„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl blickt diese Woche nach Aachen. Die dortige Alemannia hat es geschafft, ist zurück im Profi-Fußball. Allerdings scheint es, als ob man dort abseits des Platzes noch nicht ganz so richtig angekommen ist, wie er in der neuesten Ausgabe seiner Kolumne „Ach, übrigens...“ feststellt.
Zwölf Jahre hat es gedauert, bis es die am Aachener Tivoli heimische Alemannia, immerhin deutscher Vizemeister 1968/69, aus den Tiefen der Regionalliga wieder in den bezahlten Fußball geschafft hat. Das bringt zwangsläufig höhere Medienaufmerksamkeit mit sich, was umgehend zu größeren Unruhen im Verein geführt hat, wenn auch weitestgehend selbstverschuldet. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem sich im Osten der Republik eine Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft und deren Jugendorganisation als gesichert rechtsextrem kategorisiert wird, anschickt, bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen stärkste Kraft zu werden, weil es, wie Umfragen belegen, unglaublich vielen Wahlberechtigten schnuppe ist, dass die Partei solche Positionen vertritt, ist rechtes Gedankengut nun auch bei der Alemannia ein heißes Thema.
Beim WDR, der für die Sportschau darüber berichtet hat, ist man realistisch genug, um zu wissen, dass dies kein spezifisches Aachener und auch kein typisch deutsches Thema ist, denn der Fußball war und ist weltweit schon immer ein beliebter Andockungspunkt für rechte Recken, die ihr krankes Gedankengut in den Stadien zu verbreiten versuchen. Der feine Unterschied ist nur, dass viele Klubs zusammen mit ihren Fanorganisationen aktiv dagegen angehen und klare Kante gegen Rechts zeigen, während bei der Alemannia in der letzten Zeit einiges gewaltig schief gelaufen zu sein scheint, weil, so der WDR, „die Spitze des Klubs ein offenkundig enges Verhältnis zu rechtsextremen Anhängern im Fanblock pflegt“. In einer überstürzten und mittlerweile gelöschten Reaktion auf der vereinseigenen Website hat sich der Verein „distanziert“. Interessanterweise aber nicht von den Rechtsradikalen, sondern „vom Sportschau-Beitrag“.
Jetzt hat man flugs ein Video nachgeschoben, in dem sich Aufsichtsratschef Marcel Moberz und Geschäftsführer Sascha Eller von rechtem Gedankengut distanzieren, dass es nur so staubt und auch den einen oder anderen eigenen Fehler eingestehen. Leider ist das Filmchen so dilettantisch gemacht, dass Moberz’ Freud’scher Versprecher, „ganz viele tolle Menschen am Tivoli“ hätten „einen ganz feinen Wertekomplex … äh … Wertekompass“ fast schon zu den Höhepunkten zählt. Gut gemeint ist es, aber bekanntlich ist „gut gemeint“ nicht selten die kleine Schwester von „ziemlich daneben“. Hoffen wir, dass die Alemannia die Kurve noch kriegt; mehr als 10.000 Mitglieder haben jedenfalls ein Recht darauf.
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