Die in Vilnius geborene Sopranistin Asmik Grigorian ließ bei einem Eis mit der „Krone“ ihren Salzburger Festspielsommer ausklingen, sprach über die Liebe zu Salzburg, Auszeichnungen und ihre neue Heimat Wien.
Haben Opernsängerinnen eigentlich Ferien? „Ich weiß nicht, wie es die anderen machen, aber ich habe nicht viel Urlaub – und wenn, dann vor allem im Winter, um dann dem Sommer nachzureisen. Aber in diesem Jahr schaffe ich es nicht. Ich bin komplett ausgebucht. Ich glaube, ich muss über mein Leben nachdenken!“ Sagt Asmik Grigorian und lacht herzlich dazu.
An einem der letzten Festspieltage im Garten ihres Salzburger Quartiers besuchte sie die „Krone“ und sprach mit ihr bei einem kühlen Eis.
Seit 2017 ist sie jeden Sommer ein Fixstern im Salzburger Sommer: als Wozzeck-Marie, Salome, Chrysothemis, Lady Macbeth, in Puccinis „Trittico“ und heuer als Polina in „Der Spieler“.
Salzburg zählt zu den wichtigsten Orten ihrer Karriere, „aber auch mein Herz lebt hier. Ich scherze immer: Wenn ich es bis zum Sommer in Salzburg schaffe, dann hab ich überlebt. Salzburg ist mein Energiezentrum, wo Menschen leben, die ich liebe. So wie die Berge und die Natur rundherum.“
Dabei kommt die Tochter des armenischen Tenors Gegam Grigorian und der litauischen Sopranistin Irena Milkevičiūtė zum Gespräch direkt aus Wien, wo sie an der Staatsoper ihre erste Elisabetta in Verdis „Don Carlo“ probt.
Große Auszeichnung für eine neue Wienerin
Heute, Sonntag, bekommt Asmik Grigorian auch den „Großen Preis der Jury“ des Österreichischen Musiktheaterpreises in der Volksoper überreicht.
„Manchmal ist es für mich wie in einem Traum, weil ich so viele Preise bekomme. Aber dieser ist speziell, nachdem Österreich jetzt meine neue Heimat ist“, so Grigorian, die, weil ihre Tochter schulpflichtig wurde, Wien als neuen, ständigen Wohnsitz gewählt hat. „Ich fühle mich in diesem Land so sehr geliebt. Das ist das größte Geschenk für jeden Künstler. Der Preis ist das Symbol dafür“, freut sich die Sopranistin über die Auszeichnung.
Liebste Eissorte: An sich ist Asmik Grigorian keine „Süße“, wie sie gesteht. Wenn schon Eis, dann am liebsten die Geschmacksrichtung Kaffee oder ein nicht zu süßes Sorbet.
Glücksspielerin? In diesem Salzburger Festspielsommer war sie die Polina in Prokofjews „Der Spieler“. Doch selbst traut sie sich nicht ins Casino: „Mein Vater hat gespielt. Wir Armenier sind im Grunde unseres Herzens Glücksspieler. Es ist also besser, wegzubleiben.“
Neo-Wienerin: Asmik Grigorian wohnt jetzt in Wien. Ihre Tochter ist schulpflichtig und wurde eingeschult. Daher singt ihre Mutter ab sofort keine Samstagvorstellungen mehr. Jeden Freitagabend geht es heim nach Wien, um das Wochenende mit der Tochter zu verbringen.
Die Sopranistin hat in ihrem Leben noch nie an Gesangswettbewerben teilgenommen hat: „Vielleicht weil ich nicht weiß, wie man verliert. Wenn ich gewinne, fühl ich mich schuldig, dass vielleicht wer anderer besser war. Wenn ich verliere, glaube ich, eine Versagerin zu sein.“
Panikattacken, wenn sie auf der Bühne steht
Spezielle Rituale vor Vorstellungen hat sie nicht.„Ich fühle mich nicht sehr nervös vor Auftritten, aber ich habe diese Panikattacken auf der Bühne. Ich weiß nie, wann und wie es kommt. Es ist wie bei Tieren, die plötzlich erstarren. Dann spüre ich meine Hände nicht mehr, bring den Mund nicht mehr normal auf. Das habe ich seit meiner Kindheit, habe aber in den letzten 20 Jahren gelernt, trotzdem zu singen und zu spielen.“
Bellinis „Norma“ als Hommage an ihre Mutter
Herausforderungen anzunehmen, an sich selbst zu wachsen, das ist ihr Credo. Daher traut sie sich auch im Februar im Theater an der Wien über Bellinis Druidenpriesterin Norma.
„Ich habe nie Belcanto gesungen, keine Koloratur-Partien. Das mit 43 zu lernen ist etwas verrückt, aber die Rolle steckt irgendwie in mir drinnen“, erklärt Asmik Grigorian: „Ich möchte diese Auftritte meiner Mutter widmen, sie war eine der besten Normas, sie war magisch. Natürlich werde ich die Norma eher veristisch, meinem Stimmfach entsprechend singen. Es ist eine sehr persönliche Geschichte, und ich werde mein Bestes geben!“
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