebenfalls ein bejubelter Festspieldebütant. Anfang des Jahres verschied mit Maurizio Pollini einer der beliebtesten und dienstältesten Stammgäste des Festivals; Vielleicht nehmen die Festspiele dies zum Anlass, den frei gewordenen Dauerplatz im Solistenprogramm an einen jungen Shootingstar zu vergeben. Genügend würdige Anwärter gäbe es, auch weibliche.
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